Das elektronische Glück
aufgezogen.
Meine Finger stoßen auf das glatte Gehäuse des Apparats. Ich hole ihn hervor und ziehe die dünne Plastplatte mit den mikroskopisch kleinen Lochmustern heraus.
Dann halte ich ein brennendes Streichholz daran und schaue zu, wie die Platte mit rußender gelber Flamme verbrennt. Ich halte sie so lange fest, bis mir das Feuer die Finger versengt.
Rimma Kasakowa
Das Experiment
»Mein Name ist Arkadi Andrejew, ich freue mich, Sie kennenzulernen! Ich bin zu Ihnen beordert worden, um ein Experiment durchzuführen.«
»Welcher Art?« erkundigte sich Marjana langsam, aber nachdrücklich.
»Oho, Sie haben die feste Hand eines Kommandeurs! Leider kann ich es Ihnen nicht sagen.«
»Das ist nett, aber unverständlich.«
Andrejew lächelte berückend und sagte: »Glauben Sie mir!«
»Ich glaube Ihnen.«
»Geben Sie mir Geld?«
»Nein.«
Andrejew lachte schallend.
»Ist das so lustig?«
»Sehr!«
»Mir scheint, wir haben uns schon vorgestellt?«
»Treiben Sie zur Eile?«
»Ich kann Ihnen Tee anbieten.«
Arkadi rührte den Zucker mit dem Löffel um und sagte nachdenklich: »Mir gefällt Ihre Stadt sehr. Es ist schade, daß ich sofort nach der Durchführung des Experiments wieder wegfahren muß.«
Marjana schwieg höflich.
»Die Neuausrüstung des Instituts ist in einer Woche beendet. Sie sehen, ich habe nur eine Woche Zeit…«
»Rechnen kann ich.«
»Werden Sie Geld geben?«
»Nein. Und ich werde Ihnen auch keine Erlaubnis dazu geben.«
»Wie alt sind Sie?«
»Zweiundzwanzig. Das Laboratorium leite ich seit zwei Jahren. Darf ich Ihnen noch etwas eingießen?«
»Marjana«, sagte er schlicht und ernst. »Ich will versuchen, offen zu sein. Es geht nicht um die Neuausrüstung des Instituts. Ich habe mir eine überaus interessante Sache ausgedacht. Ich möchte dem Chef ein Geschenk machen. Der Alte wird sich teuflisch freuen! Mir…«
Marjana öffnete mit scharfer Bewegung den Tischkasten und warf die Instruktionen auf den Tisch. »Interessante Büchlein. Haben Sie die gelesen?«
Arkadis Miene umwölkte sich.
»Ich bitte um Entschuldigung. In der siebenten Abteilung arbeiten die Jungs an meinem Thema, ich muß mit ihnen reden…«
»Auch ich bitte um Entschuldigung für einen gewissen Mangel an Liebenswürdigkeiten. Es tut mir aufrichtig leid.«
Er hatte einen kräftigen, hellen Nacken. Lautlos schloß sich die Tür hinter ihm.
In der Nacht träumte Marjana von Arkadi. Durch den ganzen Traum ging – wie der Schatten eines Dampfers über den Fluß – sein trauriges, halbwegs bekanntes Gesicht: die taubengrauen Augen, die festen Lippen, die störrischen, hellen Haare und das Lächeln eines Kinohelden. Anfangs schien es, als sei nicht er es, sondern als sei es nur die Empfindung von etwas Vertrautem, ihm Ähnlichem und eine daher rührende unklare Gereiztheit. Er rief bei Marjana gleichzeitig Sympathie und Antipathie hervor. Sein offener Wunsch, sie sich eines ihr unbekannten Experiments wegen geneigt zu machen, rief ihren Zorn hervor.
Der Traum wogte hin und her und kräuselte sich wie eine Wasseroberfläche. Arkadis Gesicht erschien ihr bald langgezogen, verzerrt und unangenehm, bald ruhig und konzentriert.
Als sie am nächsten Morgen ins Laboratorium kam, bat sie als erstes Arkadi zu sich.
»Ich habe Sie gestern nicht ganz Verstanden. Worum geht es? Warum möchten Sie Ihr Vorhaben nicht schriftlich fixieren? Vielleicht sollte das auch nur ein Scherz sein?«
»Nein, ich habe nicht gescherzt.«
»Wie? Aber was wollen Sie denn nun wirklich? Und wissen Sie überhaupt, was Sie mir da vorschlagen?«
»Das weiß ich.«
»Was wollen Sie also?«
»Daß Sie sich nicht an die Instruktionen halten.«
»Hören Sie, Andrejew. Es geht hierbei nicht um Formalitäten, verstehen Sie doch bitte. Ich möchte keinesfalls, daß Sie mich für eine herzlose Bürokratin halten. Hören Sie auf, mir den Kopf voll zu reden, Sie sind kein verliebtes Fräulein, sondern ein Wissenschaftler. Hier haben Sie einen Vordruck, nehmen Sie das Diktaphon und formulieren Sie. Dann reden wir darüber… «
»Ja, ja, heute abend weiß Lipagin alles bis in alle Einzelheiten! Besten Dank.«
»Interessant, woher sollte er das wohl erfahren?«
»Das weiß ich nicht! Das sickert durch die Wände. Mein Chef ist ein Genie. Ihm genügt eine Andeutung. Er hat mir freigegeben, damit ich mich ein wenig erhole und mit meinen Altersgenossen plaudere –
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