Das Elbmonster (German Edition)
doch um ausgesprochen fähige Leute handelt. Es sind durchweg außerordentlich talentierte und sehr erfahrene Journalisten.
Allein wenn ich an die ehemaligen Talkshows unter der Moderation von Erich Böhme denke, nötigte mich seine enorme Zivilcourage ebenso zu höchstem Respekt wie sein überragendes Wissen und berufliches Können (er verstarb am 27. November 2009).
Warum in drei Teufels Namen gab sich ein Mann seines Formats einst mit dem arg dürftigen Niveau von politischen Gesprächen in Beschaffenheit einer faden „Gruppentherapie“ ebenso zufrieden wie die meisten seiner Nachfolger auf den verschiedensten Kanälen und bürdete es obendrein noch seinen Zuschauern auf? Soll man das in erster Linie der Tatsache zuschreiben, dass es sich namentlich beim Fernsehen um ein verdammt flüchtiges Medium handelt, welches eigens deshalb kaum geeignet sein dürfte, bestimmte Fragen sowohl komplex wie auch tiefgründig zu erörtern? Oder ist lediglich unsere Erwartungshaltung unangemessen? Wer kennt die Antwort?
Dennoch lauschen wir dem Wortschwall der Akteure nach wie vor recht artig, hören ihnen oftmals sogar gespannt zu. Die Aufmerksamkeit vieler Interessenten bleibt mithin fast unbeschadet. Ist das die Macht zählebiger Gewohnheit oder einfach unserem naiven Glauben geschuldet, es könne ja irgendwann besser und demgemäß ertragreicher werden?
Auch meine diesbezügliche Neugier erfuhr bislang nur einen geringen Schwund, ist praktisch ungebrochen, obwohl ich mir zuweilen wünschte, die Moderatoren hätten so eine Art Fliegenklatsche mit extra langem Stil schnell zur Hand, um denen nachhaltig auf den Mund zu hauen, die partout dazwischenreden. Ihre ständige Disziplinlosigkeit wird für die Mehrzahl der Adressaten wohl eher eine Zumutung sein als ihnen Freude bereiten. Mir jedenfalls geht das allmählich an die Nerven, und daher frage ich mich schon des Öfteren, warum ich mir das überhaupt noch antue. Sicherlich würde ich hernach auch kaum Nennenswertes versäumen, wenngleich vereinzelt ein zarter Hoffnungsschimmer in punkto höherer Qualität aufzuleuchten scheint. Doch vielleicht ist das abermals nur ein fataler Trugschluss meinerseits.
Friedman brauchte indessen einst keine Zuchtrute, da er es mit Einzelkämpfern zu tun hatte (wie das heute läuft, vermag ich nicht einzuschätzen, weil es mich nicht mehr interessiert). Eines seiner Interviews, an welches ich mich noch gut erinnere, war das mit dem früheren israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon. Dabei wurde im Grunde genommen leider abermals nachdrücklich bestätigt, was wir bereits seit Langem wussten oder zumindest ahnten und demzufolge befürchteten, und zwar das besorgniserregende Faktum, dass Scharon wahrlich kein Friedensstifter war und aller damaligen Voraussicht nach auch niemals einer sein würde. Selbst die einst gewiss wohlgemeinte Rufbezeichnung Ariel (Name eines Engels im Judentum) konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass er lieber den Waffen vertraute als nach einer tragfähigen Strategie des Ausgleichs und der Versöhnung mit den feindseligen Arabern zu suchen (womit ich keineswegs deren militante Aktionen rechtfertigen will).
Inzwischen sind Jahre verflossen. Vernehmen wir eine qualitative Änderung der israelischen Staatskunst, hin zum „ewigen Frieden“ mit seinen Nachbarn? Allein die verheerenden Bombardements auf den Gazastreifen in der Zeit kurz vor dem letzten Jahreswechsel bis zur Amtseinführung Barack Obamas (!) ließen uns kaum auf eine größere Vernunft einschlägiger Politiker hoffen. Die äußerst brutalen Vergeltungsschläge zeugen eher vom blinden Hass und obendrein auch von einer geradezu maßlosen Arroganz der militärisch stärkeren Israelis als von einer dringend nötigen Verhandlungsbereitschaft mit den Palästinensern. Das wird auf Dauer garantiert nicht gut gehen, weil es eindeutig inhuman ist.
Zudem belegt die jüngere Geschichte: Israel hat mittlerweile in widerrechtlich besetzten Gebieten mehr als 200 Siedlungen gebaut, darunter Städte mit bis zu 40.000 Einwohnern, und zwar trotz dutzender Resolutionen der Vereinten Nationen. Es erweiterte bereits mehrfach gewaltsam sein Einflussgebiet, indem namentlich die palästinensische Bevölkerung im Gazastreifen sowie im Westjordanland seit 1967 systematisch eingekesselt und von der Außenwelt abgeschnitten wurde, was zwangsläufig deren Verelendung heraufbeschwor. Und die Weltöffentlichkeit schaut zu, als wäre alles rechtens, bloß weil
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