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Das Ekel von Datteln

Das Ekel von Datteln

Titel: Das Ekel von Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Reinhard; Ard Junge
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das noch mal!«
    »Helga hat mich nach Hause …«
    Mager riss das Fenster auf, steckte den Kopf hinaus und zählte die Blechkisten auf dem Hof: Susannes Golf, der alte Ford der Türken aus dem Nebenhaus, zwei Müllcontainer.
    »Wo ist der Lada?«
    »Welcher Lada?«
    »Kalle«, sagte Mager. »Guck mal auf der Straße, ob Onkel Holger den Wagen da abgestellt hat …«
    Kalle wetzte los und verschwand in der engen Schlucht zwischen den beiden Häusern. Als er wieder auftauchte, schüttelte er den Kopf.
    »Also, Saale, wo ist er?«
    »Weiß nicht. Der müsste irgendwo in Bochum stehen!«

25
     
     
    »Ein Mensch ohne Kontakte – das gibt’s doch nicht«, stöhnte Brennecke.
    »Oh doch«, widersprach Lohkamp, »viel öfter sogar als du denkst …«
    Es war wieder Montag, sie saßen wieder im Golf und waren wieder auf dem Weg nach Datteln. Ihr Dialog fasste das Ergebnis einer Art Arbeitsfrühstück zusammen, zu der Lohkamp alle eingeladen hatte, die in der Vorwoche mit dem Fall befasst waren.
    Acht Leute hatten zum Teil bis in die Abende hinein gerodelt, um das Leben einer Frau zu durchleuchten, die nur 29 Jahre, neun Monate und 19 Tage alt geworden war. In der Ludwigstraße hatten sie Ärzte, Sprechstundenhilfen, Putzfrauen und Nachbarn interviewt, mit einem Foto der Toten Tankstellen, Läden und Frisiersalons abgeklappert und Erkundigungen im Reitstall eingezogen. Aber am Ende waren sie kaum klüger geworden.
    Die Einzige, die überhaupt etwas wusste, war eine Nachbarin aus dem fünften Stock namens Bielke. Die Frauen hatten wechselseitig die Blumen gegossen und die Briefkästen geleert, wenn die andere im Urlaub war. Persönliches hatten sie aber höchst selten besprochen, und Frau Bielke wusste nicht einmal, ob es einen Nachfolger für den Nachfolger gegeben hatte: »Dieses Haus – das ist alltags ein Taubenschlag …«
    Die wenigen Reitfreunde, die man angetroffen hatte, wussten noch weniger: Die Gespräche hatten sich um Pferde, Autos, Tennis und Mode gedreht, gelegentlich auch um das Düsseldorfer Schauspielhaus und das Bochumer Starlight- Projekt – um mehr nicht. Und bei den Festen, während derer man sich persönlich näherkommen konnte, hatte Ruth zumeist gefehlt. Im Vergleich dazu waren die Informationen aus der Puth-Verwaltung fast schon ergiebig gewesen.
    Besonders enttäuscht hatte Lohkamp die Befragung der Verwandten. Mit Eltern, Schwester und Schwager hatte sie sich in den letzten Jahren nur noch auf Familienfeiern getroffen, und was ihr eigenes Leben betraf, hatte sich Ruth gegenüber allen Nachfragen abgeschottet: Es ging ihr gut, sie hatte viel zu tun, die Ehe laufe wie andere auch (vor der Scheidung) bzw. sie hätten eben doch nicht zusammen gepasst (danach). Selbst die Eltern waren höchstens zweimal in ihrer Wohnung gewesen, die Schwester einmal, der Schwager nie.
    Am Donnerstag hatte die Familie die Leiche aus Holland abgeholt und wartete nun wie Lohkamp auf das Ergebnis einer zweiten Obduktion. Die Staatsanwaltschaft hatte darauf bestanden, da die Akten aus Holland noch immer nicht angekommen waren. Danach wollten Pohlmanns die Tochter so schnell wie möglich unter die Erde bringen – ein unangenehmes Kapitel der Familienchronik wäre dann zu Ende.
    Ein Zweier-Team der Kripo hatte geprüft, ob in Ruths Wohnung etwas gestohlen worden war. Zu diesem Zweck hatten die Beamten Zeitschriften und Bücher, Schachteln und Akten, die wild herumgelegen hatten, wieder einsortiert und die ausgeleerten Schubladen neu gefüllt. Nach sechs Stunden gab es ein vages Indiz: Im Wohnzimmerschrank hatte die Michalski ein verschließbares Fach für Aktenordner reserviert. Hier klaffte zum Schluss eine Lücke, in die zwei mittelmäßig gefüllte Ordner gepasst hätten. Dass es sich um die Unterlagen handelte, in denen der Gatte vor Jahren geschnüffelt hatte, stand zu bezweifeln: Die hier fehlenden Aktendeckel waren wohl erst kürzlich entfernt worden, denn die anderen waren nicht so weit verformt wie die, die dicht an dicht standen.
    »Ich möchte wissen, was in diesen Akten stand und wer sie hat«, brach Brennecke das Schweigen. »Sieht ganz so aus, als hätte Madame versucht, ihr Gehalt aufzubessern. Aber wenn da Erpressung …«
    »Bloß nichts aus dem Kaffeesatz!«, bremste Lohkamp. »Wir haben bisher nicht einen Anhaltspunkt dafür, dass es Dienstakten waren – und erst recht deutet nichts darauf hin, dass sie tatsächlich jemanden in die Mangel genommen hat.«
    »Außer Michalskis Aussage.«
    »Ja«, sagte

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