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Das Elfenportal

Titel: Das Elfenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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er hinaustrat. »Grün steht Ihnen.«
    »Danke«, sagte Henry. Die Palastküche war ein guter Anfang für seine Erkundigungen. Außerdem hatte er zu seiner Überraschung mächtig Appetit.
     
    Die Hitze aus der Küche, die von zwei riesigen Herden verursacht wurde, traf ihn wie eine Wand. Als er hineinging, hatte er das Gefühl, in einen Historienfilm zu treten, etwas von Dickens oder sogar noch früher. Alles sah so altmodisch aus, von den gescheuerten Tischflächen aus Kiefernholz bis zu den Fleischstücken, die an Haken von der Decke hingen. Zu den Mahlzeiten musste es hier wie in einem Bienenstock zugehen. Selbst jetzt trödelten hier zwanzig oder dreißig Leute herum, plauderten und tranken eine Tasse Irgendwas, während sie darauf warteten, dass der Ansturm begann.
    Umber brachte ihn zu einer dicken Frau in der Arbeitskleidung einer Köchin, die Gemüse in einen riesigen Topf schnippelte. »Das ist Lattice Brown, die Küchenchefin«, flüsterte sie. »Sie sind besser nett zu ihr, wenn Sie nicht vergiftet werden wollen.« Sie grinste, um zu zeigen, dass es sich um einen Witz handelte, dann sagte sie laut: »Gibt es hier vielleicht für einen halb verhungerten Burschen was zu essen, Lattice? Ist ein Freund der Prinzessin.«
    Lattice legte das Messer beiseite und wischte sich die Hände an einem Tuch ab. Sie bewegte sich sehr bedächtig. Sie sah Henry unter gerunzelten Brauen hervor an. »Ein Freund der Prinzessin, ja? Und hat dieser Freund auch einen Namen?«
    Henry öffnete den Mund, aber Umber kam ihm zuvor. »Er heißt Henry, Lattice. Wie der Herzog von Burgund. Aber ein braver Lichtling und kein Nächtling, stimmt’s?«
    »Der Herzog von Burgund heißt nicht Henry«, sagte Lattice.
    Umber runzelte die Stirn. »Heißt er wohl. Henry Lucina.«
    »Nein, heißt er nicht. Er heißt Hamearis. Du heißt doch nicht Hamearis, oder?« Die Frage war an Henry gerichtet.
    Henry schüttelte den Kopf. »Nein, Ma’am – Henry.«
    Lattice Brown grinste erfreut. »Hast du das gehört, Vorsteherin? Ma’am! Was für ein netter, höflicher junger Mann. Lass ihn nur ruhig hier, ich werd ihn schon satt kriegen. Aber vielleicht kümmern sich auch ein paar Küchenmädchen um ihn, wo er doch so ein hübscher Bursche ist.« Sie zwinkerte Henry zu, der rot anlief.
    Wenig später saß er an einem der Holztische und löffelte Eintopf aus einer Schale, mit einer dicken Scheibe Brot auf einem Teller daneben – »zum Stippen«, hatte Köchin Lattice gesagt. Zu seiner Erleichterung hatte sich kein einziges Küchenmädchen zu ihm gesetzt, und nach ein paar neugierigen Blicken hatten alle rasch ihre Tätigkeit wieder aufgenommen, Klatschen zumeist. Henry hielt den Kopf gesenkt und hörte zu. Wie zu erwarten war, ging es vor allem um die Ermordung des Kaisers.
    »Der Kopf völlig weg – «
    »Wie, ganz und gar?«
    »Hat Bert mir erzählt, und der ist Wachsoldat. Nur der Halsstumpf war noch da, aber ohne zu bluten. Der Torhüter hat gemeint, es war ein Schneidstrahl gewesen – nur der schließt die Wunde gleich beim Schneiden.«
    »Da hab ich aber ganz was anderes gehört. Der Kopf war nicht abgeschnitten, nur irgendwie eingeschlagen. Soll irgendeine neue Waffe der Nächtlinge gewesen sein.«
    »Klar waren es die Nächtlinge, wer denn sonst. Verfluchtes Pack.«
    »Das waren keine Nächtlinge. Weißt du doch selbst, dass es keine Nächtlinge waren.«
    »Wer regiert jetzt das Reich, das möcht ich mal wissen. Der Kaiser tot, der Kronprinz vermisst…«
    »Könnte das Ende des Hauses Iris sein«, kam es von einem alten Mann, der trübsinnig in einen Tonbecher starrte. Zwei Küchenmädchen und Köchin Lattice drehten sich zu ihm um.
    »Pass auf, was du sagst, Luigi.«
    »Ist das Haus Iris, das dir Lohn und Arbeit gibt. Und uns auch.«
    »Gibt ja immer noch Prinz Comma – «
    »Dieser Heimtücker!«
    »Wo bleiben deine Manieren, Mädchen.« Das kam von Lattice. »Er ist vielleicht ein kleiner Heimlichtuer, aber ein Kaiserssohn bleibt er trotzdem.«
    »Genau! Und bei der Mutter ist es doch kein Wunder – «
    »Pst!« Köchin Lattice sah sich um, als könnten die Wände Ohren haben.
    »Warum darf ich das nicht sagen? Wissen doch alle Bescheid. Kein Wunder, dass der arme kleine Comma so ist – das liegt im Blut, sag ich immer.«
    »Zum Kaiser können sie ihn jedenfalls nicht machen – er ist zu jung«, sagte eine Frau, die Nell hieß, wenn Henry es richtig mitbekommen hatte.
    »Prinz Pyrgus wird bald wieder auftauchen«, sagte Lattice

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