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Das Elbmonster (German Edition)

Das Elbmonster (German Edition)

Titel: Das Elbmonster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerner, Károly
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Verfahrensweisen gepflastert?
    Wir alle tragen Verantwortung dafür, was im Lande geschieht und wie es sich vollzieht, auch wenn wir uns überwiegend den jeweiligen Ereignissen gegenüber fast ohnmächtig ausgeliefert sehen. Aber mit einer zusammengeballten Energie vieler lässt sich zuweilen durchaus einiges bewegen, und sei es nur in den Köpfen der Menschen. So waren wir sicherlich arg verwundert, wenn nicht gar ernsthaft besorgt, als sich im Spätsommer 2007 zwei Galionsfiguren deutscher Politik, die weithin bekannten Herren Schäuble und der damalige Verteidigungsminister Jung, kraft ihrer exponierten Stellung allzu sehr spreizten, indem sie unter dem Deckmantel, die Republik sei in Gefahr, unüberhörbar schärfere Gesetze zur Bekämpfung des internationalen Terrorismus forderten. Okay, dennoch heiligt der Zweck nicht jedes Mittel. Sarkastisch ausgedrückt: Seinerzeit wünschte ich, dass Franz Josef Jung selbst im Flugzeug sitzt, bevor er den Befehl dazu erteilt, es abzuschießen, um einen vermeintlich gezielten Anschlag durch potenzielle Extremisten zu verhindern. Und Grandseigneur Schäuble? Ach, lassen wir das jetzt, auch wenn seinerzeit manches einem Gruselkabinett zu entspringen schien, und wünschen beiden aufrichtig: „Dominus vobiscum!“ (Der Herr sei mit euch!), ein liturgischer Gruß. Dessen ungeachtet ist es keineswegs ausgeschlossen, dass ihnen die weitere Entwicklung an einem besonders verhängnisvollen Tage doch recht geben wird. Wer weiß schon, was uns die Zukunft noch an Unwägbarkeiten zu bescheren vermag. Dann freilich dürften sie triumphieren und voller Stolz verkünden. „Wir haben euch gewarnt, aber ihr habt nicht auf uns gehört!“ Es wäre zu spät. Wähnt sich jemand als unfehlbarer Prophet? Der trete fest entschlossen hervor und verkünde mutig seine Weisheit!
     
    Natürlich ist es größtenteils wesentlich leichter, etwas zu kritisieren als es selbst besser zu machen. Doch namentlich vor Ort, wo wir zu Hause sind und über eine gewisse Sachkenntnis verfügen oder bei öffentlichen Fragestellungen, die unsere Meinung regelrecht herausforderten, sollten wir uns durchaus beherzt einbringen (was ja nicht heißt, ständig irgendwelchen Sermon zu verlautbaren). Sonach gilt: Lieber einmal mehr irren als gar nichts tun, sagen oder schreiben!
    Wer dem unablässig zu entfliehen sucht, beraubt sich übrigens obendrein der reizvollen Verlockung, in bestimmten Fällen kräftige Schimpfkanonaden abzufeuern. Die gelegentliche Inanspruchnahme dieses ungeschriebenen Rechts verschafft uns ja nicht schlechthin moralische Befriedigung, indem wir dadurch unser brodelndes Gewissen entschärfen, sondern mitunter noch zusätzlich jenes freudige Erlebnis, das einer zutiefst menschlichen Eigenschaft entspricht, nämlich über andere wortreich herziehen zu dürfen. Sofern wir das nicht heimlich tun, quasi in Abwesenheit der Betroffenen oder nicht feige verhindern wollen, dass es ihnen überhaupt zur Kenntnis gelangt, sondern wirklich couragiert auftreten und dafür auch immer geradestehen, ist in einer zivilisierten Gesellschaft wohl kaum etwas dagegen einzuwenden.
    Andererseits meinte schon Goethe warnend: „Wisse stets, was du sagst, doch sage nicht alles, was du weißt!“
    Na ja, solange unsere Wortgeschosse sich nicht als Rohrkrepierer oder gar Bumerange erweisen, finden wir dennoch reichlich Gefallen daran (wobei ich nicht ganz ausschließen möchte, dass sich vielleicht gerade jene am klügsten verhalten, die bewusst unauffällig leben).
    Dessen ungeachtet neige ich zu folgender Auffassung: Wer sich bisweilen selbst foppen, äffen und narren kann, darf vereinzelt auch andere auf die Schippe nehmen, freilich ohne sie absichtlich zu erniedrigen, weil das mit eigener Überhöhung einherginge und daher schlichtweg anstößig wäre. Außerdem weiß man ja, dass jene Mitbürger, die beharrlich auf ihre scheinbare Unfehlbarkeit pochen, meist ebenso arrogant und besserwisserisch auftreten und sich demzufolge auch allmählich einer selbstverschuldeten Isolation aussetzen. Es ist wohl mit das Schlimmste, was einem widerfahren kann. Aber das wäre ihr Problem.
    Ansonsten ist davon auszugehen, dass insbesondere Politiker nicht von so zarter Beschaffenheit sind, gleich verärgert zu reagieren, wenn sie in Kritik geraten, was doch ziemlich häufig vorkommt, da sie nun einmal im öffentlichen Blickfeld stehen und es ohnehin niemals allen recht machen können. Ihr Nervenkostüm dürfte also nicht übermäßig

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