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Das Elfenportal

Titel: Das Elfenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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zuversichtlich. »Aber wenn nicht, rückt Comma auf. Der Torhüter wird sein Reichsverweser, bis er alt genug ist. So machen sie das immer. Aber Pyrgus kommt wieder, verlasst euch darauf.«
    »Was ist denn mit Prinz Pyrgus passiert?«, fragte Henry. Er wollte eigentlich nicht groß Aufmerksamkeit auf sich ziehen, aber wenn er irgendetwas herauskriegen wollte, dann musste er Fragen stellen.
    »Das weiß keiner«, sagte Lattice. »Sie haben ihn durch eines dieser komischen Portale geschickt, und er ist nicht wieder zurückgekommen. Oder wenn er zurückgekommen ist, dann haben sie keine Ahnung, wo er steckt. Ich persönlich würde ja nie durch so ein Ding spazieren, um in irgendeiner grässlichen Welt rauszukommen, die von Irren und Riesen und solchem Kroppzeug nur so wimmelt. Die Leute drüben haben sechs Finger und hellblaue Schuppenhaut, wusstest du das?«
    »Nein«, sagte Henry.
    »Hat Larry mir erzählt«, sagte Köchin Lattice, ohne zu erklären, wer Larry war.
    Nell sagte: »Der, der den Kaiser ermordet hat, hat keine blaue Haut.« Sie grinste selbstgefällig. »Hat mein Tom mir erzählt, und der ist dabei gewesen.«
    »Wenn er dabei gewesen ist, warum hat er ihn dann nicht davon abgehalten?«, fragte Luigi verdrießlich.
    »Na, er war ja nicht dabei, als es passiert ist«, sagte Nell. »Da waren überhaupt keine Wachen dabei, als es passiert ist. Aber Tom war der Erste, der anschließend rein ist. Oder jedenfalls einer der Ersten. Er meint, der Alte sieht aus wie du und ich. Fünf Finger, ganz normale Haut, keine Schuppen. Aber mit Glatze.«
    Auf einmal war es ganz eng um Henrys Brust herum. »Ihr meint, es war jemand von – « Wie hatte Pyrgus es bloß gleich genannt? »– von der Gegenwelt, der den Kaiser ermordet hat?«
    »Wusstest du das nicht? Ein alter Knabe, der irgendwas mit Get heißt, Getty oder so. Der Kaiser ist in die andere Welt rüber, Prinz Pyrgus suchen, und hat diesen alten Knaben mit hierher gebracht, keine Ahnung, warum. Köchin Lattice hat Recht – von da drüben ist noch nie was Gutes gekommen. Da sind ja die Dämonen noch besser, wenn ihr mich fragt.«
    »Der heißt nicht Getty, der heißt Gary; Fogary«, sagte Luigi. »Hatte irgendeine üble Waffe bei sich. Da fragt man sich natürlich, was sie sich dabei gedacht haben, dass er die überhaupt mitbringen durfte.«
    »Viel zu vertrauensselig, der Kaiser. Viel zu weichherzig.«
    »Jetzt nicht mehr, Gott hab ihn selig.«
    »Gott hab ihn selig!«, wiederholten alle und verfielen in Schweigen.
    Einen Moment darauf fragte Henry mit belegter Stimme: »Fogary oder Fogarty?«
    »Ja, stimmt«, sagte Luigi. »Fogarty. Der, der den Kaiser ermordet hat. Er heißt Fogarty. Sie haben ihn ins Verlies gesperrt.«
    »Wo ist eigentlich dieses Verlies?«, fragte Henry betont beiläufig.
     
    Das letzte Mal hatte Henry solche Angst gehabt, als Mr Fogarty ihn losgeschickt hatte, um in seine Schule einzubrechen. Nur: diesmal war es noch schlimmer. Sein Herz klopfte wie eine Militärtrommel. Seine Knie waren weich, und er schien nicht genug Luft zu bekommen. Er musste sich richtig dazu zwingen, die steilen Stufen zum Verlies hinunterzusteigen.
    Als er unten ankam, erlebte er eine Überraschung. Er hatte etwas Altmodisches wie die Küche erwartet – dunkle, in den Fels gehauene Zellen, in denen die Gefangenen an der Kette lagen und Feuchtigkeit die Wände hinunterlief. Aber in Wirklichkeit war alles ganz anders. Die Treppe endete in einem hell erleuchteten Eingangsbereich, der sogar mit hellblauem Teppichboden ausgelegt war. Von dort aus ging ein Flur ab, in dem Henry ein paar Zellentüren sehen konnte. Eine stand offen. In der leeren Zelle standen Etagenbetten, ein Tisch und Stühle – wie in den modernen Gefängniszellen, die er in Polizeiserien gesehen hatte.
    Ein stämmiger Wärter stand von seinem Schreibtisch auf und kam nach vorn zum Tresen. »Kann ich was für Sie tun?«, fragte er.
    Henry schickte ein stilles Stoßgebet zum Himmel und holte tief Luft, aber immer noch nicht tief genug. »Haben Sie hier einen Gefangenen namens Fogarty?«
    »Und wenn ja?« fragte der Wärter unwirsch.
    Ich lass mich nicht einschüchtern, dachte Henry. Der Mann hatte keinen Verdacht geschöpft – das war einfach nur seine Art. Als Gefängniswärter hatte man eben ein bisschen muffelig zu sein. Der Trick, dachte Henry, war, selbstbewusst aufzutreten. »Einen Gefangenen aus der Gegenwelt? Der Mann, dem vorgew… – der Seine Majestät, den Kaiser, ermordet hat?«
    Der

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