Das Elbmonster (German Edition)
väterlicherseits das gleiche Schicksal heimsuchte. Sonach wird mir zunehmend mulmig, was ich hier offen gestehe, denn man fragt sich ja mittlerweile besorgt, ob möglicherweise Derartiges in den Genen der Familie liegt (Freunde, mir ist schon klar, dass ich soeben etwas wiederholt habe; doch in meinem Kopfe spuken diese schrecklichen Gleichnisse ständig herum).
Bin ich womöglich der nächste Kandidat für einen solch makabren Abgang?
Nun ja, was ist schon dabei, wenn ein alter Mensch stirbt? Man nimmt es allenfalls zur Kenntnis und geht zur Tagesordnung über, sofern es sich nicht um eine besonders nahestehende oder liebenswerte Person handelt. O weh!
Apropos Albtraum (Inkubus): Es handelt sich um besonders grässliche Bilder und Abläufe während des Schlafens. Sie bewirken, dass man schließlich unter Atemnot mit fürchterlichem Herzrasen sowie bedrückendem Angstgefühl schweißgebadet aufwacht. Je nach Erlebnistiefe folgen mitunter auch deutliche Anfälle von starkem Zittern und plötzlicher Übelkeit. Auslöser solcherart körperlicher Auswirkungen sind oftmals Traumszenen, wo das eigene Leben oder das eng vertrauter Leute bedroht wird. Dabei gerät man unabwendbar in die entsetzliche Situation, dem unheimlichen Geschehen völlig hilflos ausgeliefert zu sein. Es gibt keinerlei Chance, sich gegen das drohende Verhängnis wehren zu können, bis man endlich wieder durch jähes Erwachen den Fängen der bösen Mächte entrinnt, und zwar restlos marode, gleichsam wie gelähmt und halb tot. Aber man lebt! Zudem verflüchtigen sich die bedrückenden Folgen solcher Albträume überwiegend ziemlich schnell. Schlimm ist nur, dass sie häufig wiederkehren, zuweilen sogar wöchentlich.
Einschlägige Forschungsbemühungen laufen offenbar noch in Kinderschuhen. Vermutlich sind die Ursachen für das Phänomen mannigfacher Natur. Bislang werden von zuständigen Wissenschaftlern hauptsächlich psychische Krankheiten, traumatische Erlebnisse (vor allem während der Kindheit) und neuerdings auch extremer Stress, sofern er über einen längeren Zeitraum anhält, dafür verantwortlich gemacht. Andererseits leiden in Deutschland nach entsprechenden Schätzungen gegenwärtig etwa fünf Prozent der Bevölkerung unter chronischen Angstträumen.
Der Sachverhalt selbst ist freilich nicht neu. Die nächtlichen Dämonen (Inkuben) gab es schon im römischen Volksglauben. Und im Mittelalter war es eben der Teufel, welcher mit einer Hexe geschlechtlich verkehrte und nicht zuletzt bei den Sterblichen während des Schlafs auch Atembeklemmung sowie panikartige Empfindungen auslösen konnte. Das glaubte man wenigstens anno dazumal.
Was auch immer dahintersteckt, belastend ist es allemal, weiß ich aus eigener Erfahrung zu berichten. Allein mit einem vermeintlich satanischen Treiben habe ich absolut nichts am Hut! Das überlasse ich gerne Religionsfanatikern und den treuherzigen Frommen. Für mich war, ist und bleibt auch der Satan, ebenso wie alle mystischen Gestalten, einschließlich Gott, das Produkt menschlicher Fantasie.
Ach ja, der gütige Vater im Himmel schuf doch kraft seiner Macht und Herrlichkeit buchstäblich aus dem Nichts das ganze Universum innerhalb kürzester Zeit, nämlich binnen sechs Tagen. Dann musste er sich ausruhen. Welch ein grandioser Schöpfungsakt! Erstaunlich bleibt indessen, dass unzählige Erdenkinder fest daran glauben, und zwar trotz beschenkten Verstandes. Oder vielleicht gerade daher? Nun, sofern es ihnen hilft, den stets gefährdeten Seelenfrieden zu bewahren oder wiederherzustellen, falls er abhandenkam, ist doch alles bestens. Da ich mehrere Christen persönlich gut kenne, habe ich vielfach erfahren, dass es wunderbare Menschen sein können.
Sollte ich mich indessen eines Tages flehend dem lieben Heilsbringer zuwenden und auf seinen Beistand hoffen, würde er für mich höchstwahrscheinlich trotzdem nicht wirklich existieren. Dies klingt sicherlich etwas verworren, wird aber von meinen verehrten Lesern gewiss verstanden, und zwar unabhängig von ihrer jeweiligen Weltsicht.
Da Abel, wie schon angedeutet, einen ähnlichen Entwicklungsweg hatte wie ich und wir seit jener Ausweisung im Frühjahr 1948, als wir uns das erste Mal sahen und kennenlernten, engstens befreundet sind, werde ich im weiteren Verlauf meiner Erzählung das Thema erneut aufgreifen, zumal es für das Verständnis seines gegenwärtigen, höchst zwiespältigen Denkens und Tuns noch ganz erheblich sein wird. Außerdem ist es
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