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Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition)

Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition)

Titel: Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Schieferdecker
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musst ein wenig weiterdenken, Lucie. Nicht nur oberflächlich und nicht nur bis zum heutigen Tag. Natürlich ist es ein Unglück, was mit seinen Eltern geschehen ist, aber was ihm hier widerfährt, das ist pures Sonntagsglück!“
    „Was meinst du?“
    „Das Böse hat ihm genommen, was ihm lieb und wertvoll war, aber das Schicksal hat den Schlag gemildert, indem es ihn zu uns gebracht hat. Er gehört jetzt hierher. Er wird bald merken, dass er Geschwister hat und …“ „Ach Mutter! Ich weiß ja, du meinst es gut, aber denkst du, es ist hilfreich, wenn du ihm zu all dem Neuen auch noch den Kopf mit deinen Feenmärchen verdrehst? Die gute Fee, die den Zauber der bösen Fee mildert? Bist du nicht schon ein wenig zu alt für so was?“
    „Schon gut, schon gut! Ich sag ja nichts mehr, aber ich bin nicht blind und du bist es eigentlich auch nicht.“
    „Und wirst du zurechtkommen, wenn wir weg sind?“, wechselte Lucie das Thema. Sie hatte jetzt nicht die Nerven, die Grillen ihrer Mutter zu ertragen. Schuldbewusst blickte sie zu Gertrude, die einen Berg Apfelstücke geschnitten hatte. „Mit deinem weißen Haarknoten und mit der bunten Schürze siehst du wie Urgroßmutter aus!“, sagte sie. „Das waren noch Zeiten! Das Haus war alt und zu klein für alle, wir hatten nicht viel Geld, aber wir waren trotzdem glücklich miteinander! Warum war das so?“
    Oma Gertrude legte das kleine Küchenmesser beiseite und lächelte ihre Tochter liebevoll an. „Weil kindliche Unwissenheit und unbegrenztes Vertrauen ein Segen sind!“ Während sie sich daran machte, die Apfelstücke in gleichmäßigen Reihen auf dem Teig zu verteilen, sagte Lucie seufzend: „Das Auflösen der Hamburger Wohnung wird schwer für Phil. Er sagt es nicht, aber der Tod seines Bruders und seiner Schwägerin hat ihn sehr getroffen.“
    „Ich weiß, aber wenn ihr das erst hinter euch gebracht habt, können wir alle nach vorne blicken und es Till hier so schön wie möglich machen“, sagte Oma Gertrude zuversichtlich.
    „Wenn du recht hast, hast du recht!“, lächelte Lucie und fühlte sich etwas besser. „Komm, ich habe die Küchenuhr gestellt. Wir können ein bisschen fernsehen, bis der Kuchen fertig ist.

    Nach einem leckeren, gemeinsamen Frühstück brachen Lucie und Phil am Samstagvormittag auf. Lucie winkte aus dem Transporter und freute sich über die vier Kinder, die zufälligerweise der Größe nach am Straßenrand standen. Die fünfjährige Flora kämpfte ein bisschen mit den Tränen, während Lilly und Oskar im Stillen schon ihre Pläne für den Samstagabend machten.
    Solange es ging, hing Tills Blick an den roten Punkten der Rücklichter. Seine Gedanken flogen über das graue Band der Autobahn nach Hamburg in die elterliche Wohnung, in sein Zimmer, in das gemeinsame Wohnzimmer … „Stopp!“, dachte er und schalt sich im Stillen einen Narren. „Das führt zu gar nichts! Sei froh, dass du hier bleiben kannst. Du gehst jetzt auf Papas Schule und machst ein super Abi und dann, dann gehst du zurück und wirst ein noch besserer Schiffsbauer als er es war!“

    Diesen Samstag hatten die Kinder Glück, denn im Haus war bereits alles blitzsauber und das Sonntagsessen schon vorgekocht, sodass jeder von ihnen seinen Hobbys nachgehen konnte. Oma Gertrude war zu ihren Rommé-Freundinnen gegangen und würde erst am Abend heimkommen.
    Während Oskar immer wieder die gleichen Rhythmen auf dem Schlagzeug übte, saßen Till und Flora in der gemütlichen Küche und bastelten an einem Papierdrachen, den Flora am Montag mit in den Kindergarten nehmen wollte.
    Die Kleine war begeistert über Tills Hilfe, der sich, wie er selbst fand, nicht dumm anstellte. Kurz vor dem Abendbrot kam Lilly zu ihnen und half, den langen Drachenschweif mit bunten Stoffschleifen zu verzieren, die Oma Gertrude aus ihrem unerschöpflichen Vorratsschatz gezaubert hatte.
    „Das haben wir gut hinbekommen, findet ihr nicht?“, sagte sie und kletterte auf einen Küchenstuhl, um den Drachen in voller Größe und Schönheit zu betrachten. „Nun müssen wir aber noch ausprobieren, ob er auch wirklich fliegt!“
    „Aber ja fliegt er!“, rief Flora siegessicher. „Till hat alles gemacht, wie es auf dem Zettel stand!“
    „Das bezweifle ich ja gar nicht, aber kann doch sein, dass das, was auf dem Zettel steht, nicht richtig ist!“
    „Wirklich? Dürfen die da was Falsches draufschreiben?“ Flora schaute ihre Schwester skeptisch an. Sie wusste, dass sie allzu gern Schabernack mit

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