Das Elfenportal
dröhnende Schläge und auf einmal brach die Tür aus den Angeln und krachte ins Zimmer. Vier große Männer marschierten mit militärischer Präzision hindurch. Sofort war der Dämon verschwunden. Brimstone stand hastig auf.
»Raus!«, rief er. »Hinaus mit euch! Was glaubt ihr eigentlich, wer ihr seid?«
Pyrgus fielen beinahe die Augen aus dem Kopf. Diese Männer wussten genau, wer sie waren. Sie trugen allesamt die Uniformabzeichen Seiner Majestät, des Purpurkaisers.
»Wo ist mein Junge ? « , jammerte Jasper Chalkhill.
»Halt den Mund!«, schimpfte Brimstone. Er starrte die Überreste seines Dachzimmers an, fassungslos, wie schnell alles gegangen war. In der einen Minute noch hatte er seinen größten Plan zu glorreicher Erfüllung bringen wollen, in der nächsten waren all seine Hoffnungen zerschlagen. Beleth war fort. Der Junge war fort. Seine teure Ausrüstung war zerstört. Er würde Wochen brauchen, um sie zu ersetzen – Wochen! Ganz gleich, wie viel er dafür bezahlte, er würde Wochen brauchen! Aber er hatte immer noch das Buch. Immerhin. Und der Pakt war auch noch gültig. Obwohl er an den Pakt gerade gar nicht denken wollte. Der Pakt enthielt eine Strafklausel.
»Ich bestehe darauf, dass du mit mir sprichst! Ich bestehe darauf, Silas! Ich bestehe absolut und mit allem Nachdruck darauf!« Chalkhill stampfte mit dem pantoffelbeschuhten Fuß auf, so groß war seine Enttäuschung.
Brimstone seufzte. »Sie haben ihn mitgenommen.«
»Wer hat ihn mitgenommen? Warum hast du sie nicht aufgehalten?«
»Ich hab sie nicht aufgehalten, weil sie zu viert waren und ich allein. Ich hab sie nicht aufgehalten, weil sie zur Leibgarde des Kaisers gehörten. Darum hab ich sie nicht aufgehalten.«
Chalkhill blinzelte. »Die Leibgarde des Kaisers? Die Leibgarde des Purpurkaisers ?«
»Wie viele Kaiser haben wir denn?«, fauchte Brimstone. Er wollte, dass dieser fette Volltrottel verschwand. Er brauchte Zeit zum Nachdenken, zum Planen. Er musste überlegen, wie er jetzt am besten vorging.
»Was der Purpurkaiser wohl mit dem Jungen will?«
»Woher soll ich das wissen? Schreib ihm doch einen Brief und frag ihn.«
»Du bist ein Scheusal, Silas. Versetz dich doch mal in meine Lage. Das ist eine Riesenenttäuschung für mich.«
Brimstone setzte auf diplomatisches Vorgehen. »Für uns beide, Jasper, für uns beide. Aber was hätte ich denn tun sollen – mich einem Befehl des Purpurkaisers widersetzen?«
»Sie hatten einen Befehl? Vom Kaiser persönlich?«
»Ich hab keine Ahnung, ob er vom Kaiser persönlich stammte. Vielleicht lassen sie diese Dinger gleich im Dutzend drucken. Ich weiß nur, dass sie mir ein Schriftstück unter die Nase gehalten haben und dann mit ihm hinausmarschiert sind.«
»Hast du es dir durchgelesen?«, fragte Chalkhill.
Brimstone starrte ihn an wie einen Geisteskranken. »Was bin ich denn – ein Rechtsanwalt? Das waren die Männer des Kaisers !«In Wahrheit jedoch war er verärgert, dass er es in der Tat nicht durchgelesen hatte. Das hätte ihm vielleicht einen Hinweis darauf gegeben, was an diesem Jungen so Besonderes war. Zuerst hatte Beleth ihn haben wollen und nun sogar der Purpurkaiser.
Brimstone ging zu Chalkhill und nahm ihn beim Arm. Er gab sich gewaltig Mühe, mitfühlend und beruhigend zu klingen. »Hör mal, Jasper, gib mir Zeit, hier drin ein wenig aufzuräumen, dann werde ich mir etwas einfallen lassen, damit wir den Jungen wieder zurückbekommen.«
»Wirklich?«
»Dieser Junge ist in unsere Fabrik eingebrochen. Er hat mehrere unserer Katzen gestohlen. Der Himmel weiß, was er sonst noch angestellt hat.« Brimstone nickte betrübt. »Er hat Gesetze gebrochen, Jasper. Das dürfte uns ein Vorzugsrecht geben. Ich weiß nicht, warum der Kaiser ihn will, aber vielleicht können wir Vorzugsrecht geltend machen. Was ich von dir gern hätte, Jasper, wäre, dass du mir eine halbe Stunde gibst, um hier aufzuräumen, und mir dann Glanville und Grayling ins Büro schickst – «
»Unsere Rechtsanwälte?«
»Ja.« Brimstone nickte geduldig. » Diese Glanville und Grayling. Sie sollen eine Bittschrift vorbereiten – eine Bittschrift um Herstellung des Rechts.« Er starrte Chalkhill an, um zu sehen, ob dieser ihm überhaupt folgen konnte. »Eine Bittschrift an den Kaiser, verstehst du. Mit ein wenig Glück kriegen wir den Jungen noch heute zurück.«
»Glaubst du wirklich, Silas?«
»Aber absolut, Jasper«, log Brimstone.
Brimstones Arbeitszimmer ähnelte dem seines
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