Das Elbmonster (German Edition)
liebe Gott oder andere Kräfte ihres Glaubens anhaltend bestehen! Ich fürchte aber, das böse Erwachen kommt noch.
Wir versetzen uns nunmehr gedanklich abermals in die Situation von 2001!
Zweifellos ist es sinnträchtig, wenn ehemalige Zwangsarbeiter wenigstens eine symbolische Entschädigung für ihr leidvolles Schicksal erhalten. Mehr ist es ja schließlich nicht. Ferner dürfte es wohl auch ehrenhaft sein, ihre direkten Nachkommen auf ähnliche Weise zu „entschädigen“, weil sie doch überwiegend schlechtere Startbedingungen hatten, als vergleichsweise all jene, die nicht unmittelbar betroffen waren von den furchtbaren Auswirkungen des Holocausts. Doch entsetzt und mit abgrundtiefer Empörung nehmen wir zur Kenntnis, dass sich vom erstrittenen Geld zuallererst schier unersättlich raffgierige Anwälte persönlich bereichern, ehe die wirklich Anspruchsberechtigten davon etwas erhalten. Das ist moralisch widerwärtig, dem Wesen nach eine Beleidigung der Opfer und daher im höchsten Grade inhuman. Und wenn wir themenbezogen aus berufenem Munde noch den Satz vernehmen: „Der Jüdische Weltkongress erpresst Deutschland, um mehr Geld in die eigene Tasche zu kriegen“, so stehen zumindest mir regelrecht die Haare zu Berge, und ich bin zutiefst betrübt. Dazu vom selben Verfasser: „Man muss dieser Bande von Feilschern, Betrügern und Gangstern dringend das Handwerk legen.“ Solch außergewöhnlich mutige Worte formulierte Norman Finkelstein, ein US-amerikanischer Politologe, dessen jüdische Eltern erst das Warschauer Getto und danach verschiedene Konzentrationslager glücklicherweise überlebt haben.
Der Inhalt dieser zum Himmel schreienden Anklage befremdet mich umso mehr, als doch gerade das biblisch auserwählte Volk der Juden beinahe in seiner gesamten Geschichte und namentlich durch die faschistische Barbarei einen kaum fassbaren Leidensweg hinter sich hat. Es bleibt nur zu wünschen, dass Finkelstein mit seinem persönlichen Urteil über den umstrittenen Sachverhalt arg übertreibt. Dessen ungeachtet sollte es uns durchaus zu denken geben.
Ich gestehe unumwunden, dass mir bei derart heiklen Themen besonders schwer ums Herz wird. Es ist eine ungeheure Last, die man, seinem Gewissensdrang folgend, damit auf sich nimmt, gar angesichts der äußerst widersprüchlichen Befindlichkeit hinsichtlich des brisanten Gegenstandes, sowohl bei uns wie auch anderwärts.
Aber sich deshalb in ein vermeintlich schützendes Schweigen zu hüllen, halte ich für noch gefährlicher, weil es letztlich nur jenen Kräften dient, die vom menschenverachtenden Wahnsinn nationalsozialistischer Prägung bisher leider immer noch nichts begriffen haben. Und wer sich diesbezüglich bewusst landesweit umschaut, wird mit Sorge feststellen, dass der entsprechende Schoss wieder sehr fruchtbar ist.
Könnte hierfür nicht auch eine wesentliche Ursache darin zu finden sein, dass einige unserer Politiker beziehungsweise in der jeweiligen Sache offiziell beauftragte Personen legitime deutsche Interessen manchmal nicht konsequent genug vertreten? Mit naiven Weicheiern lässt sich Humanität auf Dauer nicht bewahren, geschweige denn befördern. Wer es allen recht machen will, neigt zur Beliebigkeit, und das ist würdelos. Wem ernsthaft daran liegt, bürgerliche Demokratie sorgsam zu behüten, muss ungemein aufpassen, dass sie nicht eines Tages an ihren eigenen Unzulänglichkeiten scheitert.
Da lob’ ich die Franzosen, Italiener, Schweizer, Spanier, Ungarn und manch andere Völker, die noch etwas auf sich halten. Von ihnen lernen heißt auch, endlich unseren vielfach berechtigten und so dringend notwendigen Nationalstolz zu stärken. Sofern dieser Prozess auf tragfähiger, gesunder Grundlage erfolgt, ist er niemals gleichzusetzen mit fremdenfeindlichem Nationalismus oder gar perfidem Rassismus. Wer uns so etwas unterstellt, ist entweder böswillig, ideologisch verbohrt oder einfach kenntnisarm.
Unter patriotischem Verhalten verstehe ich nicht zuletzt auch den behutsamen Umgang mit unserer großartigen Nationalsprache, denn es ist geradezu beschämend, wie leichtfertig wir sie schon seit Längerem preisgeben. Daher wird namentlich älteren Bürgern, die keinerlei Englischkenntnisse haben, selbst im Alltag einiges zunehmend unverständlich. Veranlasst uns das nicht zu ernsthaftem Nachdenken? Unser neuzeitliches Kauderwelsch, das wegen seiner Sprachüberfremdung treffend mit „Denglisch“ bezeichnet wird, ist meines Erachtens
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