Das Elfenportal
erfüllen.«
»Die Strafklausel ist ebenso klar und eindeutig«, sagte Grayling. »Sollten Sie ihm dieses Opfer nicht binnen eines Monats dargebracht haben, wird dieser Beleth-Dämon Ihre Seele holen.«
»Da führt kein Weg dran vorbei«, sagte Glanville.
»Da führt definitiv kein Weg dran vorbei«, bestätigte Grayling.
Sieben
P yrgus konnte nicht weiter sehen als bis zum Rücken des Kaiserlichen Leibgardisten, der drei Schritte vor ihm ging. Der Mann war so groß, dass er ihm den Blick nach vorn praktisch völlig versperrte. Rechts und links von ihm marschierten mit steinernen Mienen zwei weitere Gardisten, hinter ihm ein vierter. Wenn er zu fliehen versuchte, kam er vielleicht anderthalb Schritt weit. Diese Kerle waren Fachleute.
Aber er musste es versuchen.
»Ich hab einen Stein im Schuh«, verkündete er laut. Wenn sie anhielten, damit er ihn herausnehmen konnte, bestand vielleicht die Chance, sie abzulenken.
Sie beachteten ihn nicht.
»Ich könnte verkrüppeln, wenn ihr mich weiter auf einem Stein gehen lasst. Eure Vorgesetzten sind bestimmt nicht begeistert, wenn ihr ihnen einen verletzten Gefangenen bringt.«
Anscheinend pfiffen ihre Vorgesetzten darauf. Die Männer beachteten ihn noch immer nicht.
Sie erreichten die Brücke, wo sich den vier Gardisten noch sechs weitere anschlossen. Diese waren wie zur Bekämpfung eines Aufstands ausgerüstet: Helmmasken, Kampfanzüge, in jedem Holster ein Betäubungsstab. Das sah allmählich nach einer richtiggehenden Festnahme aus.
Als die neuen Männer mit einfielen, fragte Pyrgus sich langsam, was hier eigentlich los war. Nachdem die vier ihn in Gewahrsam genommen hatten, war er zunächst so froh gewesen, von Brimstone und dem Dämon wegzukommen, dass er nicht einen Gedanken daran verschwendet hatte, warum die Leibwache des Kaisers nach ihm suchte.
»Wohin bringt ihr mich?«, begehrte er jetzt auf. »Ich habe ein Recht zu erfahren, wohin ihr mich bringt!« Er wartete vergeblich auf Antwort, dann fügte er verdrießlich hinzu: »Oder auch nicht.« Es spielte ohnehin keine Rolle, denn inzwischen konnte er sich ziemlich genau denken, wohin sie unterwegs waren.
Exakt formiert und in perfekter Haltung überquerten sie die Brücke. Die Menge teilte sich vor der marschierenden Phalanx Kaiserlicher Leibgardisten, kam aber gleich wieder näher, um den Gefangenen besser sehen zu können. Auf der anderen Seite folgte der Trupp dem Fluss, bis sie die Amtsfurt erreichten. Als sie stehen blieben, um auf das Kaiserliche Boot zu warten, wusste Pyrgus, dass er richtig vermutet hatte. Sie waren auf dem Weg zum Palast. Diese Männer hatten den Auftrag, ihn vor den Kaiser zu bringen.
Pyrgus seufzte. Was in aller Welt wollte sein Vater denn nun schon wieder?
Der Kaiserliche Palast lag auf einer Insel im breitesten Abschnitt des Flusses. Zu ihm gehörten nahezu zwei Quadratmeilen architektonische Gärten, die von einem Miniaturwald umgeben waren, in dem der Kaiser manchmal auf Keilerjagd ging. Der Palast selbst war vor mehr als vierhundert Jahren aus Purpurstein gebaut worden. Der Stein war mit den Jahrhunderten verwittert und inzwischen fast schwarz; nur bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang nahm er noch eine leichte Purpurfärbung an. Die Farbe und der alte Baustil verliehen dem Palast ein unheimliches, wuchtiges Aussehen. Die meisten Besucher fanden ihn einschüchternd. Für Pyrgus war er einfach sein Zuhause.
Die Wachen brachten ihn zum Haupteingang und blieben stehen, als Torwächter Tithonus vorgetreten kam. Der Alte trug seine grünen Amtsgewänder und sah mehr denn je wie eine Eidechse aus.
»Ab hier übernehme ich ihn«, sagte er.
»Wir haben Befehl, ihn direkt zum Kaiser zu bringen.«
»Der Befehl ist geändert worden«, sagte Tithonus ohne ein Lächeln. Er hielt dem Blick des Leibgardisten stand, und Pyrgus konnte beinahe spüren, wie die Willenskraft des Soldaten in sich zusammenfiel.
Schließlich sagte der Gardist leise: »Ja, Sir.« Er ruckte mit dem Kopf und der Trupp machte im perfekten Gleichschritt kehrt.
Pyrgus grinste. »Ich sehe, du hast immer noch den alten Biss, Titho.«
»Und ich sehe, dein Geschmack in modischen Dingen ist noch schlechter geworden«, sagte Tithonus trocken. »Möchtest du dich noch umziehen, bevor du vor deinen Vater trittst?«
»Ich glaube, ich bleibe bei dem, was ich anhabe – soll er sehen, was er aus mir gemacht hat.« Pyrgus’ Grinsen verschwand. »Was ist los, Tithonus? Warum hat mein Vater den Brutaltrupp
Weitere Kostenlose Bücher