Das Elbmonster (German Edition)
hindert.
Auweia, muss man erst ziemlich betagt sein, um all das und manch anderes einigermaßen zu begreifen? Vielleicht bin ich auch nur ein Spätzünder.
Endlich sei nochmals betont, dass mir die teils unsäglichen Kümmernisse der Armen, Schwachen und anderweitig sozial Benachteiligten traditionell wesentlich tiefer und anhaltender zu Herzen gehen, als es irgendwelche Intrigenspiele, Allüren oder Marotten der Reichen und Mächtigen jemals bewirkten. Deren Probleme berühren mich kaum, ihr teils parasitärer Schwachsinn erst recht nicht. Sie verursachen gelegentlich eher ein ungläubiges Kopfschütteln oder gar Zornesfalten auf meiner Stirn als ein aufrichtiges Mitgefühl.
Wer sich auch damit anfreunden kann oder es wenigstens toleriert, dürfte von dieser Publikation nicht enttäuscht werden. Das hoffe ich jedenfalls.
Jetzt aber Schluss mit diesem seitenlangen Geplauder und wieder stracks hin zum eigentlichen Anliegen!
Schauen wir zunächst gemeinsam auf die beiderseitige soziale Herkunft, um eine weitgehend sichere Grundlage für all das zu schaffen, was uns noch an Unwägbarem bevorsteht. Das bleibt ohnehin überaus rätselhaft.
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Im Unterschied zu Abel standen an meiner Wiege keine anmutigen Grazien und erst recht nicht der praktisch über alles gebietende Mammon. Für die weitere Laufbahn des Heranwachsenden sind das jedoch fast zu allen Zeiten und beinahe an jedem Ort ebenso bedeutsame Voraussetzungen wie bestimmte genetische Faktoren (von zufälligen Glücksumständen einmal abgesehen). Bildung und Erziehung haben dann die Funktion, die entsprechenden Möglichkeiten aufzuspüren und zielgerichtet zu nutzen, um sowohl Wissen als auch Können und Überzeugungen zu vermitteln. Dazu kommt die mehr oder weniger beabsichtigte Anerziehung von moralischen Werten. Falls sich das noch durch die sinnbildliche Erfahrung des großen deutschen Pädagogen Salzmann (1744 bis 1811) ergänzt, dass „die Sympathie zum Lehrer dem Stoff goldene Brücken schlägt“, erweisen sich die Bedingungen für das Gedeihen des Zöglings als nachgerade perfekt.
Für unseren rätselhaften Freund Abel, der gewiss noch für manche Verwunderung sorgen wird, traf das während seiner Kinderjahre im hohen Maße zu. Seine Eltern waren nicht unbedingt reich, aber durchaus wohlhabend, weil beide von ihrer stammeshauslichen Herkunft schon relativ früh gut ausgestattet.
Bei uns hingegen dominierte überwiegend der garstige Bruder Schmalhans, ein nahezu ständiger Mangel an irgendwelchen materiellen Gütern, insbesondere Lebensmitteln. Deshalb ist mir noch bestens in Erinnerung, was es sinnbildlich heißt, am Hungertuch zu nagen, quasi des Öfteren unfreiwillig zu fasten.
Während sich meinem Vater die bisweilen holde Göttin Fortuna insofern einmal recht gewogen zeigte, als er zumindest eine vierjährige Schulbildung genießen durfte, blieb unserer ausnehmend fürsorglichen Mutter in ihrer Kinder- und Jugendzeit selbst das strikt verwehrt. Sie war mehr als zwei Jahrzehnte lang Analphabetin, gleichwohl nicht ungebildet, denn sie verfügte über ein erstaunliches Erfahrungswissen, stets aufs Engste verknüpft mit einer phänomenalen Warmherzigkeit.
Im Übrigen halte ich die Annahme, dass nach mangelhaftem Besuch von grundlegenden Lehranstalten die Betreffenden notgedrungen dumm bleiben müssen, für einen weitverbreiteten Irrglauben (was sich selbstverständlich nicht gegen die planmäßige Absolvierung von Bildungsstätten richtet). Es sei hier nur auf Thomas Alva Edison (1847 bis 1931) verwiesen, wohl einer der nützlichsten Bürger von ganz Amerika und der Menschheit schlechthin, dessen unmittelbare Schulbildung äußerst dürftig ausfiel, weil er einfach keine Lust dafür verspürte. Allerdings konnte ihn hernach seine Mutter, von Beruf Lehrerin, unter ihre Fittiche nehmen. Der später überaus tüchtige Mann brachte es immerhin fertig, über zweitausend Patente anzumelden.
Leistung erwächst eben stets aus dem harmonischen Dreiklang von Begabung, Motivation und der realen Möglichkeit. Was für ein grandioser Erfindergeist! Ich verneige mich gern und voller Respekt vor solch überragenden Persönlichkeiten.
Doch auch meinen Eltern gegenüber empfinde ich fortwährend dankbare Bewunderung, obgleich auf ganz anderer Ebene. Abgesehen davon, dass ich sowieso meine, wer Vater und Mutter nicht ehrt, ist meist selbst des nachhaltigen Beachtens nicht wert (auch hier gibt es begründete
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