Das Elbmonster (German Edition)
teilweise kaum noch zu ertragen. Ohnehin erweisen sich jene Personen, die hierzulande ständig mit Anglizismen um sich werfen, oftmals als ungebildete Angeber. Wenn hingegen jemand seine Fremdsprachenkenntnisse gezielt auffrischt oder erweitert, wie es auch mehrere Senioren in meinem Freundeskreis mit erstaunlicher Hingabe tun, so empfinde ich das als schlichtweg bewunderungswürdig.
Wir sollten also konsequenter danach streben, weder unter noch über anderen Völkern stehen zu wollen, sondern gleichberechtigt mit ihnen eine gemeinsame Zukunft gestalten. Je weniger sich dadurch ein „Einheitsbrei“ herausbildet, desto besser, denn es sind doch erstrangig die nationalen Unterschiede in den Sitten, Bräuchen und Traditionen, welche den besonderen Reiz der verschiedenen Kulturen ausmachen. Mögen sie auch den künftigen Geschlechtern weitgehend erhalten bleiben! Hierin sehe ich eine wichtige Verantwortung für jeden, der nicht leichtfertig dahindämmern will.
Doch bei noch so gebotener Ausführlichkeit verlassen wir nunmehr bewusst abrupt dieses gewagte Thema, damit wir unserem Gemüt, das mittlerweile arg strapaziert worden ist, die dringend notwendige Abwechslung verschaffen.
Kehren wir also vorübergehend wieder in die Niederungen des Lebens zurück!
Und ich finde, wo immer wir mit munterem Geist hinschauen, es ist überall interessant. Da aber inzwischen unsere spezielle Neugier auf das Phantom von Meißen beträchtlichen Hunger und Durst verspürt, sollten wir nachfolgend nicht irgendwo umherschweifen, sondern ihr schleunigst frische Nahrung geben, damit sie uns ja nicht schon vorzeitig verkümmert, denn wir müssen sie noch sehr lange hellwach halten.
Was ist unterdessen hier passiert?
Dem aufmerksamen Beobachter fällt auf, dass währenddem ganze Heerscharen, wirklich unzählige Spürnasen à la Sherlock Holmes mehr denn je die geplagte Stadt hastig durchstöbern, um endlich verwertbare Spuren für des Rätsels Lösung zu entdecken, wobei es ihnen gewiss weniger um den vermeintlichen Ruhm als um die ausnehmend hohe Prämie geht. Allein, wie begierig sie auch spähen und schnüffeln, sie finden naturgemäß nichts dergleichen. Ansonsten wäre es auch sehr merkwürdig, wenn selbst die staatlich beauftragten Experten sich nach wie vor im Bereich des Ungewissen vorantasten, weil sie im Grunde genommen immer noch nichts Nennenswertes herausfanden.
Seit Kurzem ist auch eine totale Nachrichtensperre über die laufenden Ermittlungsarbeiten verhängt worden, um sie fortan weniger zu gefährden. So lautet zumindest die offizielle Begründung durch den zuständigen Polizeisprecher. Ob das etwas bringt, bleibt abzuwarten. Außerdem lässt sich ein recht aufschlussreicher Nebeneffekt beobachten, welcher zweifellos erst durch die geheimnisumwobene Situation ausgelöst worden ist:
Die einheimischen Kirchen verzeichnen gegenwärtig einen Zustrom, wie sie ihn seit Langem nicht mehr hatten. Schon während der üblichen Messen sind sie berstend voll. Dazu kommen noch spezielle Veranstaltungen seelsorgerischer Art. Einen solchen Zuspruch gab es vor den tragischen Ereignissen bestenfalls hin und wieder sonntags oder zu besonderen Anlässen.
Die allgemeine Furcht vor dem unerklärbaren Mysterium fügt nicht nur traditionelle Christen enger zusammen, sondern darüber hinaus auch eine Vielzahl höchst verängstigter Menschen ohne festen religiösen Glauben. Sie haben plötzlich eine unbändige Sehnsucht nach Worten des Trostes und der Hoffnung sowie nach stärkerer Gemeinsamkeit mit Gleichgesinnten oder ähnlich Betroffenen. Und sie spüren, dass eine Stunde wärmender Solidarität viel wertvoller sein kann als beispielsweise sämtliche Fernsehprogramme einer ganzen Woche zusammengenommen.
Ist Religion letztlich nicht auch ein gewisser Selbstschutz gegen Angst vor dem unberechenbaren Tod? Lassen sich mit ihrer Hilfe bestimmte Widrigkeiten unseres irdischen Daseins gegebenenfalls leichter ertragen?
Ich weiß es nicht, denn mein bisheriger Lebenslauf war hauptsächlich der eines Freidenkers, bis hin zu einem überzeugten Atheisten. Doch erneut gilt meine uneingeschränkte Hochachtung all jenen, die es ehrlich meinen mit ihrer Frömmigkeit, welcher Art sie auch immer sein mag. Und abermals meine Verneigung, wenn sie dabei auch noch tolerant bleiben gegenüber den Menschen mit anderer und zuweilen sogar entgegengesetzter Weltanschauung!
Mit Blick auf die völlig unerklärbaren Vorfälle in meiner überaus
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