Das Elfenportal
nicht unüblich.
»Wann fangen wir an? Ich möchte mithelfen«, sagte Chalkhill.
Verdammt! Das hätte er sich denken können. Dieser fette Narr wollte dabei sein. Er versuchte ständig, sich in Brimstones Arbeit mit den Dämonen einzumischen. Nun, das konnte Brimstone nicht gebrauchen, ganz und gar nicht. »Geht nicht«, sagte er schroff.
Chalkhill sah getroffen aus. »Geht nicht? Geht nicht? Warum geht es nicht? Ich muss mithelfen. Sagen Sie ihm, dass ich mithelfen muss, Pratellus. Du kriegst den Jungen nicht, wenn ich nicht mithelfen kann, Silas.«
»Mein lieber Jasper«, sagte Brimstone und versuchte ein wenig Wärme in seine Stimme zu legen. »Ich will dir doch nicht den Spaß verderben – du kennst mich doch. Nein, nein, ich wollte damit nur sagen, dass wir nicht einfach gleich anfangen können. Es müssen Vorbereitungen getroffen werden. Ich muss dafür sorgen, dass ich die richtigen Dämonen anrufe. Was ich vorschlagen wollte«, sagte er betont freundlich, »ist, dass du den Jungen hier bei mir lässt – Captain Pratellus kann bleiben und aufpassen, dass ihm kein Leid geschieht. Du gehst und machst ein Päuschen, gönnst dir vielleicht einen guten Tropfen. Dann, wenn alles bereit ist, schicke ich Pratellus zu dir und du kannst kommen und an dem Spaß teilhaben. Was hältst du davon?«
Er hielt den Atem an, weil er nicht ganz sicher war, ob Chalkhill auf sein Manöver hereinfallen würde. Der Mann wirkte wie ein gestrandeter Wal mit dem IQ einer Mohrrübe, aber wenn es um seine Vergnügungen ging, besaß er eine gewisse animalische Schläue.
Chalkhill runzelte die Stirn. »Pratellus kann bei ihm bleiben?«, fragte er misstrauisch.
»Aber ja!«, rief Brimstone.
Chalkhills Zähne glitzerten. »Famos!«, sagte er. »Famos! Ein Päuschen, ein guter Tropfen. Und du wirst Pratellus ganz bestimmt in dem Moment nach mir schicken, wo alles bereit ist?«
»Selbstverständlich«, sagte Brimstone freundlich.
»Dann will ich meinen kleinen Mann gern deinen fähigen Händen überlassen!«, erklärte Chalkhill großmütig und rauschte den Gang hinunter.
Brimstone schickte Pratellus und die beiden Wachen weg, kaum dass sie den Jungen ordentlich gefesselt in den Kreis gesetzt hatten. Keiner der drei äußerte den leisesten Protest, und Brimstone war klar, warum. Vor allem Pratellus wusste sehr gut, an wen er sich zu halten hatte: Er mochte sich bei Chalkhill einschleimen, wenn es um kleine Vergünstigungen ging, aber Brimstone war es, der hier das Sagen hatte, da konnte Chalkhill dreimal derjenige mit dem Geld sein. Brimstone war es, mit dem man sich um jeden Preis gutstellte. Er war es, der einen feuern konnte, der einen wie ein Stück Müll wegwerfen konnte. Er war es, der einem Dämonen in die Träume schicken konnte, wenn man ihn verärgerte.
Und er war es, der die Opferungen vollzog.
Brimstone starrte den Jungen an und fragte sich, warum Beleth ausgerechnet ihn wollte. Er war sich inzwischen sicher, dass Beleth diese ganze Situation herbeigeführt hatte. Die Rädchen griffen einfach zu gut ineinander. Da kam der Junge hier genau in dem Moment an, als er selbst aus dem Kreis getreten war – ja sogar bevor er aus dem Kreis getreten war, wenn er es recht bedachte. Da stand der Junge hinter Chalkhill, so dass er zwangsläufig die zweite Person gewesen war, die Brimstone erblickt hatte. Und überhaupt, da brachte Chalkhill ihm den Jungen und überließ ihn ihm sogar ohne viel Zureden. Das sah Jasper nicht ähnlich, aber ganz und gar nicht. Das musste irgendwie auf Beleth zurückzuführen sein. Wenn man einen Dämon heraufbeschwor, gab man ihm damit die Möglichkeit, in der Welt zu wirken. Kleine Dämonen richteten nur Unfug an, aber Prinzen waren feinsinniger. Und umsichtiger.
Aber warum hatte Beleth sich dieses Kind als Opfergabe ausgesucht und kein anderes? Warum hatte Beleth sich überhaupt ein Kind ausgesucht? Warum nicht jemanden von Gewicht, jemanden, der reich und mächtig war? Chalkhills Junge wirkte furchtbar gewöhnlich. Nicht einmal seine Kleider sahen nach etwas aus. Die weiten Hosen schien er sich selbst geschneidert zu haben – und nicht gerade fachmännisch.
Brimstone riss seine Gedanken von dem Verwirrspiel los. Warum Beleth den Jungen wollte, ging ihn wirklich nichts an. Hauptsache, der Dämon erfüllte seinen Teil der Abmachung. Nur das zählte, jawohl. Er huschte durchs Zimmer, um Das Buch Beleth zu holen, und blätterte zu dem Kapitel, in dem das Opferritual beschrieben war. Es schien
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