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Das Elfenportal

Titel: Das Elfenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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Herrscherhauses. Dort konnte sie niemand finden.
    Der Kaiser gesellte sich gerade rechtzeitig zu ihnen, um die letzte Bemerkung mitzubekommen. »Comma hat Recht«, sagte er. »Je schneller du weg bist, desto schneller weiß ich dich in Sicherheit. Hast du schon deine Schutzimpfungen bekommen?«
    Einer der Medizinpriester kam mit einer Spritze angehastet. »Wir sind jetzt bereit, Eure Majestät.« Pyrgus schob einen Ärmel zurück und sah weg, als die Nadel unter seine Haut glitt. Es brannte ein bisschen.
    »Fertig zum Aufbruch?«, fragte sein Vater.
    »Ich denke schon«, sagte Pyrgus.
    »Du brauchst nichts weiter mitzunehmen«, versicherte ihm sein Vater. »Wir haben die Insel mit allem ausgestattet, was man sich nur wünschen kann, und Lulworth und Ringlet werden alles längst hergerichtet und für dich bereitgemacht haben.«
    »Danke, Vater.«
    Holly Blue warf die Arme um ihn und küsste ihn kräftig auf die Wange. »Du wirst mir so fehlen!«, flüsterte sie. »Lass es dir gut gehen.«
    Pyrgus grinste matt und gab ihr einen flüchtigen Kuss.
    »Und dein kleiner Bruder kriegt kein Küsschen?«, fragte Comma. »Wer weiß, wann wir uns Wiedersehen.«
    Pyrgus ignorierte ihn und trat in das Portal.
     

Acht
     
    E inen Moment lang stand Henry Atherton einfach nur mit offenem Mund und wild blinzelnden Augen da und versuchte sich zu entscheiden, was er dort sah. Hodge hatte einen Schmetterling gefangen, na klar – bloß war es kein Schmetterling, was Henry da sah. Er sah ein winziges geflügeltes Wesen. Die Flügel ähnelten Schmetterlingsflügeln, aber der Körper…
    Henry schüttelte den Kopf. Er sah eine Elfe!
    Das Problem war, dass er nicht an Elfen glaubte. Er kannte nicht mal jemanden, der an Elfen glaubte. Außer, sagte eine Stimme in seinem Kopf, Mr Fogarty. Mr Fogarty glaubte an Elfen! Aus irgendeinem Grunde beruhigte ihn das. Mr Fogarty glaubte an Elfen. Und außerdem an Gespenster und fliegende Untertassen. Mr Fogarty glaubte auch, die Welt würde von einem Geheimbund von Bankiers mit Sitz in Zürich in der Schweiz beherrscht. Bloß weil Mr Fogarty an etwas glaubte, gab es das noch lange nicht wirklich.
    Aber Henry sah eine Elfe. Einen verrückten Moment lang fragte er sich, ob Mr Fogarty sie irgendwie konstruiert hatte. Dann löste er sich aus seiner Erstarrung.
    »Hodge, du blödes Vieh!«, brüllte er. Er stürzte sich auf den Kater und packte ihn im Nackenfell, wie Katzenmütter das mit ihren Jungen taten. Hodge schrie und ließ die… ließ die… Hodge ließ fallen, was immer er da im Maul gehabt hatte. Dann ließ Henry ihn fallen. Der Kater funkelte Henry vorwurfsvoll an, stolzierte keine zwei Schritte weit weg und setzte sich. Henry fing die Elfe in seinen hohlen Händen und passte auf, ihr nicht die Flügel zu zerdrücken.
    Während Hodge sich putzte, um seine Würde wiederzuerlangen, öffnete Henry vorsichtig seine Handflächen und spähte hinein. Das Wesen sah etwas benommen aus. Sein Kopf hing ein bisschen schief, wahrscheinlich weil Hodge darauf herumgekaut hatte. Auf der einen Schulter war vielleicht etwas Blut, aber ganz sicher war Henry sich nicht.
    Henry zwang sich zum Nachdenken über das, was er da in den Händen hielt, aber unmöglich in den Händen halten konnte. Es war eine Art kleiner geflügelter Mann. Na ja, eigentlich eher ein kleiner Junge. Oder eigentlich kein kleiner Junge – er schien ungefähr in Henrys Alter zu sein – eher ein Jugendlicher, aber eben winzig klein. Er war bekleidet mit einer Jacke und weiten Hosen, die dunkelgrün sein mochten – schwer zu sagen, welche Farbe es wirklich war. Seine Flügel waren braun und so ähnlich gezeichnet wie die des Malvenwürfelfalters.
    Henry schluckte. »Wer bist du?«
    Der Elf – es musste ein Elf sein – schlug sich die Hände an die Ohren und versuchte sich aus Henrys Handkäfig zu befreien. Henry schob rasch die Daumen über die Lücke. Dann machte er sie ein Stück wieder auf und fragte mit leiserer Stimme: »Wer bist du?«
    Auf einmal wurde ihm klar, dass er ganz schön viel voraussetzte. In den Geschichten konnten Elfen immer reden. Aber wie war es in Wirklichkeit? Was war ein Elf überhaupt? Dieser hier sah wie ein kleiner Mensch aus, aber da es ja nun einmal kein Mensch war, handelte es sich vielleicht um irgendeine Art Tier. Es kam Henry komisch vor, Elfen als Tiere anzusehen, aber der Gedanke drängte sich fast auf: Sie hatten Flügel wie Insekten – und vielleicht waren sie genau das: einfach nur arme kleine dumme

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