Das Elbmonster (German Edition)
ziehen. Gleichwohl gebe ich zu bedenken, dass unsere Museen und Kunstdepots nach wie vor skrupellos geplündert werden, allerdings nicht ausschließlich von denselben Leuten, sondern auch zunehmend infolge von ruchlosen Rückgabeforderungen durch Adlige, namentlich in den neuen Bundesländern.
Hierauf nachfolgend meine Gedanken von damals und heute:
Natürlich bin ich mir dessen voll bewusst, dass man sich diesbezüglich nicht nur bei uns, sondern auch andernorts weit mehr als lediglich die Finger verbrennen kann, zumal ich ohnehin seit Langem den Eindruck habe, unsere sogenannte Vergangenheitsbewältigung, gemeint die nationalsozialistische, wird eher von außen bestimmt als durch uns selbst. Und in deutschen Landen finden jene Kräfte genügend willfährige Steigbügelhalter. Zudem weiß man auch, dass auf dem Altar der offiziell vorgegebenen „politischen Korrektheit“ schon manche Kariere geopfert wurde, weil sich Menschen der jeweils geltenden Staatsdoktrin mutig widersetzten und auf ihre Meinungsfreiheit beharrten, sich also nicht mundtot machen ließen. Hierzu bekunde ich freiheraus: Auch mir waren und sind jederlei Götzendienste den Mächtigen gegenüber stets echt zuwider.
Worum geht es? Ich hatte bereits darauf verwiesen, dass nach meiner Beobachtung gewisse Abschnitte unserer Geschichte, namentlich die unrühmlichsten, wohl mit gezielter Absicht laufend heraufbeschworen werden, um unsere Schöpferkraft zu lähmen oder wenigstens zu mindern. So werte ich es jedenfalls, Fehlbarkeit selbstverständlich eingeschlossen.
Wenn uns eine bedeutsame Schuld verflossener Zeiten wieder einholt, egal, ob zufällig oder von anderen gewollt, wird sie zur spürbaren Belastung und mindert unsere Handlungsfähigkeit. Dies gilt sowohl für das gesamte Staatsvolk wie auch für verschiedene Einzelpersonen. Damit hier indessen keinerlei Missverständnisse aufkommen, sehe ich mich im Lichte des (nach dem erneut konservativ-reaktionären Wahlausgang in Israel vom Januar 2013) immer noch brennend aktuellen Geschehens veranlasst, eine vorbeugende Erklärung hinzuzufügen, denn nichts empfände ich schmerzhafter, als womöglich allein wegen unklarer Formulierungen ideologisch ins rechte Lager gerückt zu werden.
Erfahrungsgemäß wächst über die meisten individuellen „Verwirrungen“ oftmals schnell wieder Gras. Das ist sicherlich auch gut so, weil niemand fehlerfrei sein kann. Politische Irrtümer sind demnach entschuldbar. Dagegen dürfen Vergehen an der Menschlichkeit, gar, wenn sie im großen Stil erfolgten, um keinen Preis in Vergessenheit geraten. Selbst Verzeihen wäre diesbezüglich unangebracht, mitunter sogar verhängnisvoll. Auch das hat seinen tieferen Sinn, und ich stehe vorbehaltlos dazu.
Aber wie überall im Leben: Die Dosis macht’s, denn alles, was man übertreibt, kehrt sich ins Gegenteil von dem, was ursprünglich beabsichtigt war. Dazu der saubere Umgang mit den jeweiligen Gegebenheiten. Das heißt, gewählte Vertreter unseres Volkes oder entsprechend Beauftragte sollten schon genau prüfen, was da läuft, wie und warum es sich so und nicht anders vollzieht.
Unbestritten dürfte doch sein, dass uns Deutschen die einstige faschistische Gewaltherrschaft fortwährend wie ein lähmendes Schreckgespenst im Nacken sitzt. Im In- und Ausland wird auch fleißig dafür gesorgt, dass es möglichst noch lange so bleibt. Doch ich empfinde es schlichtweg als unfair, denn es ist eine kollektive Bestrafung der unschuldigen Kinder und Enkel für die Verbrechen unserer Väter und Großväter (wobei Letzteres pauschal so gar nicht stimmt, weil es auch aktiven Widerstand gegen die mörderischen Praktiken der Nazis gab). Also offenbart sich das Verfahren im Gewande einer vorgeblich unendlichen und daher nicht löschbaren Erbsünde: „Bekennt euch immerdar zu eurer Schuld!“ Dies erweist sich jedoch seinem Wesen nach als eine überaus fragwürdige Konstellation, zumal Gräueltaten jenes Ausmaßes nicht genetisch, sondern eindeutig sozial verursacht werden. Außerdem ist bei uns das besagte totalitäre System glücklicherweise längst beseitigt. Wenn indessen ein Volk über Generationen hinweg ungerecht behandelt wird, führt das in Folge zu Frust und Hass, was durchaus neue Katastrophen heraufbeschwören kann (siehe Zunahme neonazistischer Umtriebe). Anscheinend sind viele Politiker felsenfest davon überzeugt, man könne hierzulande derartige Auswüchse zeitlich unbegrenzt im Zaume halten. Mögen ihnen der
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