Das Elfenportal
hatte keine Chance.
»Das in Wirklichkeit zu erleben wird sehr erheiternd sein«, sagte Beleth. »Aber Schluss mit diesen kleinen Späßen – jetzt werde ich Euch erzählen, wie Ihr sterben werdet.« Die Erde bebte, als er zu einem Metallhebel am Rande des Schwefeltümpels ging. Er sah zu Pyrgus hinauf, der nun fast genau über ihm hing, und lächelte. »Hat echte Mechanik nicht etwas Faszinierendes? Ich meine, diese ganzen magischen Geräte mit ihren gebundenen Blitzen sind zwar beeindruckend, aber für mich geht nichts über die guten, alten Zahnräder und Federn und Hebel. Das sind Maschinen, die man verstehen kann. Solche sind mir am liebsten, Kronprinz. Sie genügen vollauf.« Er streckte die Hand aus und strich über das Ende des Hebels.
Es wurde langsam unbequem in Pyrgus’ Käfig. Seine Beinmuskeln begannen gegen die Kauerstellung zu protestieren. Schmerzhafte Krämpfe kündigten sich an. Und Kopfschmerzen hatte er auch wieder, schlimmere als zuvor. Noch zwei nervige Kleinigkeiten an diesem absolut lausigen Tag. Er hätte gern etwas Lässiges zu Beleth gesagt, aber ihm wollte nichts einfallen. Nicht dass es eine Rolle spielte, denn Beleth redete immer noch.
»Ihr werdet sehr langsam sterben«, sagte der. »Sehr langsam und unter sehr, sehr starken Schmerzen. Dieser Hebel steuert die Mechanik über Eurem Kopf. Sobald ich ihn betätige, gibt die Mechanik mehr Kette und der Käfig beginnt zu sinken. Sie ist so eingestellt, dass es sehr, sehr langsam geht. Ich bezweifle, dass Ihr die Bewegung überhaupt spüren werdet, aber verlasst euch darauf, Ihr werdet Euch bewegen. Und zwar abwärts.«
Pyrgus sah nach unten. Unter ihm zischte und blubberte der Schwefeltümpel.
»Mit der Zeit«, sagte Beleth, »mit der endlos langsam verrinnenden Zeit, wird Euch ungemütlich werden dort drin. Ihr werdet feststellen, dass die Schwefeldämpfe einen üblen Hustenreiz hervorrufen. Nach und nach wird Euch immer wärmer werden. Der Schwefelgeruch wird sich in Eurer Nase festsetzen und Euch werden die Augen tränen.«
»He, Moment mal, Beleth – «, sagte Pyrgus.
Aber Beleth ließ sich nicht unterbrechen. Er kicherte. »Es wird schlimmer und schlimmer werden. Die Temperatur steigt, während Ihr Euch dem Schwefeltümpel nähert. Euer Durst wird unermeßlich, wenn Eure Körperflüssigkeiten verdunsten. Eure Haut wird jucken und brennen und Blasen schlagen. Und das alles wird sehr langsam gehen, sehr, sehr langsam, damit Ihr jede Sekunde dieses exquisiten, sich steigernden Schmerzes genießen könnt. Nein, bitte unterbrecht mich nicht – wir kommen gerade zum besten Teil. Dann, nach vielen, vielen Stunden, werdet Ihr endlich den Schwefeltümpel erreichen. Langsam, ach, so langsam, wird Euer Käfig in den geschmolzenen Schwefel sinken. Er wird Euch allmählich die Füße wegbrennen, dann, während Ihr tiefer sinkt, wird er Eure Knöchel umhüllen und die Beine bis hinauf zu den Knien. Schwefel wirkt blutstillend, so dass Ihr am Leben und bei Bewusstsein bleiben werdet, während Euer Körper Stück für Stück verbrennt. Euer Kopf und Euer Gehirn werden bis zum Schluss übrig bleiben, so dass Ihr noch den letzten Schrecken werdet genießen können: mit anzusehen, wie der geschmolzene Schwefel Euch langsam den Hals hinaufkriecht, bevor Ihr für immer das Bewusstsein verliert. « Er gab ein tiefes, kehliges Lachen von sich und strich über das Metallgehäuse des gigantischen Geschosses, das seine Dämonen neben dem Tümpel bauten. »Das Letzte, was Ihr jemals sehen werdet, wird meine Weltenbrandbombe sein.«
»Eure Weltenbrandbombe?«, entfuhr es Pyrgus wider Willen.
»Die Waffe, die es mir ermöglichen wird, das Reich Eures Vaters zu übernehmen.« Beleth grinste. »In dieser Metallhülle ist die Zerstörungskraft einer kleinen Sonne enthalten. Ich werde sie von einem meiner Vimanas abwerfen – fliegende Untertassen sagen Eure menschlichen Freunde dazu. Sie wird eine Million Soldaten Eures Vater töten, plus minus eine Handvoll. Was für eine Ersparnis an Mannstärke. Die Bombe wird Eure Paläste zerstören und Eure Hauptstadt in einem einzigen Ausbruch tödlichen Lichtes ausradieren. Ihr werdet sie vor Augen haben und in dem Bewusstsein sterben, dass sie Eure Familie und Eure Freunde auslöschen wird.«
»Warum tut Ihr das?«, rief Pyrgus. »Dass Ihr meinen Tod wollt, kann ich verstehen, aber wozu diese lange, langsame Tortur?«
Beleth grinste belustigt. »Es liegt in meiner Natur.« Er schloss die Finger um den Hebel.
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