Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das elektronische Glück

Titel: Das elektronische Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dieverse Autoren
Vom Netzwerk:
sie ließ es geschehen.
     »Marjana! Ich möchte so sehr, daß Sie mich verstehen! Ich bin überzeugt, Sie werden mir zustimmen! Erlauben Sie mir das Experiment. Sie kennen mich gut genug.« – »Und das Risiko?« – »Was für ein Risiko? Ich kann Ihnen nur sagen, daß es nicht lebensgefährlich ist. Wenn alles klappt…« – »Und wenn es nicht klappt?« – »Es klappt. Außerdem geht es gar nicht darum. Wenn es mir nicht gelingt, wird es anderen gelingen. Wichtig ist das Prinzip. Zum Teufel mit der Routine! Marjana, sagen Sie, daß Sie einverstanden sind. Nun, Marjana!«
     Als sie erwachte, bewegte sie nur das eine: Niemals vorher hatte sie dieses »Er liebt mich – liebt mich nicht« gehört. Den Mittwoch verbrachte Marjana auf einer Expedition in den Bergen. Sie kam müde zurück, ging spät schlafen und – träumte nichts.

    Am nächsten Tag fand in der siebenten Abteilung eine Sitzung statt. Marjana begrüßte alle mit einer leichten Verbeugung, freute sich aber, als sie Arkadi in der Nähe der Vakuumkammer erblickte. Er stand mit dem Rücken zu ihr und sprach mit einem Montagearbeiter. Die Sitzung war rasch beendet, und Marjana rief Arkadi unter dem Pfeifen der Aufzüge zu: »Na, gebe ich gute Anleitungen? Ich habe sie alle wieder weggeschickt. Die Jungs aus der siebenten Abteilung gehen für zwei Tage in die Berge.«
     Arkadi begleitete Marjana bis zu ihrem Arbeitszimmer. »Gehen Sie in die Stadt?« fragte Marjana.
     »Ja. Vielleicht leisten Sie mir Gesellschaft?«
     »Ich würde es gern tun, aber ich kann nicht. In einer halben Stunde fliege ich zur Expedition. Wenn Sie Langeweile haben, kommen Sie doch mit! Allerdings löhnt es sich kaum, Demontage… Wissen Sie, Arkadi…«
     »Was?« fragte er gespannt, denn er spürte in ihrer Stimme etwas Neues.
     »Ich möchte Ihnen sagen, daß mich unser letztes Gespräch sehr… Es tut mir wirklich leid, daß ich Ihnen nicht helfen kann…«
     »Geben Sie mir das rote Streifchen – und es wird Ihnen nicht mehr leid tun.«
     »Nein, darüber haben wir uns doch geeinigt, das ist ausgeschlossen! Das kann ich nicht tun. Obwohl mir das Herz rät…«
     »Dann hören Sie auf Ihr Herz.«
     Marjana war verwirrt. Er sah sie mit ehrlichen und etwas traurigen Augen an.
     »Ich tue, was Sie wollen… Aber erst, wenn Sie eine Abhandlung über ›Die Physik und das Herz‹ geschrieben haben.«
     »Gerade das ist es, womit sich die Menschen seit Jahrhunderten beschäftigen…«
     »Na gut, doch jetzt muß ich arbeiten.«
     Marjana sprang auf die Rolltreppe und suchte mit dem Finger den ihr so vertrauten Knopf, doch plötzlich fiel ihr etwas ein, und sie rief nach Arkadi. Er kam langsam zurück.
     »Hören Sie, kennen Sie nicht zufällig den uralten Vers: ›Liebt mich – liebt mich nicht…‹«
     »Will mich nicht – küßt mich, drückt mich ans Herz… Kenne ich; was ist damit?«
     »Nur so, nichts Besonderes, er geht mir nicht aus dem Kopf. Ich habe ihn irgendwo einmal gehört, weiß aber nicht mehr, wo.«
     Dann drückte sie auf den Knopf.

    In der Erwartung, wieder zu träumen, legte sie sich ins Bett und suggerierte sich, daß sie träume. Und da träumte sie wirklich. Diesmal ganz stumm und ohne Gespräche. Der Traum war wie ein Film: Marjana sah deutlich alles, was im Traum vor sich ging, und war sich gleichzeitig bewußt, daß es nur ein von ihrem eigenen Wunsch geschaffener Traum war, der, wenn sie es nur wollte, abbrechen oder ganz anders verlaufen würde. Es war ihr eigener Traum, er war so, wie sie ihn sich wünschte, und deshalb war er großartig und wunderbar.
     Marjana und Arkadi saßen auf der kleinen Bank vor den Fenstern des Laboratoriums; das gelbe, herbstliche Laub fiel von den Bäumen, es duftete nach fauliger und feuchter Erde. An den Fenstern waren die Gardinen zugezogen, Arkadi und sie waren hinter den Zweigen der Bäume versteckt. Der Abend senkte sich herab, und die Sonne wärmte nur noch schwach, aber zärtlich. Marjana fühlte in ihrer rechten Hand die kühle und feste Hand Arkadis. Alles in ihr jubelte. So saßen sie lange Zeit, dann umarmte er sie und gab ihr einen langen, unendlich langen Kuß. Es fiel ihr schwer, sich von ihm loszureißen, sie fürchtete sich davor, weil sie wüßte und fühlte, daß der Traum damit zu Ende wäre. Wie lange dauerte das? Eine Minute? Eine Stunde? Die ganze Nacht? Das fallende Laub raschelte, die warme Luft wehte lind, ihre warmen Lippen, fest und leicht an seine Lippen gedrückt,

Weitere Kostenlose Bücher