Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition)

Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition)

Titel: Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Schieferdecker
Vom Netzwerk:
kleine Haarlocke ab, die er in die irdene Schale legte. Die kleine Opfergabe verglühte mit leisem Zischen zu Staub. Würdevoll schritt der Elf zum Fenster und streute die verbliebene Asche in den Herbstwind.
    Als Nächstes nahm Alrick Floras kleine Hand fest in die seine und während die Augen des Mädchens ehrfurchtsvoll auf ihn gerichtet waren, machte er mit dem Zeremonienmesser einen winzigen Schnitt in ihren Handballen. Flora zuckte ein wenig und drückte mit der anderen Hand Brumm an ihr Herz, aber es kam keine Klage über ihre Lippen und als Alrick ihr aufmunternd zunickte, lächelte sie erleichtert. Der Elf ließ den glitzernden Blutstropfen in Floras Becher fallen und bevor er ihn in den Kreis zurückstellte, goss er etwas vom magischen Kräutersud hinzu. Eine seltsam feierliche Ruhe herrschte im Zimmer, während er dieses Ritual mit Lilly und Till wiederholte.
    Als alle drei Becher gefüllt waren, kniete Alrick nieder, hielt die ausgestreckten Hände darüber und sprach: „Vanmari mahyr wethro zawin dahyr owland!“ , was in menschlicher Sprache „So lange ich will, wirst du andauern!“ bedeutete. Dann zog er ein kleines Päckchen aus seiner Jackentasche und als er die aus Seide gearbeitete Hülle entfernte, kam ein hübscher silberner Spiegel zum Vorschein. Alrick nahm Floras Becher und reichte ihn dem Mädchen mit der stummen Aufforderung, ihn zu leeren. Gehorsam setzte das Mädchen den Becher an die Lippen und trank. Dann nahm er den Spiegel und hielt ihn vor Floras Gesicht. „Hauche ihn an!“, forderte er das kleine Mädchen auf, das seinem Wort wiederum Folge leistete und zusah, wie ihr Bild im Spiegel verblasste.
    „Dilbaar ambare!“ , rief Alrick leise. Und noch einmal: „Flora, dilbaar ambare!“ Abbild erscheine!
    Mit weit aufgerissenen Augen blickte Flora in den beschlagenen Spiegel und da, ganz, ganz langsam kehrte ihr Spiegelbild zurück. Aber was war das? Sollte der Spiegel nicht genau das zeigen, was sie gerade tat? Nur andersherum? Die Flora im Spiegel, die glich ihr wie ein Ei dem anderen, aber sie lachte, ja wirklich, sie lachte und das, obwohl doch alles eine so ernste Angelegenheit war! Schon öffnete Flora den Mund, um etwas zu sagen, doch Alrick legte warnend den Finger auf seine Lippen, bevor er zu Lilly und Till ging und den Zauber noch zweimal wiederholte.
    „Seid ihr dann so weit?“, flüsterte er. „Ich werde jetzt die Abbilder befreien, während ihr bitte eure Sachen holt. Wir treffen uns ein kleines Stück oberhalb der Feengrotten!“
    Till nahm Flora bei der Hand und ging folgsam mit ihr auf den Flur hinaus. Lilly folgte ihnen auf dem Fuß, aber der Wunsch zu sehen, was Alrick als Nächstes tat, war größer als ihr Gehorsam, darum blieb sie auf der Schwelle stehen und schaute zurück. Der Elf stand ihr seitlich gegenüber, aber ein Vorhang aus schönem Haar verhinderte, dass sie sein Gesicht sehen konnte. Er hatte den silbernen Spiegel auf den Boden gelegt und rief leise: „Mahyr wilhwaár dilbaar meok ambare!“ Ich befehle dir zu erscheinen! und noch zweimal: „Mahyr wilhwaár dilbaar meok ambare!“
    Auf einmal sah es aus, als ob sich die silbergraue Oberfläche des Spiegels verflüssigte. Lilly, die vor Aufregung nicht zu atmen wagte, beobachtete erstaunt, wie sich zunächst eine Hand, dann ein Arm und schließlich eine perfekt aussehende Flora aus dem Spiegelinneren lösten. Das Doppelgängermädchen strich sich in aller Seelenruhe die Kleider glatt, lächelte Alrick an und strebte dann der Zimmertür zu.
    „Unglaublich!“, Lilly flüsterte nur, aber es war laut genug, dass Alrick sie bemerkte und sie sofort durch Zeichen aufforderte, den Raum zu verlassen. Mit klopfendem Herzen folgte sie der Anweisung des Elfen und ging zu Till und Flora, die bereits fertig ausgerüstet auf sie warteten.
    „Ihr glaubt nicht, was ich gesehen habe!“, flüsterte sie aufgeregt, während sie die Jacke überzog. „Deine Doppelgängerin, so perfekt wie nur irgend möglich!“
    „Aber Alrick hat gesagt …“, wollte die Kleine zurückflüstern.
    „Ja, ja! Ich weiß doch, was er gesagt hat. Es war nicht meine Absicht! Ist einfach so passiert. Aber ich will mein eigenes auch sehen!“
    „Kommt nicht infrage! Du kannst doch nicht alles riskieren, nur weil du dich selber mal sehen willst!“ Till schüttelte den Kopf.
    „Ach, und dir ist es wohl gleichgültig, ja? Du stehst sozusagen über den Dingen?“, antwortete Lilly spitz, weil sie wusste, dass Till eigentlich recht

Weitere Kostenlose Bücher