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Das Elbmonster (German Edition)

Das Elbmonster (German Edition)

Titel: Das Elbmonster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerner, Károly
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Ausnahmen!), haben sie Taten vollbracht, die man im Nachhinein allenfalls mit sichtlichem Staunen Revue passieren lässt.
    Wenn ich gelegentlich meinen Kindern und Enkeln davon erzähle, fühlen sie sich regelrecht in eine Märchenwelt hinein versetzt oder glauben gar, ich hätte dereinst noch unter urgesellschaftlichen Verhältnissen gelebt.
    Sicher, wir hatten damals weder elektrischen Strom (bei Dunkelheit zauberte eine Petroleumlampe etwas Licht in die karge Behausung), ergo auch kein Radio, geschweige denn Fernsehen oder sonstige moderne Informationsmittel, noch Anschluss an ein öffentliches Wassernetz beziehungsweise überhaupt kaum Teilhabe an zivilisatorischen Errungenschaften. Sie kamen uns so gut wie nie zu Gesicht, mit Ausnahme von einigen Arbeitsgeräten und vereinzelt auch Kleidungsstücken, die wir hin und wieder gegen selbst erzeugte Produkte, vornehmlich Korbwaren, auf Wochenmärkten oder bei umherziehenden Händlern eintauschten.
    Geld war uns zwar nicht völlig fremd, aber wir besaßen denkbar selten etwas davon, und wenn doch, so stets in äußerst dürftigen Mengen. Daher hatten unsere Eltern auch nur sehr sporadisch eine minimale Chance, beispielsweise spezielle technische Erzeugnisse, die zeitgemäß waren, zu erwerben, um sie in ihrer kleinbäuerlichen Wirtschaft für einen effektiveren Stoffwechselprozess mit dem vorhandenen geografischen Milieu oder andere Zwecke sinnvoll zu nutzen.
    Natürlich besaßen wir Kinder auch keinerlei gekauftes Spielzeug. Langeweile kam trotzdem nicht auf, denn wir konnten uns selber helfen. Not macht bekanntlich erfinderisch. Außerdem hatten wir auch von klein auf regelmäßig bestimmte Pflichten zu erledigen. Und soweit ich mich entsinne (mein Langzeitgedächtnis funktioniert noch recht gut), erschien uns das keineswegs oder nur selten als frustrierend. Es erfüllte uns vielmehr mit sichtlichem Stolz, unseren eigenen Beitrag zum Wohle der Familie leisten zu dürfen, indem wir uns gemäß unserer individuellen Kräfte beispielshalber um die verschiedenartigen Haustiere kümmerten. Da gab es immer reichlich zu tun. Aber wir hatten auch oftmals Freude daran und irgendeinen Nutzen sowieso, bis hin, dass ich später in Deutschland schon mit vierzehn Jahren vollkommen selbstständig war. Dies ist keineswegs übertrieben, was entsprechende Zeugen sicherlich anstandslos bestätigen würden.
    All das wird schnell verständlich und daher auch leicht nachvollziehbar, sobald man weiß, dass meine Eltern mit leiblichem Nachwuchs sattsam gesegnet waren. Insgesamt acht Kinder brachte unsere Mutter zur Welt. Zwei davon habe ich freilich niemals gesehen (auch nicht auf einer Fotografie, denn so etwas kannten wir damals noch nicht), weil sie bereits starben, bevor ich als sechster Sprössling geboren wurde.
     
    Bisweilen vernehmen wir die frappierende Mitteilung, dass irgendwo auf afrikanischem Terrain bäuerliche Familien eine gewisse Kinderschar haben müssen, welche eigens im Sinne möglicher Arbeitskräfte gezeugt wird, um dem wenig fruchtbaren Boden gemeinsam zumindest das Notwendigste abzugewinnen, damit sie überleben.
    Mit anderen Worten: Sie sind zu arm, sich nur eine geringe Zahl an Nachwuchs leisten zu können, das heißt, als Kleinfamilie würden sie allesamt glattweg verhungern.
    Zudem ist uns wahrscheinlich bekannt, dass es innerhalb früherer Sippschaften durchaus vorkam, Alte, Schwache und unheilbar Kranke einfach sterben zu lassen oder mitunter sogar absichtlich zu töten, weil sie zum weiteren Bestand der Großfamilien selbst nichts mehr beitragen konnten und damit letztlich die physische Existenz aller gefährdeten.
    Das klingt zwar furchtbar brutal, spielte sich aber in manchen Gefilden teilweise so oder ähnlich ab.
    Derart archaisch ging es während meiner Kinderzeit indessen gottlob nicht zu, obwohl wir als Familie weitestgehender Selbstversorgung, abseits von größeren Ortschaften, unser ohnehin kümmerliches Dasein in materieller Hinsicht überwiegend eher schlecht als recht fristeten. Dennoch wäre es falsch zu behaupten, wir hätten niemals das wunderbare Gefühl persönlicher Zufriedenheit verspürt. Allein wenn ich daran denke, wie glücklich wir sein konnten, sobald uns die Mutter ein besonders schmackhaftes Essen bereitete oder uns ein Stück vom Kuchen gab, den sie extra backte, um uns zu erfreuen, wird die naheliegende Vermutung vom ständigen Verhärmtsein, welches uns die mannigfachen Kümmernisse zwangsläufig aufgebürdet haben müssten,

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