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Das elektronische Glück

Titel: Das elektronische Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dieverse Autoren
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Violinschlüssel, ein bauchiger Wassertropfen mit einem spit zen Schwanz, eine schwarze Katze, die mit ihren Pfoten ein anderes Herz umklammerte, diesmal ohne Pfeil, und ein Strahlenkreis, offenbar die Sonne.
     »Um Himmels willen, sehen Sie nicht in die Okulare«, warnte mich Ignati Semjonowitsch.
     »Haben Sie hineingeschaut?«
     »Gottbewahre! Ich habe einmal hineingesehen, als dort noch Gemälde hingen. Danach habe ich eine Woche lang von Rubensschen Frauen geträumt.«
     »Es ist sowieso abgeschaltet.« Der Zeiger stand auf der schwärzen Katze, die ein Herz umklammerte. Ich muß mit Arsik sprechen, beschloß ich.
     Kurz darauf ging ich zu Mittag essen. Eine Kantine gibt es in unserem Institut nicht, wir gehen in eine benachbarte Gaststätte. Als ich aus dem Institutsgebäude trat, erblickte ich Arsik und Schurotschka. Sie saßen auf einer Bank und rauchten. Arsik hatte einen Arm um Schurotschkas Schultern gelegt. Die beiden saßen völlig reglos da, und ihre Gesichter hatten den schwachsinnigen Ausdruck, der Verliebten eigen ist.
     Ich kann nicht sagen, daß ich mich als Leiter des Kollektivs über diese Entdeckung gefreut hätte. Das hat mir noch gefehlt! dachte ich. Jetzt fängt der Tratsch an, die Anspielungen wegen unmoralischen Verhaltens und so weiter. Arsik ist doch kein kleiner Junge mehr! Er sollte vorsichtiger sein.
     Damit waren die Abenteuer dieses Tages nicht zu Ende. Als ich aus der Gaststätte kam, saßen Arsik und Schurotschka nicht mehr auf der Bank. Sie waren auch nicht im Labor. Vor Arsiks Anlage saß Katja und blickte in die Okulare. Um ihr Handgelenk war ein Folienstreifen gebunden. Der Schalter stand auf »durchbohrtes Herz«.
     Ignati Semjonowitsch tippte nervös auf der Rechenmaschine und machte Katja Vorhaltungen: »Warum tun Sie das, Katja? Ich verstehe das nicht! Das ist doch unmoralisch, letztlich… Sie sind ein junges, hübsches Mädchen…«
     »Und Sie ein alter Zausel. Lassen Sie mich in Frieden«, sagte Katja mit sanfter Stimme, ohne die Augen von den Okularen abzuwenden.
     »Das ist eine Sucht!« schrie Ignati Semjonowitsch. »Sie sind sich dessen nicht bewußt.«
     »Stimmt«, pflichtete ihm Katja bei. »Nur lassen Sie mich in Ruhe.«
     »Wer hat die Anlage eingeschaltet?« fragte ich.
     Katja blickte auf und sah mich an. Und da erschrak ich. Ich hatte bei einer Frau noch nie einen solchen Gesichtsausdruck gesehen. Nicht einmal im Kino. Nein, ich lüge… Ich hatte einen solchen Ausdruck gesehen. Aber das war sehr lange her, und ich hatte mir so streng verboten, mich daran zu erinnern, daß ich jetzt erschrak und völlig verwirrt war.
     In Katjas Augen lag eine Aufforderung, ein Flehen – zum Teufel, ich weiß nicht, wie ich mich ausdrücken soll! Die Lippen bebten – feuchte, zarte Lippen –, die Pupillen waren geweitet, Katja zog mich unwillkürlich an. Ich spürte das und hielt mich an der Tischkante fest, um dem Mädchen nicht entgegenzugehen.
     »Was ist mit Ihnen?!« schrie ich. »Wer hat Ihnen erlaubt, die Anlage einzuschalten?«
     Katja knüpfte die Aluminiummanschette vom Handgelenk ab und nahm aus Arsiks Etui einen Meßzirkel. Bedächtig stach sie beide Spitzen auf ihren Handrücken. Das Gesicht gewann seinen normalen Ausdruck wieder. Aber ziemlich langsam.
     Katja pikte sich, zur Sicherheit noch einmal mit dem Zirkel, stand auf und ging an mir vorbei zu ihrem Arbeitsplatz. Einen Moment wurde mir schwindlig.
     »Das melde ich der Gewerkschaftsleitung«, sagte Ignati Semjonowitsch.
     Kurz darauf kam Arsik, düster und unzufrieden. Schurotschka erschien nicht. Arsik arbeitete nicht, sondern saß da, blickte aus dem Fenster und pfiff leise eine Schlagermelodie vor sich hin. Natürlich eine Liebesschnulze.
     Katja ordnete schlafwandlerisch die Instrumente auf ihrem Tisch.
     Ich wartete gespannt auf das Ende des Arbeitstages. Pünktlich um siebzehn Uhr fünfzehn schaltete Ignati Semjonowitsch die Rechenmaschine ab, legte die beschriebenen Blätter an den Tischrand und ging, nachdem er sich reserviert verabschiedet hatte. Arsik rührte sich nicht. Katja er griff ihr Täschchen und lief zur Tür. Endlich war ich mit Arsik allein.
     »Sag mal, was geht hier vor?« fragte ich.
     »Ich verstehe es selber nicht«, erwiderte Arsik sentimental. »Aber es ist brennend interessant. Allerdings schwierig.«
     »Bitte, populärer«, forderte ich.
     »Komm her. Sieh selbst.«
     Zögernd ging ich zu seiner Anlage und ließ mir von Arsik die Manschette ums

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