Das elektronische Glück
Methode gefunden, wie man das Abbild in den Spiegeln für immer festhalten kann! Im System gab es zwei besondere Punkte: die Eingabe des Originals und die Ableitung des Spiegelbildes. Natürlich hatte Arsik nur das Prinzip vorgeschlagen, die genaue Form der Spiegel, ihre Anordnung und die Koordinaten der besonderen Punkte waren noch zu berechnen. Aber die Idee war großartig.
»Mit Lichtleitern hat das allerdings nichts zu tun«, sagte Arsik in entschuldigendem Ton.
»Trotzdem prima!« freute ich mich. »Es fehlen bloß die exakten Berechnungen.«
»Ach, Gescha, dazu habe ich keine Lust!« flehte Arsik. »Hier ist alles klar. Die Berechnungen erfordern keine Qualifikation«, fügte er flüsternd hinzu und deutete auf Ignati Semjonowitsch.
»Zum Teufel mit dir!« brummte ich und rief den Alten zu uns.
Ignati Semjonowitsch betrachtete Arsiks Schema lange und mißtrauisch. Offenbar überlegte er, ob er die Berechnungen zustande bringen würde.
»Bei den Amerikanern habe ich nichts Ähnliches gefunden«, ließ er sich endlich vernehmen. »Soll ich bei den Japanern nachsehen? Man müßte Übersetzungen bestellen.«
»Das haben auch die Japaner nicht«, sagte ich. »Das sehen Sie doch. Gäbe es solch eine Konstruktion, wußten alle davon.«
»Ja, das ist, bitte, eine Erfindung«, erklärte Ignati Semjonowitsch mit Würde. »Aber wie ist es mit der Autorschaft? Wenn ich die Berechnungen ausführe…«
»Wir nennen alle«, schlug Arsik vor. »Gescha, Sie und mich.«
»Einverstanden«, sagte Ignati Semjonowitsch.
»Wenn wir es patentieren lassen, entscheiden wir diese Frage«, sagte ich. »Ich beabsichtige nicht, mich damit zu befassen, folglich kann von meiner Autorschaft keine Rede sein.«
Ignati Semjonowitsch zuckte die Schultern und kehrte mit Arsiks Blättern an seinen Platz zurück. Ich war außer mir vor Wut. Erst jetzt begriff ich, was mir Professor Galilejew für einen Freundesdienst erwiesen hatte, als er den Alten zu mir abschob.
Ignati Semjonowitsch war als Verfasser von vierzig Artikeln und Inhaber von sieben Patenten ein namhafter Wissenschaftler. Alles waren Kollektivarbeiten. Der Familienname von Ignati Semjonowitsch lautete übrigens Arnautow. Dank dieses Umstandes wurde er in der Regel bei den Autoren an erster Stelle genannt. Was nicht unwichtig ist, denn wenn man die Arbeiten zitiert, schreibt man gewöhnlich: »Arnautow et al. haben überzeugend nachgewiesen…« Und so weiter.
Folglich würde Arsik mit seiner schönen und scharfsinnigen Idee unter die Rubrik »alii« fallen. – Kommt nicht in Frage, dachte ich. Arsik wird als erster genannt, um jeden Preis.
Mit seiner Idee hatte sich Arsik freigekauft. Ich erlaubte ihm, sich mit den Dingen zu beschäftigen, die ihm Spaß machten. Warum nicht? Wenn alle halben Jahre etwas Ähnliches herauskäme, wäre Arsiks Anwesenheit im Labor gerechtfertigt. Nur durfte er mit seinen Bemerkungen über Liebe und mit seinen unverständlichen Scherzen nicht allzusehr stören. Das würde das Kollektiv zersetzen.
Kurz darauf mußte ich auf eine Dienstreise. Alle waren am Wirken. Ignati Semjonowitsch hatte eine Rechenmaschine aufgetrieben und berechnete Arsiks System, Arsik selbst beschäftigte sich mit seiner Anlage, und die Laborantinnen arbeiteten an meinem Meßgerät. Ich fuhr leichten Herzens fort, hielt meinen Vortrag auf der Konferenz und kehrte nach drei Tagen zurück.
Als ich ins Labor kam, spürte ich sogleich, daß etwas nicht in Ordnung war. Spannung lag in der Luft. Alle saßen auf ihren Plätzen, als wäre ich überhaupt nicht fortgewesen, Ignati Sem jonowitsch tippte immer noch auf der Maschine herum, aber es war etwas geschehen. Katja begrüßte mich nicht so wie gewöhnlich. Sie klappte ihre Wimpern hoch, senkte dann den Blick und murmelte: »Guten Tag, Gennadi Wassiljewitsch…« Und Schurotschka schielte beunruhigt zu ihr hin. Gewöhnlich grüßte Katja flüchtig, mit einem Nicken. Arsik winkte mir freundlich mit einer Hand zu. Die andere Hand, die linke, lag auf der Anlage und war am Gelenk mit einer dünnen Folie umwunden, von der eine Leitung zu den Schaltungen ging. Nachdem Arsik mit der rechten Hand gewinkt hatte, versenkte er sich in die Okulare und schaltete sich von der Außenwelt ab.
»Wie stehen die Dinge?« fragte ich.
»Wir sind fertig«, sagte Schurotschka. Katja wandte mir den Rücken zu.
»Prachtmädel!« lobte ich sie und ging zu meinem Platz. Katja sprang plötzlich auf und
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