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Das Elbmonster (German Edition)

Das Elbmonster (German Edition)

Titel: Das Elbmonster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerner, Károly
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ehrbaren Gefährten auf verschlungenen Pfaden, während Ihres Zoobesuchs vielleicht schon einmal vollkommen achtlos an einem einschlägigen Gehege vorbeigegangen? Kaum anzunehmen, denn unsere nächsten Verwandten im Reich der Tiere haben eine phänomenale Anziehungskraft auf die intelligenten Zweibeiner.
     
    Was nun wieder den sicherlich arg befremdlichen Vorsatz unseres Protagonisten betrifft, so will er selbstredend kein x-beliebiger Affe sein. Vielmehr entwickelte er auch dazu längst einen auffallend konkreten Gedanken. Wenn er nämlich eines schönen Tages, entgegen sämtlicher Naturgesetze, vor der Wahl stünde, sich flugs zu entscheiden, zu welcher leibhaftigen Gattung er fortan gehören möchte, gäbe es nicht den geringsten Zweifel, dass er sich prompt zu einer Spezies von Menschenaffen gesellen würde. Allerdings nicht zu den Schimpansen. Die sind ihm zu machtbesessen und daher oftmals verrucht aggressiv. Namentlich die Männchen erweisen sich häufig als rücksichtslos und unerhört brutal, denn sie töten zuweilen Angehörige anderer Gruppen, fressen Säuglinge und tyrannisieren die Weibchen. Solcherart abscheuliche Verhaltensweisen sind gewiss nicht im Sinne unseres überaus empfindsamen Abel.
    Nein, wenn er schon irgendwann seine exotischen Träumereien echt verwirklichen könnte, wäre es im Kreise der Bonobos (Pan paniscus), die sich durch ein überwiegend friedliches Verhalten auszeichnen. Das würde ihm gefallen. Selbst der aufschlussreiche Tatbestand, dass bei ihnen seit etwa zwei Millionen Jahren das Matriarchat vorherrscht, störte ihn nicht. Auch die vereinzelt zwischen den Weibchen zu beobachtenden lesbischen Kontakte wären für ihn kein Hindernis, sich unbekümmert in ihren Herrschaftsbereich zu begeben.
     
    Und woraus resultiert das eigenartige Verlangen unseres ohnedies verdächtigen Intimus? Finden wir eine plausible Erklärung dafür? Vielleicht. Ganz sicher bin ich mir indessen nicht, ob uns der nachstehende Hinweis auf einen wahrlich nicht alltäglichen Sachverhalt überzeugt. Es handelt sich um eine extravagante Gewohnheit Abels, die er schon von Kindheit an pflegt. Kein Wunder also, wenn sie uns nahezu wie ein weltentrücktes Ritual erscheint, das sich dem achtsamen Betrachter wie folgt offenbart:
    Es vergeht kaum ein Jahr, wo er nicht wenigstens einmal irgendeine zoologische Einrichtung in der näheren oder auch ferneren Heimat aufsucht. Und sobald es ihm seine Zeit erlaubt, kann er viele Stunden damit verbringen, die unterschiedlichsten Verhaltensweisen der speziellen Tierarten ausgesprochen hingebungsvoll zu beobachten. Die jeweiligen Einrichtungen wären beinahe durchweg grandiose, weil unerschöpfliche Bildungsstätten, ist seine längst verinnerlichte Erfahrung, die er ebenso vehement in aller Öffentlichkeit vertritt. Umso bedauerlicher sei es, wenn dieser herausragende Schatz meist entschieden zu wenig genutzt würde. Vor allem Kinder und Jugendliche müssten bundesweit gezielter hingeführt werden und nicht nur sporadisch oder teils gar nicht, wie es bislang gehandhabt wird, ist seine feste Position.
     
    Und was hat der soeben vollzogene gedankliche Seitensprung ins scheinbar Banale nun mit unserer Story zu tun? Sehr viel, meine ich. Der ansonsten noch ziemlich undurchsichtige Mann denkt nämlich des Öfteren und teils auch sehr intensiv darüber nach, ob denn wir „Kronen der Schöpfung“ uns tatsächlich allenthalben klüger verhalten als die Tiere, quasi fortwährend die besseren Lebewesen sind. Und er will gelegentlich auch seine Mitmenschen dazu anregen, zumindest hin und wieder Gleiches zu tun. Über die mitunter verblüffenden Ergebnisse wäre so mancher von uns gewiss arg erstaunt. Ich stimme ihm vorbehaltlos zu!
     
    Ferner sei hier auch beglaubigt, was schon im ersten Kapitel angedeutet wurde, nämlich der merkwürdige Sachverhalt, dass Abel seine einschlägigen Illusionen aus der Jugendzeit bereits seit Längerem in den nächtlichen Träumen bei einer Affengruppe, die zur Gattung der Bonobus zählt, mannigfach auslebt.
    Ziemlich verrückt, aber wahr!
    Immerhin hat das mein bester Freund über viel Jahre hinweg oft genug anschaulich und ebenso überzeugend kundgetan.
     
     
    Aber womit beschäftigt sich überhaupt der edle Gönner gegenwärtig? Macht ihm die düstere Ungewissheit, von der jetzt viele Meißner zutiefst betroffen sind, ebenso zu schaffen wie ihnen? Schließlich ist noch keiner der dreizehn rätselhaften Todesfälle aufgeklärt worden. Noch immer

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