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Das Ekel von Datteln

Das Ekel von Datteln

Titel: Das Ekel von Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Reinhard; Ard Junge
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Seitenstiche. Brennecke aber lief leicht und locker, musste sich Mühe geben, ihn nicht abzuhängen.
    Nassgeschwitzt kam er an. Blick nach vorn, auf das Rasendreieck im spitzen Winkel zwischen zwei Straßen, nach rechts, nach links – zehn Meter weiter waren die Kollegen vom Dokumentationstrupp in ein Gerangel verwickelt. Sie drückten zwei Männer mit dem Rücken gegen die Außenwand eines roten Kombi. Einer von ihnen war ein nicht sehr großer, bärtiger Brillenträger. Mit beiden Fäusten umklammerte er eine schwere Videokamera und schrie auf die Beamten ein, die ihm das Werkzeug wegnehmen wollten: »Loslassen! Das ist ein Verstoß gegen die Pressefreiheit!«
    Dicht neben ihm stand ein etwas längerer, dünnerer und gut zehn Jahre jüngerer Typ mit dunklen Haaren und einem schmalen Bartkranz um den Mund. Auch ihn hatten sie gegen das Fahrzeug gedrängt und bemühten sich, ihm einen schweren Gegenstand aus der Hand zu winden, der entfernt an einen Geigerzähler erinnerte. Der Mann war zäh und zornig und brüllte: »Mensch, lass den Rekorder los!«
    Wer den Kampf gewann, war noch nicht klar. Als einer der Beamten zum Schlag ausholte, fiel Lohkamp ihm in den Arm: »Stopp!«
    Die Knäuel lösten sich. Die Polizisten traten zwei, drei Schritte zurück und bildeten einen Kreis um die beiden Figuren und das Fahrzeug – im Zweifelsfall konnten sie sofort wieder zupacken.
    Der Dicke rang nach Luft. Mit dem Unterarm schob er die Brille wieder in die Waagerechte und wischte sich den Schweiß aus der Stirn. Dann fummelte er an der Kamera herum, um zu prüfen, ob sie noch in Ordnung war.
    »Glück gehabt!«, knurrte er. Dann öffnete er die Heckklappe und ließ die Kamera verschwinden.
    »Wer sind Sie?«, fragte Lohkamp.
    »Das Gleiche wollte ich Sie fragen!«, konterte der Dicke.
    Lohkamp zeigte ihm seinen Ausweis.
    »Ich verlange, dass Sie Ihre Truppe zurückpfeifen, Herr Hauptkommissar, es gibt keinen Anlass …«
    »Personenkontrolle«, schnauzte Lohkamp. »Weisen Sie sich aus …«
    Die beiden kramten nach ihren Papieren. Lohkamp warf einen kurzen Blick darauf und gab sie an einen der Greifer weiter: »Überprüfen!«
    Der Mann trabte zu seinem Tarnfahrzeug und gab über Funk die Personalien durch.
    »Also noch mal«, meldete sich jetzt der Längere der beiden Verdächtigen: »Was wollen Sie von uns?«
    »Einbruch«, entgegnete Lohkamp. »Behinderung polizeilicher Ermittlungen, Widerstand gegen …«
    »Alles Quatsch!«, rief der Dicke.
    »Wir haben uns nur gegen vermeintliche Straßenräuber gewehrt. Putative Notwehr nennt man das, glaube ich. Und: Wie kann man in etwas einbrechen, das gar nicht richtig abgeschlossen ist? Wie kann man uns das nachweisen, wenn uns keiner gesehen hat? Damit kommen Sie nicht durch …«
    Feindselige Blicke hin und her, Schweigen. Der Mann in dem getarnten Wagen wartete immer noch.
    Feuerzeuge traten in Aktion, Qualmwolken stiegen auf. Endlich kam der Mann mit den Papieren zurück.
    »Die Papiere sind echt«, flüsterte er. »Es liegt nichts gegen sie vor …«
    Die Pause hatte gereicht, um Lohkamps Puls wieder auf normale Frequenz zu bringen. Sicher: Mitnehmen konnte er diese Brüder immer noch. Aber sie würden sie in ein paar Stunden wieder laufen lassen müssen. Und dann würde der Ärger beginnen. Egal, wie das endete – als Einstieg in Recklinghausen war es immer noch schlecht genug.
    »Hauen Sie ab, Mann!«, knurrte er und musterte den Lada mit einem ungnädigen Blick. »Aber dalli. Falls Ihre komische Kiste überhaupt ’nen Motor hat.«

30
     
     
    »Waaaahnsinn!«, triumphierte Mager, als sie wieder in Richtung Lütgendortmund düsten. »PEGASUS verarscht die Mordkommission – das muss in die Firmenchronik!«
    »Glück gehabt!«, entgegnete Saale und jagte den Lada über die weiße Mittellinie auf die Gegenfahrbahn, um einen Tieflader mit Überlänge zu überholen. »Die Morgenpest hat heute wieder eine volle Breitseite auf die Kripo abgeschossen: Ermittlungschaos, Unfähigkeit und so etwas. Da wollte sich dieser Oberbulle einfach keinen neuen Skandal leisten.«
    »Kann sein«, gab Mager zu. »Aber erhebend war die Sache doch …«
    Mit angehaltenem Atem beobachtete er, wie Saale zu einem neuen Salto mortale ansetzte. Als die Fahrerkabine eines Dreißig-Tonnen-Zugs drohend vor ihnen in die Höhe wuchs, stemmte er die Füße gegen das Bodenblech. Noch fünfzig Meter, noch dreißig …
    Kurz bevor sie von der Stahllawine niedergewalzt wurden, schwenkte der Lada wieder nach

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