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Das Elbmonster (German Edition)

Das Elbmonster (German Edition)

Titel: Das Elbmonster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerner, Károly
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geliebten Heimatstadt, wo die meisten Bewohner schon seit Längerem angstgequält und gleichermaßen ratlos umherirren, will ich den verehrten Lesern indessen nicht vorenthalten, dass mich unlängst ein höchst seltsamer Traum befiel, aus dem ich schweißgebadet und obendrein fast atemlos erwachte:
    Mehrere Fachleute standen kurz vor dem Ziel einer zwar verblüffenden, dennoch erfolgreichen Aufklärung der Ursachen, welche mit dem angeblichen Phantom zusammenhängen. Doch kurz hintereinander fielen alle, die endlich Licht ins Dunkel bringen konnten, selbst mysteriösen Todesfällen zum Opfer. Möge dieser grauenvolle Traum niemals Wirklichkeit werden!
     
     
    Fragen wir nun einfach interessenhalber nach unserem weithin bekannten und sehr geachteten Wohltäter! Was macht er eigentlich jetzt? Jagt er beflissen dem Gelde nach, um sein neuestes Projekt für gemeinnützige Zwecke zu verwirklichen, wie er es bereits im Stadttheater zuversichtlich verkündete? Oder hat er vielleicht etwas ganz anderes im Sinn?
    Es fällt mir übrigens gar nicht schwer, das zu beantworten, denn momentan bin ich darüber angemessen im Bilde, was ich selbstverständlich auch gerne weitervermittle.
    Abel sitzt zur Stunde gedankenversunken am Schreibtisch, der in seinem kleinen, beinahe spartanisch ausgestatteten Arbeitszimmer noch einigermaßen in der Nähe des Fensters aufgestellt werden konnte. Dies geschah vor nunmehr fast achtundzwanzig Jahren. Von da an ist die „Tüftlerecke“, wie er sie zutreffend und mit spürbar innerer Verbundenheit oftmals bezeichnet, sein Lieblingsplatz innerhalb der Wohnung von insgesamt sechzig Quadratmetern. Dort schafft er auch seit der Wende von 1989/90 die Grundlagen für das außergewöhnlich viele Geld, das er nach Erhalt in bekannter Weise dem Gemeinwohl überlässt, wenigstens einen beträchtlichen Teil davon. Ob er es wirklich verdiene, sei dahingestellt, äußert er gelegentlich in seiner kennzeichnenden Art. Er bekomme es jedenfalls, indem die Verhältnisse heutzutage so wären. Das nutze er auch redlich, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil einer, der finanziell bestens ausgestattet ist, auch wesentlich mehr für soziale Belange tun könne als jemand, dessen Einkünfte allenfalls dazu reichen, die eigene Existenz und eventuell die seiner nächsten Angehörigen einigermaßen würdevoll zu sichern (ganz zu schweigen von den fast Mittellosen, die nicht selten ums tägliche Brot ringen).
    Außerdem wurde ihm schnell klar, dass in einer profitorientierten Gesellschaft Alte, Schwache und Kranke, insbesondere aber Versager jedweder Schattierung vollkommen ungeeignet sind, Objekte gewollter Verehrung zu sein. Da er jedoch in dieser Frage keineswegs bescheiden ist und regelrecht nach vielseitiger Anerkennung dürstet, treibt es ihn häufig zu Leistungen, die einem Außenstehenden geradezu unglaubhaft erscheinen müssen. Er sei eben ein „typischer Skorpion“, das einmal gesteckte Ziel müsse unbedingt erreicht werden, koste es, was es wolle, mitunter ausgesprochen selbstzerstörerisch, ohne jede Rücksicht auf seine eigene Gesundheit. So charakterisierte ihn jedenfalls seine Frau Ulrike manchmal etwas beklommen, als sie noch lebte.
    Er hingegen nahm das gelassen und meist auch lächelnd zur Kenntnis, obgleich die jahrtausendealten Sterndeutungen der Astrologen sowie deren zwielichtige Horoskope für ihn niemals ein begehrenswertes Anliegen waren. Und er hält bis zum heutigen Tage nichts davon. Nach seiner Auffassung handelte es sich dabei um eine durchaus lukrative Pseudowissenschaft, die ihren mystischen Reiz offenbar niemals verliere, weil nicht wenige Menschen fortwährend betrogen sein möchten. Unsere Leichtgläubigkeit wäre zu allen Zeiten eine schier unerschöpfliche Einnahmenquelle für Scharlatane jeglicher Art. Dagegen sei anscheinend immer noch kein Kraut gewachsen. Und man werde sicherlich auch in Zukunft vergebens danach suchen.
    Doch die besorgten Worte seiner lieben Frau sind ohnehin Vergangenheit, nachdem sie vor einigen Jahren hinterhältig umgebracht worden ist.
    Die heimtückischen Mörder, es waren zwei, konnten bisher nicht gefasst werden, heißt es nach amtlicher Verlautbarung. Abel ist vom Gegenteil überzeugt. Worauf gründet er seine Meinung? Behütet er allenfalls doch absichtlich streng ein spezielles Geheimnis, weil er laut geltendem Recht fürchten muss, dass eine schonungslose Offenbarung ihm ernsthaft schaden würde? Aber was könnte schon einem Manne zum Nachteil

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