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Das elektronische Glück

Titel: Das elektronische Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dieverse Autoren
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Sie wissen ja, unter fünfzig Jahren gibt es bei uns nur einige wenige…«
     »Arkadi, das Experiment erlaube ich nicht. Punkt!«
     »Und ich hatte gehofft, diesen Punkt zu bewegen; jetzt aber stellt sich heraus, daß so ein winziger Punkt schwerer wiegt als ein Grabstein.«
     »Wir wollen nicht mehr darauf zurückkommen! Mir gefällt Ihre Anhänglichkeit an den Chef, und überhaupt – Ihre Besessenheit hat was für sich. Aber nach der Katastrophe in Karai…«
     »Jaja. Nichts zu machen, lassen wir das.«
     »Wie geht fes den Jungs aus der Siebenten?«
     »Großartig. Sie sind naiv und begabt wie altgriechische Götter.«
     »Ich fliege bis zum Abend weg«, sagte Marjana und trat auf die runde Plattform lies Aufzuges. »Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.«
     Damit drückte sie auf den Knopf.

    Nachts aber träumte sie wiederum von Arkadi. Sie gingen über eine kamillenübersäte Wiese. Arkadi pflückte eine Blume ab und murmelte etwas vor sich hin.
     »Wovon sprechen Sie?« – »Ein altes Sprüchlein, das ich von meiner Großmutter gelernt habe.« – »Erzählen Sie, erzählen Sie…« – »Sie liebt mich – liebt mich nicht; sie will mich nicht – sie küßt mich; sie drückt mich ans Herz – sie schickt mich zum Teufel…« – »Wunderbar! Wie war das? Sie liebt mich – liebt mich nicht…« Es war still und warm, die Kamille duftete zart wie der Blütenstaub auf den Flügeln der Schmetterlinge. Sie setzten sich auf die weiche, angewärmte Erde, und plötzlich warf Arkadi die Blume weg. »Marjana, ich möchte mit Ihnen ernsthaft über das Allerwichtigste sprechen. Versuchen Sie, mich zu verstehen. Nun ja, die Katastrophe in Karai… Denken Sie wirklich, die Menschheit ist für immer gegen Opfer gefeit? Natürlich wäre es besser ohne Risiko, darüber streitet niemand! Aber wir gehen doch immer bis zum Äußersten, wir dringen in das Allerheiligste der Natur ein, wo es keinerlei Garantien mehr für unsere Sicherheit gibt.« Sein Gesicht war lieb und ehrlich, die Worte, stumm im Schlaf, hatten keinen Ton, sondern drangen einfach so in sie ein, wie die Sonne in die Haut, und riefen Mitgefühl und eine unverständliche Freude hervor. »Und diese Instruktionen… Schon seit zwei Jahrhunderten behaupten wir, daß die Menschheit für jeden einzelnen verantwortlich ist und jeder einzelne für die ganze Menschheit. In diesem Sinne gibt es keinen Unterschied zwischen mir und dem Wissenschaftlichen Rat. Warum also darf ich nicht selbst über das Schicksal des Experimentes entscheiden? Woher dieses Mißtrauen? Wäre ich ein analphabetischer Handwerker, hätte ich kein Diplom bekommen. Aber so… Ich habe Ihnen nicht die Wahrheit über den Chef gesagt. Der Chef verbirgt sehr höflich und geschickt vor uns seinen Wunsch, sich auf einen unerreichbaren Gipfel zu erheben, unsere Kühnheit erschreckt ihn, und hier kommen ihm die Instruktionen zugute…« Marjana hörte sich das mit an und zupfte Blütenblätter, seine Worte kamen trübe und ruckartig heraus, wie Blutströme. »Liebt mich – liebt mich nicht; liebt mich – liebt mich nicht…« – »Marjana, und Sie selbst? Sie sind klug, die Jungs vergöttern Sie, aber schließlich besteht doch der Sinn Ihrer Existenz nicht im Teetrinken und in der Erteilung von Anordnungen? Was aber tun Sie?« – »Liebt mich – liebt mich nicht; liebt mich – liebt mich nicht… Und wie geht es doch weiter?… will mich nicht – küßt mich –…« – »Sie sind ebenfalls Sklave der Instruktionen, Sklave des Rates und noch zweier weiterer Räte. Zwischen uns und der Menschheit stehen drei Räte, und eine solche Zensur der Gedanken und Seelen gilt sogar noch für klug!« – »Drückt mich ans Herz – schickt mich zum Teufel… nennt mich die Seine… Ein komischer Junge, ein entsetzlich komisches Kind. Zu wem sagt er das! Als ob ich anders dächte. Ihm helfen… Ich bin nur noch nicht soweit. Es ist mir noch nicht alles klar. Die Räte sitzen natürlich voller alter Dummköpfe. Aber unbeaufsichtigte junge Tollköpfe… Wie ich… So tollköpfig sind wir übrigens gar nicht… nein, ich kann nicht. Das ist zu ernst. Irgend etwas stört mich dabei. Vielleicht sind wir noch nicht genügend vorbereitet dafür…« – »Wir sollten noch nicht genügend vorbereitet sein? Unsinn! Die Katastrophe in Karai trat ein, nachdem alle Pläne dreifach bestätigt und geprüft worden waren. Falsche Schlußfolgerungen aus ganz natürlichen Ereignissen…« Er nahm ihre Hand, und

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