Das Elbmonster (German Edition)
Suppentopf ähneln: Einerlei, wie breit oder tief das Gefäß auch sein mag, sie schwimmen immer oben.
Wenn ich zudem noch jüngst zur Kenntnis nehmen musste, wie ein gewisser Tuvia Tenebom, Staatsbürger der USA, in seinem Buch „Allein unter Deutschen“ über uns herzieht, indem er behauptet, wir seien durchweg „antisemitisch und rassistisch bis ins Mark“, so stehen mir unwillkürlich die Haare zu Berge. Zu dieser erstaunlichen Bewertung kam der Rabbinersohn, dessen Eltern den Holocaust überlebten, nach einer mehrmonatigen Reise durch die Bundesrepublik. Nach aktuellen statistischen Erhebungen hegt bis zu einem Fünftel der Bevölkerung tatsächlich judenfeindliches Gedankengut. Das ist schlimm genug und in keiner Weise zu rechtfertigen. Aber der besserwisserische Tenebom erhöht die stichhaltigen Ergebnisse selbstherrlich gleich auf fast hundert Prozent und urteilt über uns Deutsche: „Mit zwei Fingern machen sie das Friedenszeichen, ihre Herzen aber singen ‚Sieg Heil’.“
Es würde mich nicht wundern, wenn der New Yorker Theatermacher sogar unsere Kanzlerin des Antisemitismus bezichtigte, nachdem sie den israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu wegen seiner fragwürdigen Siedlungspolitik scharf kritisierte. Das wäre zwar der Gipfel seines gestörten Befindens. Aber dem Manne ist es durchaus zuzutrauen. Doch zur selben Zeit (Dezember 2012) befand sich seine Schmähschrift schon im Druck (aufschlussreich auch der reißerische Originaltitel: „Ich schlief in Hitlers Zimmer“). Solche Machwerke bieten meines Erachtens den idealen Nährboden, um Hass zu schüren, statt ihn zu lindern.
Tuvia Tenebom sollte besser um die weitere Entwicklung Israels bekümmert sein. Dort ist nämlich infolge der erneuten Wahl Benjamin Netanjahus zum Ministerpräsidenten (22. Januar 2013) ein weiteres Abdriften nach rechts zu befürchten. Das lässt nichts Gutes ahnen.
Obwohl sich mittlerweile schon rund 500.000 jüdische Siedler im Westjordanland und im arabischen Ostjerusalem sesshaft machten, wird diese widerrechtliche und daher provokante Politik deutlich vernehmbar fortgesetzt.
Allein die Tatsache, dass die USA, Deutschland und ein paar andere Staaten fest an Israels Seite stehen, ist noch lange keine sichere Garantie für dessen ewigen Bestand. Immerhin ist der Judenstaat bereits seit seiner Wiedergeburt im Jahre 1948 von Nachbarvölkern umgeben, die ihm lieber heute als morgen den Garaus machten.
Hätte ich dort das Heft in der Hand, würde ich alles Menschenmögliche unternehmen, mich mit den „Erzfeinden“ auszusöhnen, anstelle ihnen andauernd den Fehdehandschuh hinzuwerfen. Das setzt natürlich den unbedingten Willen zu tragfähigen Kompromissen voraus. Stattdessen wird selbst die internationale Öffentlichkeit brüskiert, indem sich der Hardliner Netanjahu und seine Anhänger unablässig in teils rassistischen Aktivitäten üben.
Die Geschichte der Menschheit offenbart zuhauf Beispiele, wie bestimmte soziale Organisationen und Systeme durch Größenwahn und Halsstarrigkeit letztlich ihren eigenen Untergang verursachten.
Gewiss, ich habe niemanden zu unterweisen. Das will ich auch nicht. Gleichwohl stimme ich unserem Nobelpreisträger für Literatur, Günter Grass, vorbehaltlos zu, wenn er sich in seiner schriftlichen Bekundung: „Was gesagt werden muss“, besorgt über die aktuelle Regierungspolitik in Israel äußert. Dabei ist es doch vollkommen unerheblich, ob seine Formulierungen die poetische Höhe eines Gedichts erklimmen. Hier sollte in erster Linie der Inhalt zählen.
Nichts brauchen die Völker dieser Erde weniger als Krieg. Und wenn wir vergleichsweise hier in Mitteleuropa seit mehr als sechzig Jahren Frieden haben, so ist das ein unermesslich hohes Gut, ein Geschenk menschlicher Vernunft. Möge es auch im arabischen Raum bald so kommen! Es wäre ein Triumph des Humanismus.
Ich bleibe jedenfalls auf die künftigen Abläufe in jenen Gefilden außerordentlich gespannt. Und dass ich von Herzen allen davon Betroffenen nur das Beste wünsche, dürfte wohl kaum jemand ernsthaft bezweifeln.
Dies nur als abermaligen Zwischenruf!
Sollte ich mich jedoch ausgerechnet beim soeben skizzierten, fraglos unerhört sensiblen Thema irren, die entsprechenden Zusammenhänge falsch einschätzen, wonach meine dokumentierte Sicht der erwähnten Geschehnisse absolut inakzeptabel wäre, so bitte ich meine verehrte Leserschaft und namentlich die konkreten Adressaten entschieden darum,
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