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Das elektronische Glück

Titel: Das elektronische Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dieverse Autoren
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Stunden im Feld des eingeschalteten Apparats zugebracht und weiß das zuverlässig. Was mich beunruhigt, ist etwas ganz anderes.
     Das Problem ist nämlich, daß zu dem Versuch zwei benötigt werden.
     Der eine, das bin ich. Faktisch habe ich den Apparat bereits an mir ausprobiert. Aber das ist erst die halbe Arbeit. Jetzt gilt es, sie zu Ende zu führen. Das Experiment erfordert zwei Personen.
     Die zweite ist Swetlana.
     Doch sie weiß noch nichts davon. Und sie darf auch niemals etwas davon erfahren.
     Ein schändliches, geheimes Experiment an einem geliebten Menschen.
     Kürzlich erst hat sie mich wieder gefragt, was ich mit diesen ulkigen Fröschen mache.
     »Dein Pyschka ist noch dicker geworden«, sagte sie und berührte den glotzäugigen Faulpelz mit dem kleinen Finger.
     Ich zog mich aus der Schlinge, indem ich etwas von Biofeldern faselte. Ich konnte ihr doch nicht erzählen, daß ich an diesen allerliebsten Tierchen die Emotionen zu studieren suchte, die mit der Erhaltung der Art verknüpft waren.
     Die Frösche waren Zeugen meines großen Mißerfolgs. Die Untersuchungen hatten mich in eine absolute Sackgasse geführt, aus der ich erst nach einem ganzen Jahr wahllosen Vorstoßens in alle Richtungen wieder hinausgelangte. Ich verlor für lange Zeit jedes Vertrauen zu mir selbst und wiederholte die Versuche an Katzen, Kaninchen und Hunden. Mit dem gleichen Ergebnis.
     Das war jedoch schon vor langer Zeit – noch vor Swetlana.
     Heute wäre es natürlich lächerlich, anzunehmen, Frösche oder Hunde könnten mir noch irgend etwas nützen. Dort, wo der Mensch anfängt, endet die uneingeschränkte Herrschaft der Physiologie. Ein qualitativer Sprung war notwendig, um sich von den primitiven, in der Erbmasse kodierten Funktionen, vom Fortpflanzungsinstinkt, vom Mechanismus der Selbstreproduktion zu jener Höhe geistiger Schönheit zu erheben, die nur dein Homo sapiens eigen ist. Der Affe brauchte eine Million Jahre dazu.
     Ich habe diesen Weg innerhalb von zwei Jahren nachvollzogen.
     Da liegt er nun vor mir, der Miniaturapparat, in dem Jahrtausende der Evolution unseres Urahnen, des Affen, stecken. Ich brauche nur den geriffelten blauen Knopf zu drücken, und schon beginnt der Biofeld-Generator zu arbeiten, der auf die Resonanzfrequenz eines einzigen Wesens abgestimmt ist.
     Wie einfach das doch ist, den Knopf zu drücken!
     Jahrtausendelang hat der Mensch all seine Taten – die guten wie die schlechten – selbst vollbracht. Und selbst die Verantwortung dafür getragen. Doch dann kamen die Atombombe und die Kybernetik, entstanden die Rechenzentren, die eine Reihe menschlicher Obliegenheiten übernahmen. Und eben da, an der Schwelle des Atom- und Kybernetik-Zeitalters, entstand auch das »Knopfproblem«.
     Einst führte die Maschine nur den Willen des Menschen aus. Heute erteilt sie selber Befehle. In ihrer Macht liegt es, das Schicksal eines ganzen Industriezweiges zu entscheiden oder das Signal zum Atomschlag zu geben. Oder einen Menschen zu zwingen, einen anderen zu lieben.
     Natürlich ist mein Apparat keine Wasserstoffbombe. Und eine Ameise zu zertreten ist leichter, als den Abzug einer Pistole zu betätigen. Aber enthebt uns das auch nur eines Teils der Verantwortung? Die Freude zu töten ist genauso verbrecherisch, wie einen Menschen umzubringen.
     »Sieh mal hier diesen Apparat, Swetlana«, sage ich in Gedanken. »Während der Stunden, die du in unserem Labor zugebracht hast, haben meine Mikrolokatoren dein Biofeld erforscht, die Energetik und die Biophysik deiner Gefühle und Emotionen analysiert, die Frequenzen und Amplituden von Freude und Zorn, Hunger und Verträumtheit bei dir angepeilt, und das Elektronengehirn hat Kilometer von Aufzeichnungen studiert und die Resonanzfrequenz deines Biofeldes berechnet. Sieh her, hier ist die Lochkarte mit dem Programm, auf der unter dem Mikroskop siebenundzwanzigtausend Marken eingestanzt worden sind. Jetzt stecke ich sie in den Apparats drücke auf den Knopf, und es geschieht ein Wunder: Du verliebst dich in mich…«
     Ihr Gesicht verzerrt sich, und sie, springt entsetzt auf.
     »Untersteh dich!« schreit sie. »Ich will deine programmierte Liebe nicht. Was du da vorhast, ist niedrig, gemein und schmutzig.«
     Sie hat die Hände vors Gesicht geschlagen, Tränen rollen darunter hervor, und ich zittere vor Schreck, als stünde sie jetzt tatsächlich weinend vor mir in dem dunklen und leeren Laboratorium. Mir wird ganz elend und traurig ums

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