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Das Elfenportal

Titel: Das Elfenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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Tiere. Sehr seltene arme kleine dumme Tiere…
    Und selbst wenn das nicht der Fall war, hieß das noch lange nicht, dass sie Englisch sprachen.
    Es war recht dunkel in der Höhlung seiner Hände, aber er glaubte zu sehen, dass der Elf den Mund bewegte. Kein Ton kam heraus. Henry beschloss davon auszugehen, dass er doch Englisch verstand, und sagte, sehr leise diesmal: »Ich tu dir nichts. Ich hab dich vor der Katze gerettet.« Er hatte eine plötzliche Eingebung und fügte hinzu: »Nicke mit dem Kopf, wenn du mich verstehst.«
    Der Elf schob seinen Kopf zwischen Henrys Händen hervor und nickte.
    »Versprichst du mir, dass du nicht versuchst wegzufliegen, wenn ich meine Hände aufmache?«
    Der Elf nickte begeistert. Henry machte langsam die Hände auf und der Elf versuchte wieder, sich hinauszustürzen. Henry machte schnell wieder zu. »Denkste, Freundchen!« Er trug den Elf in den Schuppen und sah sich um, bis er ein leeres Marmeladenglas entdeckte. Vorsichtig ließ er das Wesen hineinfallen und hielt die Öffnung mit einer Hand zu, während er nach dem Deckel suchte. Er schraubte fest zu und hielt das Glas prüfend hoch. Der Elf umklammerte seinen Hals und zuckte in einer Pantomime des Erstickungstods. »Ja ja, schon klar«, sagte Henry. »Bleib ein Stück weg.« Er würde den Deckel auf keinen Fall wieder aufmachen, aber er stieß mit seinem Taschenmesser ein paar Luftlöcher hinein. Der Elf sah ihm dabei zu und duckte sich. Ein dummes Tier war er eindeutig nicht.
    Und jetzt? Was machte man, wenn man einen Elfen gefangen hatte?
    Ihm kam ein Gedanke. Er schob ihn beiseite, aber er kam ihm gleich noch mal. Nach einem Moment fragte Henry leise, und er fühlte sich sehr dumm dabei: »Hab ich jetzt drei Wünsche frei?«
    Der Elf hielt sich lauschend eine Hand ans Ohr.
    Henry leckte sich die Lippen. »Hab ich jetzt drei Wünsche frei?«, fragte er noch einmal, lauter diesmal.
    Der Elf nickte wild und tat dann so, als würde er einen Deckel aufschrauben.
    »O nein«, sagte Henry entschieden. Er fühlte sich ein bisschen verschaukelt. Nur kleine Kinder glaubten daran, dass einem Elfen drei Wünsche erfüllten. Aber es glaubten ja auch nur kleine Kinder an Elfen. Er kratzte sich den Kopf. Was sollte er jetzt machen?
    Vielleicht konnte Mr Fogarty ihm etwas dazu sagen. Mr Fogarty war Henry gegenüber ganz entschieden im Vorteil: Er glaubte wirklich, dass Elfen existierten. Das konnte bedeuten, dass er sie studiert hatte. Vielleicht hatte er nie welche gesehen, aber Bücher über sie gelesen. Je länger Henry darüber nachdachte, desto vernünftiger fand er es, Mr Fogarty den Elf zu zeigen. Bevor er es sich wieder anders überlegen konnte, nahm er das Marmeladenglas und ließ es in die Jackentasche gleiten.
    Er fand Mr Fogarty in der Küche. Der machte sich gerade einen Pott Instant-Kaffee. »Schon fertig?«
    Henry schüttelte den Kopf. »Hab noch nicht mal angefangen.«
    »Willst du einen Kaffee?«
    »Nein. Ich – «
    »Gut«, sagte Fogarty, »ist nämlich der letzte. Kommt morgen auf die Supermarktliste. Instant-Schrott mit giftigen Zusatzstoffen, ein Glas, groß. Lebensmittelketten? Sollte man allesamt schließen.«
    Das wollte Henry lieber nicht vertiefen. Er sagte: »Darf ich Ihnen was zeigen, Mr Fogarty?«
    Aus irgendeinem Grunde war Fogarty sofort hellhörig. »Hast du es im Schuppen gefunden?«
    »Nein, im Schuppen nicht direkt. Davor.« Das Glas blieb in seiner Tasche hängen, als er es herauszuziehen versuchte, aber schließlich schaffte er es.
    Fogarty beugte sich vor und sah mit zusammengekniffenen Augen durch das fleckige Glas. »Irgendein Kinderspielzeug?« Der Elf bewegte sich. »Du lieber Gott!«, stieß Fogarty aus und machte einen Satz. Dann grinste er. »Das ist gut. Für einen Moment bin ich voll drauf reingefallen. Was ist es – ferngesteuert?«
    »Es ist ein Elf«, sagte Henry.
     
    Sie saßen einander gegenüber, den Elf im Glas zwischen sich auf dem Küchentisch.
    »Glaubst du, er kann sprechen?«
    »Er bewegt die Lippen, aber hören tu ich nichts«, erklärte Henry.
    »Könnte an der Tonhöhe liegen«, sagte Fogarty. »Die Stimmbänder von dem Kerlchen müssen sehr kurz sein. Jeder Ton, den er von sich gibt, muss im hohen Register sein, wie bei einer Fledermaus. Kannst du Fledermäuse noch hören?«
    »Wie sie kreischen?«, fragte Henry. »Ja, kann ich.«
    »Das lässt nach, wenn man älter wird. Irgendwie verändern sich die Ohren. Ich hab schon seit fünfzig Jahren keine Fledermaus mehr hören

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