Das Elbmonster (German Edition)
bunten Reigen unserer Diskussionsrunde und greifen kühn hinein ins pralle Menschenleben! Wo immer wir es fest am Schopfe packen, wird es anregend sein und alsbald unsere Gehirnzellen aktivieren.
Doch zuvor erlaube ich mir noch zwei Bemerkungen, quasi als Ergänzung zur bisherigen Verständigungsgrundlage.
Erstens sei erneut betont, dass es nicht meine Absicht ist, beckmessernd oder unterweisend zu wirken, provokant hingegen ja. Dies soll bei meinen verehrten Lesern Widerspruch auslösen, teils andere und auch gegensätzliche Auffassungen hervorrufen. Folglich überhöhe ich einiges bewusst. Umso mehr bedauere ich, von meinen geschätzten Gesprächs- und Streitpartnern (wer meine recht eigenwilligen Darlegungen liest, den muss ich einfach achten) vorerst keinerlei Rückäußerung zu erhalten. Bei einem indirekten Disput entgeht einem zwangsläufig sehr viel. Schade drum, denn ich bin unentwegt wissbegierig und suche demgemäß fortwährend strenge Lehrmeister, die ich aber nicht finde, solange meine Äußerungen den Charakter eines Selbstgesprächs tragen. Gleichwohl hat auch der „schriftliche Monolog“ einen tieferen Sinn, denn man erörtert verschiedene Themen wenigstens mit sich selbst und kann dabei geistig reifen (oder auch allmählich verblöden, wenn man den sozialen Kontakt verliert).
Indessen sei abermals darauf verwiesen, dass ich mit meinen diesbezüglichen Gedanken bis auf Weiteres ganz allein bleiben muss. Sogar im engsten Freundeskreis darf ich nicht das Geringste davon kundtun. Das ist vom kaltblütigen Auftraggeber so gewollt und wird sich später schwerlich oder gegebenenfalls peinvoll ändern. Schwant uns etwas?
Zweitens will ich nicht verhehlen, dass der rigoros geforderte Gegenwartsbezug mir auch deshalb zunehmend widerstrebt, weil er angesichts der Vielzahl und Schnelllebigkeit von öffentlichen Begebenheiten letztlich doch nur ein äußerst dürftiges Abbild der Gesellschaft sein kann. Wenn ich der fraglichen Order trotz aller Bedenken halbwegs diszipliniert nachkomme, so mithin eher der Not gehorchend als dem Brustton meiner Überzeugung folgend. Das ist die Wahrheit. Andernfalls wäre ich unaufrichtig.
Im Gegensatz hierzu herrscht jedoch längst jene Pflicht, welche ich törichter Einfaltspinsel mir dereinst aufbürden ließ. Allein sie ist zu erfüllen, auch wenn ich stark vermute, dass heutzutage sich kaum noch jemand besonders tiefgründig für aktuelle Vorgänge interessiert, zumal sich deren Bedeutung ja fast täglich ändert. Wir bleiben doch oft genug an der Oberfläche mannigfacher Dinge, Prozesse und Erscheinungen haften.
Offenbar hat der äußere Schein vielfach auch deshalb einen unwiderstehlichen Reiz auf uns, weil der Verstand schwerer zugängig ist als die Sinne oder das Gefühl. Hinzu kommt, dass unsere Denkinhalte zum Teil absichtlich manipuliert werden. Und eigenartigerweise finden wir vereinzelt sogar Gefallen daran. So begnügen wir uns zum Beispiel häufig schon mit den gewohnten Sprechblasen diverser Akteure, namentlich auf politischer Ebene. Sie werden nicht oder nur sporadisch ernsthaft hinterfragt, und daher fällt es ihnen meist ziemlich leicht, uns mit ihren üblichen Phrasen zuzuschütten.
Das wiederum verweist mich prompt auf einschlägige Fernsehsendungen von einst und heute, wie etwa unter Moderation von Erich Böhme, Sabine Christiansen (jetzt Anne Will, ein wohltuender Wechsel), Maybritt Illner, Sandra Maischberger, Frank Plasberg (mit „Hart aber fair“ anscheinend der Beste!) oder Michel Friedman. Erinnern wir uns noch?
Bei Letzterem sollte das Publikum ohnehin argwöhnen, er könne als suggestiver oder gar magischer Fragesteller sein Gegenüber in jedem Augenblick der Politshow mit Haut und Haaren verzehren. Dramaturgisch war das vielleicht so oder ähnlich beabsichtigt, und es konnte sicherlich auch manchen Beobachter beeindrucken, wenn nicht gar entzücken. Dennoch meine ich, dass ihm die beiden Damen in einiger Hinsicht schon damals überlegen waren, kurz, sie verkauften sich zumindest mit mehr Charme und Geschick. Zudem empfand ich sein auffallend großinquisitorisches Gehabe als belastend. Insofern war und ist er mir unsympathisch, womit freilich nicht in Abrede gestellt werden soll, dass es sich um einen klugen, strebsamen und wohl auch ansehnlichen Mann handelt. Allein seine ideologiegeprägten Scheuklappen sind nicht zu übersehen, denn er verkörpert ein Musterexemplar an Unerbittlichkeit.
Im Januar 2009 gab uns der emsige
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