Das Elfenportal
Dämon?«
»Hör zu«, flüsterte Fogarty. »Halt den Mund, schieb deine Vorurteile beiseite und hör einfach bloß zu! Dämonen, außerirdische Ufonauten, das ist ein und dasselbe. Früher hat man Dämonen dazu gesagt, heute sind es Außerirdische, aber ihr Unwesen treiben sie immer noch. Keine Ahnung, wie er dorthin gekommen ist, aber ich weiß, dass Pyrgus in der Welt der Außerirdischen ist. Und zwar jetzt, in diesem Moment. Wenn du es gerne altmodisch hast, er ist in der Hölle. Ich weiß das, weil sich ein Dämon im Palast versteckt hält. Das hast du nicht gewusst, stimmt’s? Weiß außer mir niemand.«
»Woher wissen Sie es?«, fragte Henry misstrauisch.
»Weil er mich übernommen hat. Dämonen sind gut im Übernehmen von Menschen«, sagte Fogarty. »Das tun sie schon seit Jahren. Lies die Ufo-Berichte. Du machst einfach deinen Kram, ohne dir was zu denken, da hält plötzlich dein Auto an, die fliegende Untertasse landet und so ein Waldschrat mit einem großen Kopf packt dich beim Ohr. Als Nächstes kriegst du mit, dass du dermaßen durcheinander bist, dass du nicht mehr weißt, wo du bist. So machen die Dämonen das. Sieh ihnen in die Augen und du bist erledigt. Sie schieben dein Gehirn rüber auf die Seite und übernehmen deinen Körper. Ein geschickter Dämon kann dir sogar vorschreiben, was du denkst.«
»Was ist passiert?«, fragte Henry beeindruckt, obwohl er wusste, dass Mr Fogarty ständig solche Geschichten erzählte.
Fogarty sagte mürrisch: »Ich hab nicht damit gerechnet, weißt du. Der Dämon kam durch die Wand und zack, hab ich ihm in die Augen gesehen. Dann hieß es Wille gegen Wille. Er hat mich den ganzen Weg bis zu den Gemächern des Kaisers gehen lassen. Aus irgendeinem Grund waren nirgendwo Wachleute zu sehen. Ich sollte den Kaiser ermorden. Was kein Problem war – ich hatte ja meine Schrotflinte dabei. Ich hab mich natürlich gewehrt, aber als ich bei Tithonus und dem Kaiser ankam, hatte der Dämon bereits die Oberhand. Ich hab versucht, ihn aus meinem Kopf zu drängen – aber ich hab’s einfach nicht geschafft.«
»Sie meinen, er ist da immer noch drin?«, fragte Henry bestürzt.
»Sei nicht blöd«, sagte Fogarty knapp. »Anschließend hatte ich eine Art Filmriss. Dabei hab ich erfahren, dass Pyrgus in der Hölle ist.«
»Das verstehe ich nicht«, sagte Henry.
»Das funktioniert in beide Richtungen, wenn ein Dämon dich übernimmt. Er dringt in dein Bewusstsein ein, aber wenn du dich anstrengst, kannst du auch in seines eindringen. Bis zu einem gewissen Punkt. Ich bin an ein paar seiner Erinnerungen rangekommen. Pyrgus ist zu dem Oberdämon gebracht worden, einem gewissen Beleth. Keine Ahnung, was dann passiert ist.«
»Na schön«, sagte Henry vorsichtig. »Und was ist dann mit Ihnen passiert?« Er wusste immer noch nicht recht, ob er die Geschichte mit den Dämonen glaubte, aber er merkte, dass er sie auch nicht mehr einfach als Spinnerei abtun konnte. Fogarty hatte mit seiner Bemerkung über den Elf im Marmeladenglas ins Schwarze getroffen. Vielleicht gab es ja wirklich Dämonen. Vielleicht düsten sie ja in fliegenden Untertassen herum.
»Als ich wieder zu mir kam, sah ich, dass ich den Kaiser erschossen hatte. Aus nächster Entfernung. Hat ihm den halben Kopf weggerissen. Dann war der Dämon verschwunden. Sein Job war erledigt – er hat es mich tun lassen, hat es jedenfalls meinen Körper tun lassen. Und jetzt ist er weg und ich darf den Kopf dafür hinhalten. Jetzt weißt du, warum ich hier bin.«
»Keine Sorge«, sagte Henry. »Wenn ich Prinzessin Blue erzähle, was passiert ist, holt sie Sie hier raus.« Er hoffte inständig, dass das stimmte.
»Dann beeil dich besser«, sagte Fogarty. »Die wollen mich morgen früh hinrichten.«
Einunddreissig
B lue schob die Hände des Arztes weg und setzte sich auf. »Ich bin absolut wiederhergestellt«, sagte sie ruhig. Sie sah sich um. Jemand hatte sie ausgezogen und in ihren eigenen Gemächern ins Bett gesteckt. Es befanden sich drei Hofärzte im Zimmer und mehrere Dienstmädchen. Alle sahen sie besorgt an.
»Durchlaucht«, sagte der Arzt neben ihr, der versucht hatte, sie in Liegestellung zu halten, »es erscheint uns dringend angeraten, dass Ihr im Bett bleibt. Die Symptome eines Schocks – und Ihr habt einen schweren Schock erlitten – sind solcherart, dass…«
Ein schwerer Schock. So nennen sie es immer, dachte sie, während der Arzt seinen Vortrag herunterleierte. Ein schwerer Schock. Papa war tot und
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