Das Elbmonster (German Edition)
mir jetzt, unserer exponierten Mitstreiterin auf diesem Wege meinen aufrichtigen Dank zu übermitteln, selbstredend verwoben mit jener schattenhaften Hoffnung, ich könne sie eines Tages persönlich fest in die Arme schließen, um mich für ihre beeindruckend hilfreichen Dienste erkenntlich zu zeigen. Wer verbirgt sich hinter dem weiblichen Inkognito? Gewiss eine ungemein kluge Evastochter, was mich bereits derart fasziniert, dass ich zunehmend Mühe habe, meine entsprechende Neugierde halbwegs zu bändigen. Ob sie uns ihr erhabenes Geheimnis jemals preisgibt?
Ich will auch sogleich verraten, dass sich in meinem Oberstübchen mittlerweile ein höchst seltsamer Bazillus festsetzte, welcher sich inzwischen derart in meinen Hirnzellen einnistete, dass ich ihn trotz aller Bemühungen einfach nicht mehr loswerde. Das wiederum erscheint mir nachgerade besorgniserregend, denn hinter der geheimnisvollen Person könnte sich ja auch eine von mir einst verschmähte Liebe verbergen. Noch zeigt sie sich mir überaus zugetan, wie aus dem erwähnten Schreiben hervorgeht. Doch bis jetzt, während ich diese unheilschwangeren Gedanken niederschreibe, sind bereits knapp neun Monate verflossen. Was geschieht, wenn ihre weiterhin unerwiderte Passion sie zu widernatürlichen Reaktionen treibt? Derart abwegige Verhaltensweisen mancher Brüder und Schwestern sind uns ja hinlänglich vertraut. Verdammt und zugenäht, welch eine düstere Vorahnung!
Ferner sei hier noch schleunigst kundgetan, dass meine liebe Frau und ich uns seit jener rätselhaften Zuschrift ebenso zielgerichtet wie eilfertig darum bemüht haben, sämtliche Adressaten zu erkunden, die unserer Vermutung nach dafür auch nur leidlich infrage kämen. Doch absolut vergebens! Nichts vermochten wir herauszufinden, konnten den Schleier vom bizarren Geheimnis keinen Deut lüften, haben bis zur Stunde nicht den geringsten brauchbaren Ansatz entdeckt. Spannend bleibt es daher allemal.
Vielleicht erfahren wir es noch im Verlaufe unserer weiteren Gespräche, mein hoch geschätztes Publikum. Aber die Zeit dafür ist recht knapp bemessen, denn ich habe einen streng vorgegebenen Termin für den Schlusspunkt unter dieser Erzählung, spätestens am Ostersonntag 2013. Ansonsten gnade mir Gott! Huch, worauf habe ich mich da bloß wieder eingelassen? Also wirklich freiwillig geschieht hier kaum etwas, zudem wegen meiner sonstigen Pflichten wie bereits früher auch nur beiläufig.
Was in drei Teufels Namen sei jetzt urplötzlich in mich gefahren, werden Sie, meine verehrten Begleiter, hierauf sicherlich etwas verblüfft fragen. Warum völlig unvermittelt diese sibyllinischen Worte? Oder hat sich gar ein manischer Trieb in mir verfestigt, eine innere Besessenheit, die mich unentwegt wie im Selbstlauf jagt, weil sie oftmals stärker ist als mein gelegentliches Verlangen nach mehr besinnlicher Gelassenheit? Existiert sie überhaupt, die Obsession, jene individuelle Zwangsvorstellung, von der Psychologen künden? Ich fürchte ja, denn die meisten „Seelenklempner“ wissen durchaus, was sie sagen und tun, auch wenn man unter ihnen vereinzelt gewohnheitsmäßigen Dilettanten und berüchtigten Scharlatanen begegnet. Aber die gibt es schließlich in jedem Arbeitsfeld. Oder etwa nicht?
Später greifen wir das heikle Thema wieder auf, um mehr darüber zu erfahren. Versprochen! Dafür entnehmen wir aus der ehern aufgetragenen Frist eine wichtige Orientierung: Jedwede zeitliche Rück- oder Vorschau kann nur aus diesem Blickwinkel erfolgen. Hinterher wähne ich mich vielleicht auch wieder ein bisschen schlauer.
Ich will Ihnen auch nicht vorenthalten, dass es zu meinem ersten Buch („Offenbarung“) einen gnadenlosen Verriss gab, welcher bereits wenige Tage nach seinem Erscheinen von einer Journalistin westdeutscher Herkunft in einer recht auflagenstarken Zeitung publiziert wurde. Das empfand ich relativ lange als äußerst qualvoll, zumal es für dessen Vertrieb einen denkbar ungünstigen Start bedeutete. Es tat wahrhaftig furchtbar weh und verunsicherte mich aufs Äußerste, denn es brannte für eine geraume Weile wie Fegefeuer auf meinem ansonsten meist heiteren Gemüt. Der Schmerz hielt mich regelrecht gefangen. Ich war untröstlich, hatte fast schon bereut, überhaupt etwas zu Papier gebracht zu haben. Wollte ich es hier anders darstellen, wäre ich unaufrichtig. Dahingegen muss ich eingestehen, dass ich die Misere selbst verschuldet hatte, indem ich jene Frau ausdrücklich um eine
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