Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition)
hatte.
„Nein, aber lass uns nicht streiten! Komm jetzt lieber!“
Sie nahmen ihr Gepäck und schlichen sich leise zur Tür hinaus. Es war ein ungutes Gefühl, die freundliche Großmutter und sogar Oskar so zu hintergehen, aber sobald der frische, noch warme Herbstwind um ihre Nasen wehte, packte sie die Abenteuerlust und sie liefen so schnell sie die Füße trugen den Berg hinauf Richtung Feengrotten. In der goldenen Nachmittagssonne war Lillys Unmut schnell verflogen und im Geheimen musste sie sich eingestehen, dass sie töricht gehandelt hatte. Sie nahm sich vor, heute besonders nett zu Till zu sein.
Verwundert schaute sich Till auf dem halb verlassenen Parkplatz um. Noch vor einer Woche hatte es hier von Touristen nur so gewimmelt. Wo waren sie alle? Lediglich ein einzelner Reisebus und zwei PKW warteten auf die Rückkehr ihrer Insassen.
„Im Herbst haben sie veränderte Öffnungszeiten“, sagte Lilly, die Tills Verwunderung bemerkt hatte. Sie ging an die große Informationstafel und fuhr mit dem Zeigefinger die Zeilen entlang. „Die letzte Führung hat schon begonnen. Lass uns hochgehen und auf Alrick warten!“
Flora an den Händen haltend liefen die drei Kinder den steilen Weg zum Bergwerk hinauf. Niemand nahm Notiz von ihnen. Die Ladeninhaber waren eifrig damit beschäftigt, die bunten Auslagen einzuräumen und die Geschäfte für den heutigen Tag abzuschließen. Selbst die Fenster der Mantelausgabe waren bereits verschlossen.
Die drei Kinder gingen ein Stück weit am Eingang vorbei, so als wollten sie den Weg zum Wald weiter folgen.
„Ich bin gespannt, was Alrick erzählt!“, sagte Flora und hob einen Tannenzapfen auf. „Den nehme ich Tibana mit. Sie wird sich freuen, etwas aus unserer Welt zu bekommen!“
„Das ist eine gute Idee! Vielleicht sehen die Tannenzapfen im Elfenreich anders aus. Was meint ihr, wie wir hineinkommen?“, fragte Till, während er ungeduldig den Weg zurückblickte.
„Ich dachte, wir gehen zur Quelle am Tanzplatz.“
„Dann hätten wir uns auch dort treffen können, oder?“
„Ja, dann hätten wir uns auch dort treffen können!“, sagte Alrick, der plötzlich lachend hinter ihnen stand. „Zur Feier des Tages wollte ich aber lieber den alten Eingang nehmen. Sozusagen als gutes Omen und aus Tradition.“
„Aber die Tür ist schon abgeschlossen!“, antworteten Flora und Lilly wie aus einem Mund.
„Elfen und Feen lassen sich nur selten von Türen aufhalten. Seid ihr bereit?“ Alrick hatte unterdessen etwas aus einem kleinen Lederbeutel genommen.
„Ja!“
„Gut, dann gib mir die Hand, Lilly, und fasst auch einander an!“
Folgsam bildeten die drei mit Alrick eine Kette. Der Elf holte aus und streute den funkelnden Inhalt seiner Hand in hohem Bogen über die Köpfe der staunenden Kinder. „Mahyr wilhwaár salen chmer!“ Ich befehle dir, lass mich hinein! Mit der freien Hand zeichnete er ein Symbol über den Fels, der sich daraufhin wie von Zauberhand öffnete. Nein, als Öffnen konnte man es eigentlich nicht bezeichnen. Es war vielmehr so, als ob der harte Fels durchsichtig wurde und sie mitten hineinlaufen konnten!
„Heiliges Kanonenrohr!“, flüsterte Till. „Das gibt’s doch nicht!“
„Alrick kann eben alles!“, sagte Flora hinter ihm.
„Ja, es scheint mir auch so!“
Gedämpftes Licht drang durch die Spalte und Till sah, dass sie sich unmittelbar in der Nähe der Heilgrotte befanden.
„Bleibt einen Moment hier stehen! Ich weiß, wo es Leuchtkristalle gibt.“ Alrick verschwand lautlos in der Dunkelheit.
„Ich wette, dass das Feenstaub war!“ Lillys Augen glänzten vor Aufregung. „Ich habe im Almanach davon gelesen. Sie benutzen ihn, um …“
„Wir haben gesehen, wofür sie ihn benutzen! Es war unglaublich, und ich frage mich, ob es noch immer wirkt?“ Till lief auf den nächstbesten erkennbaren Felsen zu und fluchte leise, als er von der harten Steinwand abprallte. „Schade, es geht nicht mehr!“
„Natürlich nicht, man muss auch die richtigen Zeichen und Worte dazu kennen.“ Alrick stand grinsend hinter ihm. „Aber es war ein netter Versuch. Hier bitte, nehmt jeder einen davon!“ Er öffnete seine Hände, die er bis dahin schützend über etwas gehalten hatte und sofort erhellte sich die Grotte in ihrer Umgebung. „Das sind Leuchtkristalle. Sie wachsen in dem Gang, den die Menschen Barbarastollen nennen. Es sind leider noch Menschen im Berg, darum sind wir hier oben hineingegangen. Lauft vorsichtig, damit sie uns
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