Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition)
jetzt schon von zuhause fort? Nur ein paar Wochen, aber ihm schienen es Monate zu sein und mit Freude und Erstaunen fühlte er, dass der Schmerz ein ganz kleines bisschen weniger scharf in sein Herz hineinschnitt.
Der Zuber war groß genug, dass er ganz hineinsteigen konnte. Was für ein gutes Gefühl! Till tauchte sogar seinen strubbligen Kopf unter. Die Herrin der Quellen sollte nichts an ihm auszusetzen haben.
Dann trat er zu Tibana hinaus, und nachdem sie ihm eine magische Fackel gereicht hatte, gingen sie gemeinsam zum Ufer des kleinen Sees hinunter.
„Woraus sind nur diese Fackeln gemacht?“, fragte Till, um keine peinliche Stille aufkommen zu lassen. „Oder ist das irgendein Zauber?“
„Ja und nein!“, antwortete Tibana. „Sie sind aus Silbermoos gefertigt. Sage nur das Wort ‚lumineé‘ , dann leuchten sie, und wenn du ‚inlumineé‘ , sagst, dann erlöschen sie wieder.
„Silbermoos?“
„Ja. Ein schöner Name, nicht? Das Moos heißt so, weil es das Mondlicht in sich einschließen kann. Gleich sind wir da!“
Die beiden waren ein kleines Stück um den See herumgelaufen, bis Till im Halbdunkel einen großen Stein am Ufer entdeckte. Als sie näher kamen, sah er, dass der Stein eine ganz glatte, glänzende Oberfläche hatte, in die feine Elfen- und Feensymbole eingraviert waren. Eine wunderbare Arbeit, die viele, viele Stunden gedauert haben musste.
„Das ist der Altar, hier führe ich alle meine Rituale und Meditationen durch. Siehst du, dies ist das Symbol für Wasser und da“, Tibana zeigte mit dem Finger auf verschiedene Stellen im Stein, „wie wunderschön die kleinen Fische, die Muscheln und die anderen Meerestiere gearbeitet sind! Der Stein ist so alt wie die Welt selbst und er ist der Herrin der Quellen geweiht.“
Tibana öffnete einen Korb und stellte vier dicke Bienenwachskerzen auf den Stein. „Die Herrin der Quellen liebt schöne Dinge und den Duft der Kerzen. Hier, nimm diese Kristalle und ordne sie dekorativ an, damit sich das Licht darin bricht. Dann noch die Blumenblätter. Sehr schön! Das wird sie freuen.“
Die weise alte Fee blickte voller Zuneigung auf Till, der sich die größte Mühe gab, alles zu tun, wie es ihr gefiel.
„So, nun legen wir noch diese Holzspäne mit den aufgeklebten Kerzen bereit … und diese Schale mit Blumen. Wenn wir mit dem Ritual beginnen, werden wir sie auf den See hinaustreiben lassen. … Aber, Till! Da wäre noch etwas, worauf ich dich vorbereiten muss!“
„Was denn, Frau Tibana?“
„Wenn die Herrin uns eine Vision gewährt, dann wissen wir nicht, was es sein wird! Es … es könnten auch Bilder aus deiner Vergangenheit auftauchen! Wer kann das wissen?“
„Oh!“, sagte Till mit belegter Stimme.
„Wirst du stark genug sein, sie zu ertragen?“ Tief drangen die Augen der weisen Frau in Tills Seele ein. „Ich will nicht, dass du dich erschreckst oder dir weh getan wird!“
„Es wird schon gehen! Vielleicht kann ich sehen, was aus mir wird und vor allem müssen wir doch König Arindal befreien!“
„Tapferer Junge! So ist es richtig. Man muss sich seinen Ängsten stellen, nur so kann man sie besiegen!“
„Ich werd’s versuchen!“
„Gut so! Nun zünde ich die Kerzen an und dann machst du alles so, wie ich es tue.“
„Lumineé!“ , sagte Tibana und schon zuckte eine kleine Flamme am Docht der ersten Kerze empor. Till nahm sie und zündete nacheinander auch die anderen an. Der Altar strahlte in glanzvollem Licht und als Till die kleinen Schwimmkerzen auf den See hinaustreiben sah, war ihm auf einmal ganz feierlich zumute.
Tibana warf eine Handvoll Blumen in den See und forderte Till auf, das Gleiche zu tun. Dann verneigte sie sich gegen die Wasseroberfläche, wobei sie die Arme über ihrer Brust gekreuzt hielt.
„Herrin der Quellen, wir sind gekommen, weil wir deines Rates bedürfen“, sagte die Fee mit würdevoller Stimme.
Rings umher herrschte feierliche Stille. Nichts war zu hören als das sanfte Plätschern der Wellen am Uferstreifen. Erneut warfen beide eine ein paar Hände voll Blumen ins Wasser. „Wie du weißt, Herrin, ist das Volk von Arwarah und König Arindal in großer Bedrängnis, aber wir sind gewillt, dieser Gefahr mit deiner Hilfe zu trotzen! Gewähre uns einen Blick auf die Lösung, die uns und unsere Welt glücklich aus der Drangsal führen wird, auf dass Friede und Eintracht wieder ins Feen- und Elfenreich einziehen können!“
Im Osten zeigte sich der erste, schmale Lichtstreif am
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