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Das Elbmonster (German Edition)

Das Elbmonster (German Edition)

Titel: Das Elbmonster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerner, Károly
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auserwählte Ritter jene wundertätige Schale streng behütet, in der das Blut vom gekreuzigten Heiland aufgefangen wurde. Der legendäre Ort ist übrigens oftmals mit dem Montserrat in der spanischen Provinz Barcelona gleichgesetzt worden und wird es teils heute noch. Hierbei handelt es sich um das berühmte Benediktinerkloster im katalonischen Hügelland, welches bereits im Jahre 800 nach Christi Geburt gegründet wurde. Es liegt etwa 720 Meter über dem Meeresspiegel und ist ein außerordentlich gefragtes Ziel für Pilger und Urlauber. Da ich zu meinem Glück schon das überwältigende Erlebnis hatte, die namhafte Abtei eingehend zu besichtigen, darf ich meinen verehrten Lesern wärmstens empfehlen, es gelegentlich auch zu tun, wenn noch nicht geschehen. Die großartigen Eindrücke, welche ich dort gewonnen habe, sind mir in stets angenehmer Erinnerung, quasi unauslöschliche Gedankenbilder, die ich jederzeit gern abrufe.
    Gewiss, bei mir kam hinzu, dass ich die Reise ins sonnige Spanien gemeinsam mit meiner lieben Frau und einem befreundeten Ehepaar machte, mit dem wir seit Jahrzehnten aufs Innigste verbunden waren. So genossen wir über die bezaubernden Sehenswürdigkeiten hinaus abermalig eine schier unglaubhafte gegenseitige Zuneigung und Wärme zweier Menschen, die auch für unser Wohlbefinden von jeher als personifizierte Jungbrunnen galten, nicht ahnend, dass es das letzte Mal sein sollte. Sicherlich bedarf es jetzt meinerseits keines genaueren Hinweises darauf, wer das unersetzbare Gespann bildete. Und dass der lang erträumte Ausflug in das gelobte Königreich auf der Iberischen Halbinsel erst nach der gesellschaftlichen Wende von 1989/90 erfolgen konnte, lässt sich wahrscheinlich ebenso leicht denken, weil uns zu DDR-Zeiten die hiesigen Behörden unter keinen Umständen erlauben durften, privat in ein „nicht sozialistisches Wirtschaftsgebiet“ zu reisen.
     
    Wie sich doch die Verhältnisse sprunghaft gewandelt haben! Dessen ungeachtet ist mir durchaus bewusst, dass ein beträchtlicher Teil der Neubundesbürger die bedeutsame Errungenschaft einer fast uneingeschränkten Reisefreiheit nur bedingt und so mancher gar nicht persönlich nutzen kann. Schließlich braucht man dafür das nötige „Kleingeld“, auch die jeweils verfügbaren Tage oder Wochen sowie bestimmte gesundheitliche Voraussetzungen und natürlich entsprechendes Interesse. Demgegenüber ist anzunehmen, dass es vielen Westdeutschen bedauerlicherweise niemals anders erging. Daran wird sich in naher Zukunft auch nicht Wesentliches ändern. Das ist absolut sicher. Leider!
    Mithin sind wir auch diesbezüglich vom allgemeinen Wohlstand noch meilenweit entfernt, wenngleich die Zahl derer fraglos steigt, die bisweilen selbst nicht mehr eindeutig wahrnehmen, welche Verrücktheiten sie mit ihrem materiellen Reichtum anstellen und dabei notgedrungen in persona verblöden.
    Gebührt ihnen unsere Hochachtung? Das hemmungslose Ansammeln und der Besitz eines riesigen Privatvermögens haben doch wohl äußerst selten etwas mit humanitär ausgerichtetem Wissen, Können und Handeln zu tun. Wie viel kann ein besonders tüchtiger Mensch im Verlaufe seines Arbeitslebens wirklich ehrenhaft verdienen? Man nenne mir bitte konkret jene Leute, die imstande sind, über einen längeren Zeitraum hinweg mehr als etwa sechzehn Stunden pro Tag schöpferisch tätig zu sein, und ich werde mich höchst ehrfürchtig vor ihnen verneigen!
    Kurzum, das Verhältnis zwischen individuell erbrachter Leistung und entsprechendem Gegenwert (Entgelt) ist mittlerweile in verschiedenen Bereichen vollkommen aus den Fugen geraten. Allein das ist unerhört und nicht etwa die Tatsache, dass einige durch Geschick und Raffinesse daraus enormen Profit schlagen. Dies bleibt zweitrangig. Das eigentliche Problem sind also nicht die skrupellosen Kapitaljäger und überspannten Schmarotzer, sondern der befremdende Sachverhalt, dass derlei würdelose Verhaltensweisen vonseiten des Staates überhaupt erst ermöglicht und teilweise auch gefördert werden, statt die konsequent zu unterbinden. Oder sind das einfach die unvermeidlichen Auswüchse einer modernen „Spaßgesellschaft“, die wir zuweilen schmunzelnd, vielleicht auch kopfschüttelnd und empört oder gar mit verstecktem Neid begleiten, da sie weitestgehend legal erfolgen?
    Auf der anderen Seite weiß man von annähernd einhunderttausend Obdachlosen, welche hierzulande ihr kärgliches Dasein fristen. Es handelt sich dabei nicht um

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