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Das Elbmonster (German Edition)

Das Elbmonster (German Edition)

Titel: Das Elbmonster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerner, Károly
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Taschen füllen, der nicht hinreichend informiert oder sehr leichtgläubig bleibt. So ist das nun einmal mit uns wundersamen Denkgeschöpfen: Das von außen gesteuerte Vernebeln unseres Oberstübchens nehmen wir zuweilen eher in Kauf als seine bewusste Erleuchtung. Ob sich das jemals grundlegend ändert? Meine Hoffnung darauf bleibt gering. Das will ich nicht leugnen. Dessen ungeachtet sollten wir uns fortwährend darum bemühen, denn steter Tropfen vermag letztlich doch den Stein zu höhlen!
     
     
     
     
     

24
     
     
    Nach einem derart skizzenhaften und daher meinerseits vielleicht schon etwas vermessenen Ausflug in eine Welt, die uns doch ziemlich fremd erscheint, richten wir unsere Aufmerksamkeit nun wieder direkt auf das berühmte Porzellanstädtchen in Sachsen, um zu erfahren, was sich auf heimatlichem Boden unterdessen ereignet hat.
    Obwohl wir uns damit zugleich in eine weitgehend vertraute Atmosphäre begeben, ist uns ebenso bekannt, da es sich hierbei seit geraumer Zeit keineswegs mehr um ein Gefilde der Seligen handelt, denn der leidtragende Ort gleicht jetzt fürwahr keinem irdischen Paradies. Seine Bewohner leben weiterhin in bedrückender Furcht, weil die tatsächlichen Gründe der schicksalsschweren Heimsuchung nicht aufgedeckt worden sind. Wie sehr man sich auch nach des Rätsels Lösung sehnt, allein die Hoffnung darauf konnte bislang nicht erfüllt werden.
    Womöglich ähnelt die äußerst verzwickte Situation jenem kunstvoll geknüpften Gebilde an einem königlichen Streitwagen in Gordion (Phrygien), das einst Alexander der Große mit seinem Schwert durchhieb? Damit löste er ein schwieriges Problem auf einfachste Weise, und er ward Herrscher über Kleinasien.
    Seither (334 vor Christi) spricht man vom Gordischen Knoten, sobald eine komplizierte Aufgabe verblüffend leicht bewältigt wird, zuweilen freilich auch mittels Gewalt, nachdem sie verhältnismäßig lange als fast unlösbar galt.
    Ach, wie glücklich wären doch die Meißner, wenn es demnächst hieße, der böse Zauber ihres schauderhaften Ungemachs sei endgültig vorbei, weil es den beauftragten Experten gelang, die Ursache der mysteriösen Todesfälle überraschend aufzuklären! Wenn sie fortan nichts dergleichen mehr zu befürchten brauchten, käme ihnen das sicherlich vor, als hätte man sie plötzlich aus einer schrecklichen Gefangenschaft befreit. Sie könnten wieder erleichtert aufatmen und vertrauensvoll in die Zukunft blicken.
    Wie manche Leute erst bedrohlich krank sein müssen, um ihr gesundheitliches Wohlbefinden gebührend zu schätzen und andere sogar eigens den Krieg benötigen, damit sie hinterher den Frieden angemessen ehren, so empfände man hier jeden neuen Tag als ein grandioses Geschenk des Himmels. Die Domstädter fühlten sich unversehens als Sonntagskinder.
    Doch stünde ihnen die Glücksgöttin Fortuna nunmehr für immer lächelnd zur Seite? Der aufmerksame Leser vernimmt meine Worte und merkt die Absicht: Es ist der abermalige Versuch, uns gezielt auf jene millionenfache Erfahrung zu verweisen, wonach wir so manches erst dann achten, wenn wir es nicht mehr haben und seinen Verlust schmerzlich beklagen. Aber entnehmen wir verwertbare Lehren daraus? Und wenn, verzehrt der Alltag mit seinen Tücken nicht viel zu schnell unsere guten Vorsätze?
     
    Jenseits aller menschlichen Stückwerke soll es die ewige Vollkommenheit geben, meinen Christen und auch Anhänger anderer Glaubensrichtungen.
    Wenigstens hinsichtlich unserer ständigen Unzulänglichkeiten muss man ihrer Auffassung zustimmen. Oder existiert vereinzelt doch so etwas, wie beispielsweise das perfekte Verbrechen, derart vollendet, dass selbst die befähigtesten Kriminalisten außerstande sind, es auch nur annähernd aufzuspüren, geschweige denn, seine Wurzeln und Hintergründe lückenlos zu erfassen. Auf hiesigem Terrain sieht es jedenfalls momentan ganz danach aus. Wie sonst könnte man es deuten, wenn sich mittlerweile das gesamte Team, welches zur Klärung der unerhörten Vorkommnisse amtlich betraut worden ist, zunehmend ratlos zeigt und sicherlich bald in totaler Verzweiflung endet? Den Experten rauchen schon seit Längerem furchtbar die Köpfe, da ihnen nennenswerte Erfolge bisher weitestgehend versagt blieben, obwohl sie wegen der besonders heiklen Angelegenheit mit höchster Sorgfalt ausgewählt worden sind.
    Allmählich scheint es für die überaus missliche Lage keinen rettenden Ausweg mehr zu geben.
    Für die Mitglieder der besagten

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