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Das Elfenportal

Titel: Das Elfenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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Wärter musterte ihn von Kopf bis Fuß, aber das selbstbewusste Auftreten schien zu wirken. »Haben wir tatsächlich. Bist du mit ihm verwandt?« Henrys Herz setzte einen Schlag aus, da lachte der Wärter schallend los. »Bist du doch, stimmt’s? Willst bloß mal deinen lieben alten Opa besuchen, stimmt’s?«
    Henry lächelte müde zurück. »Nein, aber ich muss mit dem Gefangenen reden.« Jetzt kam der kniffelige Teil. »Auf Anweisung von Prinzessin Holly Blue.«
    »Hast du einen Wisch?«, fragte der Wärter.
    Henry starrte ihn an. »Nein«, sagte er schließlich. Ein kleiner brauner Wollteppich, der achtlos über das eine Ende des Tresens geworfen worden war, bewegte sich plötzlich, und Henry machte einen Satz.
    »Ohne Wisch kann ich dich zu keinem Gefangenen lassen«, sagte der Wärter. »Und wenn du vom Kaiser persönlich kommst, Gott hab ihn selig.«
    Henry beschloss, auf Mitgefühl zu setzen. »Hören Sie, ich bin neu hier. Niemand hat mir gesagt, dass ich einen Wisch brauche. Können Sie keine Ausnahme machen?«
    »Könnte mich meinen Job kosten«, sagte der Wärter berechtigterweise. »Warum gehst du nicht noch mal hoch zur Prinzessin und lässt dir einen geben?«
    Gute Frage. Henry konnte den Teppich aus dem Augenwinkel sehen. Das Ding schien den Tresen entlang auf ihn zuzukriechen. »Die Sache ist die«, sagte er zu dem Wärter, »Prinzessin Blue ist momentan indisponiert – der Schock. Sie hat ihren Vater gesehen und… na, Sie können es sich vorstellen. Darum darf sie gerade wirklich nicht gestört werden. Sie können das überprüfen, wenn Sie wollen.« Er riss den Kopf zu dem Teppich herum und das Ding blieb liegen. Zwei kleine, runde, glänzende braune Augen schauten aus dem zotteligen Pelz zu ihm herauf.
    Der Wärter sah ihn an und biss sich auf die Lippe. »Ohne Wisch soll ich hier keinen reinlassen«, sagte er unsicher.
    »Ja, ich verstehe das«, sagte Henry. »Aber vielleicht kann ich irgendwo unterschreiben, dass ich die Verantwortung übernehme, und dann bringe ich Ihnen den Wisch später, wenn es Prinzessin Blue ein bisschen besser geht. Es ist wirklich ziemlich dringend.« Das Teppichding mit den braunen Augen glitt vom Tresen auf den Boden. Henry ertappte sich dabei, wie er immer wieder nervös zu dem Ding schaute, während es langsam näher kroch. Der Wärter beachtete es gar nicht weiter.
    »Vielleicht kannst du mir ja erst mal erzählen, worum es überhaupt geht…«, sagte der Wärter nachdenklich. »Ich meine, ich helf der Prinzessin wirklich gern, aber – « Er spitzte die Lippen und zuckte die Schultern.
    Damit immerhin hatte Henry gerechnet. »Die Prinzessin möchte gern herausfinden, warum dieser Mann ihren Vater ermordet hat. Weil noch weitere Attentate geplant sein könnten.«
    »Bist du nicht ein bisschen zu jung, um Gefangene zu so was zu befragen?«
    Damit hatte Henry ebenfalls gerechnet. »Die Prinzessin dachte, er könnte bei jemandem in meinem Alter vielleicht weniger auf der Hut sein.« Er wartete. Er hatte gelernt, dass es immer schlecht war, zu viel zu sagen, wenn man auf Risiko spielte. Das Wollteppichwesen – es musste irgendeine Art Tier sein – war inzwischen bei seinen Füßen angekommen und schnupperte an seinen Knöcheln.
    Der Wärter lehnte sich über den Tresen und sah zu dem Teppich hinunter. »Was meinst du?«, fragte er.
    »Alles erstunken und erlogen«, sagte der Endolg. »Der Bursche würde die Wahrheit nicht einmal erkennen, wenn man sie ihm auf dem Silbertablett servierte.«
     
    Henry trat wild um sich, aber die Wärter waren im Umgang mit schwierigen Gefangenen geübt und wichen seinen Füßen aus. Halb zerrten, halb trugen sie ihn den Korridor entlang, dann hielten sie ihn fest, während einer die hinterste Zellentür aufschloss.
    »Möcht mal wissen, warum du so ein Theater machst«, sagte einer. »Du hast den alten Trottel sprechen wollen, der unseren Kaiser ermordet hat. Jetzt hast du Gelegenheit dazu.«
    Sie schubsten ihn in die Zelle und knallten die Tür zu. Henry sprang auf und warf sich gegen die Tür, aber da hatte sich der Schlüssel schon im Schloss gedreht.
    »Heb dir deine Kräfte auf«, sagte eine vertraute Stimme.
    Henry fuhr herum. Mr Fogarty saß auf dem oberen Bett und schaukelte mit den Füßen. »Diese Burschen wissen, was ein gutes Schloss ist. Ich versuch das schon aufzukriegen, seit sie mich hier reingeworfen haben.« Er glitt vom Bett. »Mit dir hab ich gar nicht gerechnet, Henry.« Er rümpfte die Nase und musterte ihn von

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