Das Elbmonster (German Edition)
Order die ketzerische Piusbruderschaft wieder in den Schoß der römisch-katholischen Kirche zurückzuholen. Sie wurde 1988 durch seinen Vorgänger, Johannes Paul II., infolge treulosen Verhaltens, der strikten Weigerung, sich dem Papst respektive dem Zweiten Vatikanischen Konzil unterzuordnen, exkommuniziert (was aber nicht deren Kirchenausschluss bedeutete).
Unter den Begnadigten befand sich neben drei anderen Bischöfen auch der englische Mitraträger Richard Williamson, ein notorisch skrupelloser Holocaustleugner. Wie sich bereits kurz danach zeigte, hatte Benedikt XVI. denkbar schlechte Berater hinsichtlich seiner Auswahl der zur Rehabilitation vorgesehenen „Sündenbrüder“, denn es folgten postwendend scharfe Missfallensbekundungen von globaler Reichweite.
Die überaus heftigen Proteste lösten damals eine der schwersten Krisen während der Amtszeit des deutschen Würdenträgers aus. Vereinzelt wurde sogar sein Pontifikat (Amtsdauer und Würde) infrage gestellt.
Nun darf man den sicherlich zu Recht Gescholtenen nicht etwa des Antisemitismus bezichtigen, hat er doch unter anderem durch seinen Besuch des Konzentrationslagers Auschwitz nachhaltig demonstriert, wie er zu diesem beispiellos düsteren Kapitel unserer Geschichte steht. Aber eine äußerst unglückliche Fügung war jener Vorfall durchaus. Immerhin leugnete der genannte Brite schon vorher den millionenfachen Mord an Juden unter der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft. Das ist schlichtweg niederträchtig und böse, ergo unter keinen Umständen zu tolerieren. Der Mann hat offenbar in seinem Oberstübchen noch keine Ordnung geschaffen, steht anscheinend mit der Wahrheit auf Kriegsfuß. So etwas kann ja mal vorkommen. Das Problematische daran ist jedoch, dass ihn nicht wenige Leute trotzdem ernst nehmen, seinen teuflischen Aussagen widerspruchslos Glauben schenken.
Andererseits kennen wir die Kaderschmiede derart ultrakonservativer und ebenso reaktionärer Häupter. Das Stammhaus von insgesamt sechs Seminaren der rebellischen Priesterbruderschaft St. Pius X. befindet sich in der stillen Schweizer Gemeinde Econe, gegründet vom französischen Erzbischof Marcel Lefebvre (1905 bis 1991). Dieser sympathisierte mit seinem rechtsradikalen Landsmann Jean-Marie Le Pen, für den wiederum die Gaskammern der Nazis nur „ein Detail in der Geschichte des Zweiten Weltkrieges“ waren.
Sonach dürften wir kaum noch darüber erstaunt sein, welcher Geist dort herrscht. In Econe erfuhr nämlich auch Williamson seine fünfjährige Ausbildung als Traditionalist der Christenlehre und am 30. Juni 1988 gegen den Willen des Heiligen Stuhls die Weihe durch den Initiator der sektiererischen Bruderschaft, was bereits einen Tag darauf die erwähnte Exkommunikation auslöste.
Noch heute gelten Lefebvres Credo für den Erhalt der „Alten Messe“ in lateinischer Sprache und sein Aufruf zum Kreuzzug gegen Veränderungen innerhalb der tradierten Konfession. So schrieb Franz Schmidberger, Distriktoberer der Piusbrüder für Deutschland, über die „Juden unserer Tage“, sie wären des Gottesmordes mitschuldig, solange sie sich nicht durch die Taufe von der Schuld ihrer Vorväter distanzierten.
Ach je, du wundersame Welt! Der hat vielleicht Sorgen! Unsereiner kann darob nur verwundert den Kopf schütteln. Desto bemerkenswerter ist der Tatbestand, dass den in mancher Hinsicht recht dubiosen Ansichten und Praktiken der Priesterbruderschaft St. Pius X. mittlerweile auf internationalem Terrain schon rund eine halbe Million Getreue folgen, von deren finanziellen Zuwendungen sich die überwiegend freiwillige Vereinigung der größtenteils stockkonservativen katholischen Geistlichen auch nährt.
Ergänzung: Am neunten Februar 2009 kam die Nachricht, dass sich die Piusbruderschaft von den antisemitischen Äußerungen ihres unbelehrbaren Monsignore Williamson distanziert. Sie entzog ihm die Leitung eines Priesterseminars im argentinischen La Reja bei Buenos Aires. Wahrlich eine längst überfällige Maßnahme! Merkwürdig wäre indessen, wenn das auch dem renommierten Professor für Dogmatik in seiner überaus verantwortungsvollen Funktion als einstiger Pontifex auf dem Thron Petri gereicht hätte (Näheres weiß man nicht).
Die Argentinier haben den störrischen Williamsen des Landes verwiesen. Endlich wurde er im Oktober 2012 auch aus der erwähnten Bruderschaft ausgeschlossen. Zudem erhielt der unbelehrbare Volksverhetzer am 16. Januar 2013 vom Amtsgericht Regensburg
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