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Das Elfenportal

Titel: Das Elfenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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Goldmünzen neben seinem Schreibtisch.
    Der Träger ging hinüber und warf sie sich auf die Schulter wie einen Sack Daunen. »Sie haben einen Schwebezauber draufgelegt«, sagte er verblüfft.
    »Schaff sie runter in meine Kutsche – in die zweirädrige schwarze draußen«, ordnete Brimstone an. »Wenn du damit fertig bist, komm wieder her.« Er lächelte. »Dann gibt’s Trinkgeld.«
    Kaum war der Mann weg, öffnete Brimstone die Schreibtischschublade und ging seine Messer durch. Ihre Klingen waren allesamt rasiermesserscharf. Er nahm eines mit gebogener Ionenklinge heraus, die sich nicht nur zum Durchtrennen von Kehlen, sondern auch gut zum Enthaupten eignete. Dann verbarg er sich hinter der Tür und wartete.
    Normalerweise schlitzte er nicht gerne Kehlen auf. Die große Menge Blut, die aus der Halsschlagader gepumpt wurde, war ekelhaft – da putzte man hinterher ewig. Aber da er wahrscheinlich nie wieder in sein Büro zurückkehrte, war das ja nicht mehr sein Problem. Trotzdem ein Jammer – sein Büro hatte ihm immer gefallen. Eine Schande, es für immer aufgeben zu müssen.
    Draußen waren die Schritte des Trägers zu hören, und Brimstone machte sich darauf gefasst, in dem Augenblick zuzuschlagen, in dem der Mann eintrat. Ein rascher Streich, ein großer Schritt über den Toten hinweg, dann raus aus dem Gebäude, bevor jemandem auffiel, dass er weg war. Die Pferde waren frisch, die Kutsche nicht gekennzeichnet. Er konnte längst über alle –
    Der Träger drehte den Türknauf. Brimstone hob das Messer, da fiel es ihm plötzlich ein: Wozu verschwinden? Wozu sich versteckt halten? Wie hatte er das übersehen können? Er musste doch nur Das Buch Beleth verbrennen! Er erstarrte. So einfach war das. Das Buch war es, das Beleth ins Elfenreich geholt hatte. War das Buch zerstört, kam Beleth nicht mehr an ihn heran. Damit war das Problem restlos gelöst. Wenn Beleth aus dem Spiel war, konnte Brimstone den Pakt vergessen! Kein Anlass mehr, den Jungen zu opfern – und er müsste keine Angst mehr haben, dass Beleth seine Seele holte. Er konnte sein Gold behalten, seine Geschäfte weiterführen, sich weiter dem Studium seiner Bücher widmen. Er konnte genau so weitermachen wie bisher, und wenn ein wenig Gras über die Sache gewachsen war, konnte er neue Pläne zur Mehrung seines Reichtums und seiner Macht ausarbeiten. Auf einmal war das Leben wieder schön!
    Brimstone ließ das Messer fallen, als der Träger in sein Büro getreten kam. Der Mann zuckte kurz zusammen, als er Brimstone hinter der Tür sah, hatte sich aber gleich wieder von seinem Schrecken erholt: »Die Truhe ist in Ihrer Kutsche, Sir. Sie sagten etwas von Trinkgeld, Mr Brimstone…?«
    Brimstone grinste ihn an. »Darauf kannst du lange warten!«, sagte er fröhlich, hüpfte an dem Mann vorbei und lief die Treppe zu dem Gang hinunter, der von der Fabrik zu seiner Wohnung und zum Dachzimmer führte. Es war immer noch das reinste Schlachtfeld nach der letzten verheerenden Beschwörung, aber er ging schnurstracks zum Schrank, ohne das Durcheinander zu beachten, und intonierte dabei das Schlüsselwort, das den Schutzzauber aufhob. Kaum stand er vor dem Schrank, sprang die Tür auf.
    Das Buch Beleth war nicht mehr da.
    Und als er wenig später in die Fabrik zurückkehrte, war auch seine Goldtruhe nicht mehr da. Brimstone gelang es nur mit Mühe, seinen Schrei zu unterdrücken. Dieser verfluchte Träger…
     

Dreizehn
     
    E s hatte sich bewölkt und zu regnen begonnen, als Henry die Straße erreichte, in der sie wohnten. Unglücklich stapfte er nach Hause. Mr Fogartys Stimme hallte wie ein Refrain in seinem Kopf nach. Deine Mutter. Du sollst nach Hause kommen. Jetzt gleich. Nach Hause kommen jetzt gleich. Hause kommen jetzt gleich. Jetzt gleich, jetzt gleich. Er konnte sich ziemlich gut vorstellen, warum seine Mutter wollte, dass er jetzt gleich nach Hause kam. Trotz der kalten Berührung des Regens brannte ihm das Gesicht. Er konnte einfach nicht fassen, was gerade geschehen war.
    Er hatte mitten auf dem Bürgersteig vor Anaïs gestanden und geflennt wie ein Baby, laute, schreckliche Schluchzer ausgestoßen und dazwischen zusammenhanglose Entschuldigungsversuche gestammelt, ohne zu wissen, wofür er sich überhaupt entschuldigen wollte.
    Sie war näher gekommen, und dabei wurde es nur immer schlimmer. Sie war näher gekommen, und hatte ihn in den Arm genommen und gedrückt, als wäre sie seine Mutter. »Ach Henry, was ist denn? Was ist denn los?« Er hatte

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