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Das Ekel von Datteln

Das Ekel von Datteln

Titel: Das Ekel von Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Reinhard; Ard Junge
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sich zu ihren Gunsten scheiden lassen. Als er mit ihr brach, hat sie angefangen, ihn zu erpressen. Sie hat herausgefunden, dass er die Firma betrogen hat. Die Summen sind sechsstellig, Herr Mager. In letzter Zeit aber hat sie wieder versucht, mit ihm Kontakt zu bekommen. Als er ablehnte, hat sie von Vlieland aus angerufen und gedroht, ihn hochgehen zu lassen. Und das wäre für seine Karriere das Ende gewesen.«
    »Aber …«
    »Kein Aber, Herr Mager. Er hat sie erwürgt, die Nacht im Wald verbracht und ist morgens mit dem ersten Schiff zurückgefahren. Das ist wasserdicht.«
    »Komisch«, meinte Mager nach einer langen Pause. »Wieso hat er so plötzlich Selbstmord gemacht? Er konnte doch gar nicht davon ausgehen, dass er so bald überführt wird. Es sah doch sogar sehr gut für ihn aus!«
    »Das Gewissen, Herr Mager. Und in seiner Ehe war auch nicht alles vom Feinsten. Und der Ärger in der Firma. Könnten Sie damit leben?«
    »Nee!«
    »Eben. – Aber wenn Sie noch Zweifel haben, dann kommen Sie zu unserer Pressekonferenz. In zwei Stunden …«
    »Vielleicht …«
    »Das wär’s dann …«
    »Nein!«, rief Saale dazwischen. »Wie ist das mit dem Alibi?«
    Pause. »Das ist in der Tat noch ungeklärt. Aber ich nehme an, Herr Roggenkemper hat sich einfach um ein paar Stunden oder einen Tag geirrt.«
    »Haben Sie ihn …«
    »Er war auf Reisen. Ich werde aber noch mit ihm darüber sprechen. So long!«
     
    Mehrere Minuten lang herrschte Schweigen. Susanne kaute an ihrer Unterlippe, Karin drehte sich eine Locke um den Finger, Saale zog sein rechtes Ohrläppchen in die Länge, und Mager saß, die Arme im Nacken und die Beine lang, auf dem Besucherstuhl.
    »Also«, sagte die Chefin schließlich. »Machen wir weiter …«
    Achselzuckend kehrte der Dicke zu seinen Monitoren zurück. Spulte vorwärts, spulte rückwärts. Sah sich plötzlich Auge in Auge mit Roggenkemper, der in die Kamera schwafelte. Mager drehte den Ton leiser.
    »Die Bürger sind stolz auf ihre Stadt. Wir Politiker – das darf ich als, äh, ihr Bürgermeister sicher sagen – genießen das Vertrauen unserer …«
    Mager drückte die Stopp-Taste, und Roggenkemper versteinerte mit offenem Mund.
    Scheiß-Patzer. Mager überlegte. Susanne blickte ihm über die Schulter.
    »Ich kippe den ganzen Einschub raus«, meinte Mager, »das bringt uns fünf Sekunden. Guck mal in die Shotliste, was wir noch an Schnittbildern haben.«
    Susanne nahm das Blatt mit den Notizen.
    »Der schöne Brieföffner mit dem Leuchtturm ist noch offen!«
    Mager drehte sich um.
    »Quatsch. So ’n Brieföffner ist im Puth-Material.«
    »Hier auf der Liste steht bei Time-code-Nummer: 01.12.54 Brieföffner.«
    »Das muss diese Karin falsch abgeschrieben haben«, murrte der Dicke.
    »Komm, solche Fehler passieren dir doch öfter!«
    Mager bohrte Susanne den rechten Zeigefinger ins Schulterblatt: »Mach mich nicht an! Zwei Filme zur selben Zeit hat nicht mal Fassbender gepackt.«
    »Aber du wirst dich doch noch an dieses blöde Schnittbild erinnern!«
    »Ich erinnere mich daran, dass ich keinen Bock habe, mich von dir hier anmachen zu lassen.«
    Susanne stand auf: »Lass es!«
    An der Tür drehte sie sich noch einmal um: »Du hast einfach keine Nerven mehr. Und bist sauer wegen Gellermann. Und ich habe keine Lust auf einen Streit. Mach, was du willst.«
    Magers angewinkelter Mittelfinger stach noch in die Luft, als sie schon längst verschwunden war.
     
    Zehn Minuten später klopfte es an Susannes Büro – bei PEGASUS eine Revolution der Umgangsformen. Mager stand im Türrahmen.
    »Komm mal mit«, sagte er ungewohnt leise. Sie tat ihm den Gefallen. Saale kam vom Klo, den firmeneigenen Stern in der Hand, und schloss sich der Wallfahrt ungefragt an.
    »Du bist ein Schwein, Saale!«, ging Mager auch fast automatisch hoch. »Auf dem Lokus lesen. Ist das der aparte hanseatische Stil?«
    Sie bauten sich vor den Monitoren auf.
    »Was seht ihr?«
    Susanne und Saale blickten sich an.
    »Einen Leuchtturm, Herr Oberlehrer!«, sagte Saale. »Mit einer Fahne links und einem Holzgerüst rechts. Alles in Metall gehauen. Auf einen Löffelstiel oder so ähnlich …«
    »Brieföffner!«, knurrte Mager. »Aber sonst gut. Setzen …«
    Er ließ das Bild absacken, nahm die Kassette aus dem Player und steckte eine neue hinein. Ließ das Band im Schnelldurchgang vorlaufen. Puth sabbelte wie eine Ente. Mager wechselte auf Normalgeschwindigkeit. Puth schloss die Lippen, ins Bild kamen der Schreibtisch und ein

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