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Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition)

Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition)

Titel: Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Schieferdecker
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Farzanah strich die Kapuze vom Kopf, sodass Till geradewegs in das schöne, aber von Niedertracht und Hartherzigkeit gezeichnete Gesicht der dunklen Fee blickte. Er sah, wie ihre grünen Augen vor Zorn und Begierde funkelten und wusste nicht, ob er sie abstoßend oder schön fand. Sie war jung und anmutig, hatte langes, schwarzes Haar, das mit Diamantennadeln zu einer kunstvollen Frisur gesteckt war. Ihre schmalen Brauen, ebenso dunkel und diabolisch geschwungen, die Nase zierlich, aber markant und die schön geformten Lippen, jetzt fest aufeinander gepresst. Dann, völlig unerwartet, änderte sich ihre Mimik. Sie trat lächelnd ganz nah an Arindal heran. Ihre beringten Finger strichen liebkosend durch sein langes Haar und plötzlich hauchte sie ihm einen Kuss auf die Lippen.
    „Dennoch fände ich es auf ewig schade, soviel Kraft und Schönheit zu vergeuden!“ flüsterte sie.
    „Das Einzige, das du vergeudest, ist deine Zeit!“, antwortete Arindal mutig, worauf er prompt mit einem heftigen Schlag ins Gesicht gezüchtigt wurde.
    „Nun denn!“, fauchte Farzanah jetzt wieder mit eiskalter Stimme. „Ich muss mich im Augenblick nützlicheren Dingen widmen. Auf dich kann ich noch ein wenig warten, und falls dir die Zeit lang wird, kann ich dir den Gnom zur Unterhaltung schicken. Er ist dumm und gefühllos. Ihm fallen bestimmt ein paar besondere Spielchen für dich ein. Fürs Erste werden wir Wasser und Brot weiter rationieren“, sagte sie beim Verlassen des Kerkers. „Vielleicht kann der Hunger deinen Willen brechen!“
    Das Bild begann zu flackern und wurde von einer Reihe anderer, kurzer Visionen abgelöst. Zuerst gewährte ihnen die Herrin einen Blick auf Farzanahs riesige Streitmacht, die ihr Lager auf den freien Feldern von Naârbeleth aufgeschlagen hatte. Mit Schrecken betrachteten Tibana und Till die zahlreichen, schnurgeraden Reihen mittelgroßer Zelte, in denen wohl die Anführer und bessergestellten Dunkelelfen quartierten. Die einfachen Kämpfer hingegen lagerten zu hunderten rund um die nächtlichen Feuer im weichen Gras hinter der Zeltstadt. Überall waren gut bewaffnete Wachen aufgestellt und insgesamt vermittelte das Bild den Eindruck, dass die Dunkelelfen kampferprobt und gut vorbereitet waren.
    Till sah eigenartige, große Kanonen, Schleudern und Leitern, aber das Schlimmste war, dass sie auch ausreichend Pferde, Gnome und Trolle hatten, die ihnen beim Transport der Kriegsmaschinerie helfen würden.
    Erneut wechselte das Bild und eine andere, erheblich kleinere Gruppe bewaffneter Männer wurde sichtbar. Ihre Situation war wesentlich unbehaglicher, denn wie es schien, lagerten sie zwischen den Ruinen einer alten Stadt auf dem kahlen Boden und hatten wohl aus Vorsicht vermieden, ein Feuer zu entfachen.
    „Oh mein Gott!“, flüsterte Tibana aufgeregt. „Da sind Alarion und Lindriel! Und Emetiel und noch ein paar andere Lichtelfenritter …! Wie es scheint, haben sie einen Unterschlupf außerhalb des schwarzen Zaubers gefunden, wo sie sich sammeln und vielleicht auch rüsten können!“
    Ein letztes Mal verschwamm das Bild und als es wieder klar und scharf wurde, zeigte es die wolkenbedeckten Gipfel der Berge von Sinbughwar mit dem nie verlöschenden Vulkan Lyncaburh.
    Inzwischen war der Morgen angebrochen und die Strahlen der aufgehenden Sonne ließen die Bilder schmelzen wie Eis. Leben erwachte rund um den See. Noch einmal zeigte die Herrin der Quellen ihr ebenmäßiges Antlitz auf der Wasseroberfläche.
    „Meine treuen Freunde!“, sagte sie mit leiser werdender Stimme. „Ich wünschte, ich könnte euch mehr geben als dies, dennoch bin ich sicher, dass ihr die Lösung zur Rettung des Lichtkristalls finden und Farzanahs Zauber ungeschehen machen könnt. Menschenkind, komm etwas näher! Fürchte dich nicht und strecke deine Hand aus!“ Zaghaft tat Till, wie ihm geheißen wurde, und als er die Hand ausstreckte, legte die Herrin ihm eine Kette hinein. „Dies ist ‚Metâbor‘, der sehende Stein! Trage ihn auf deinem Herzen, dann wird er dir helfen, dein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren und nicht vom Wege abzukommen!“
    Im nächsten Augenblick lag der See so unberührt da, als wäre nichts geschehen. Till hätte geglaubt zu träumen, wäre da nicht die reale Wärme des Steins in seiner Hand, die er fest geschlossen hielt.
    Die Kerzen waren gänzlich heruntergebrannt und während er noch auf den See hinausblickte, hatte Tibana bereits den Altar abgeräumt. Nichts deutete mehr auf das

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