Das Elbmonster (German Edition)
werden.
Kurzer Nachtrag zum einstigen Regierungschef und damaligen Außenminister: Eigentlich kann es mir vollkommen schnuppe sein, wie oft sie ihre Partnerinnen wechseln, Hauptsache, sie machten eine gute Politik. Offensichtlich bemühten sich beide ernsthaft darum (wenngleich das verständlicherweise unterschiedlich beurteilt wird).
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Doch schauen wir jetzt wieder in fernere Gefilde, und zwar erneut rückwärts gerichtet ins Jahr 2001, um ein bisschen zu erkunden, was sich an scheinbar Bedeutsamen nach dem Palmsonntag noch so abspielt!
Der große Triumphator George W. Bush feiert gerade wieder einen angeblich grandiosen Sieg. Diesen konnte er soeben durch staatsmännische Weisheit im harten Kampf mit den Chinesen für sich verbuchen, denn die Herren des zahlenmäßig reichsten Volkes unserer lieben Mutter Erde (oder sind es inzwischen die Inder?) zeigten sich ihrerseits wegen der aktuellen Flugzeugaffäre den Nordamerikanern gegenüber vorerst ebenfalls unnachgiebig. Doch am Ende obsiegt eben wieder einmal der „stärkste Mann der Welt“, wie es sich traditionsgemäß und für den jetzigen USA-Präsidenten erst recht geziemt.
Shakespeare hätte an der offiziellen Verlautbarung gewiss berechtigte Zweifel gehabt. Auch wir vernehmen die Worte, nur am rechten Glauben daran mangelt es vielen. Erinnern wir uns überhaupt noch an jenen Vorfall, der von einigen Medien reißerisch zum mutmaßlichen Weltproblem hochgeputscht wurde?
Nein? Auch nicht schlimm! Indessen ist es jedoch ein symptomatisches Beispiel dafür, wie sich bestimmte Ereignisse nach einem gewissen zeitlichen Abstand fast in Nebel auflösen, sich zumindest als belanglos erweisen. Dies gilt natürlich auch für unsere persönliche Laufbahn. Was dich heute total aus der Fassung zu bringen vermag, ist vielleicht morgen schon Schnee von gestern.
Freilich, gewisse Informationsdienste verzeichnen infolge ihrer teils ungeheuren Machtfülle bisweilen auch die entsprechende Wirksamkeit, unsere Hirnzellen arg in Bewegung zu versetzen. Doch allzu ernst sollten wir sie auch nicht immer nehmen, wie uns die Praxis lehrt. Andererseits können wir geradezu von Glück reden, dass es sie rundherum gibt, indem sie mancherlei Ungereimtheiten und namentlich perfide Machenschaften schonungslos aufdecken und somit die Öffentlichkeit gezielt darauf aufmerksam machen. Andernfalls stünde es wahrhaftig noch viel bedenklicher mit unserer gelobten Demokratie und den sozialen Errungenschaften. Einverstanden?
Und was gibt es sonst noch an gegenwartsnahen (2001!) Belanglosigkeiten?
Ach ja, unser redegewandter und entscheidungsfreudiger Bundeskanzler kann seit einigen Tagen sein ganzheitliches Konterfei im Londoner Wachsfigurenkabinett bewundern. Womöglich wird dies seine Verehrer in höchste Entzückung versetzen. Warum auch nicht? Manche Leute brauchen das vielleicht zur Stärkung ihres Selbstwertgefühls. Schließlich haben sich ägyptische Pharaonen auch schon für die vermeintliche Ewigkeit einbalsamieren lassen, allerdings erst nach ihrem segensreichen Abflug vom irdischen Dasein.
Dessen ungeachtet kann die Besichtigung der als „Kunstwerke“ gepriesenen Duplikate verschiedener neuzeitlicher Repräsentanten des öffentlichen Lebens durchaus amüsant und gegebenenfalls auch bildend sein. Darin stecken ja wirklich viel Können und Fleiß speziell befähigter Akteure.
Also, auf nach Hamburg, London, Amsterdam oder wo sonst noch überall wächserne Nachbildungen von Menschen anzutreffen sind! Das lohnt schon allein deshalb, weil sie ihren Originalen meistens verblüffend gleichen. Dies übermittele ich aus eigener Anschauung, obwohl ich nicht leugnen will, dass mir personifizierter Götzendienst allgemein widerstrebt, denn ich benötige keine Idole, um glücklich zu sein. Trotzdem sollte man auch sich selbst gegenüber stets tolerant bleiben und jedwedes Korsett im Denken und Tun eher infrage stellen als es vorbehaltlos anzuerkennen.
Was freilich die lebenden „Urfassungen“ der auf solcherart ausgestellten Persönlichkeiten betrifft (seit Februar 2008 auch Angela Merkel), so ist zu hoffen, dass sie wenigstens darüber Bescheid wissen, welch makabre Episoden Madame Tussaud (1761 bis 1850) während ihrer beruflichen Entfaltung teilweise durchleiden musste. Bevor sie auf ihrem konfliktreichen Weg im zähen Kampf um wirtschaftliche Unabhängigkeit als Begründerin des Londoner Wachsfigurenkabinetts Weltruhm erlangte, wurde Marie Tussaud
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