Das Elfenportal
klauen!«
»Doch, kann ich«, sagte Pyrgus. »Es gefällt mir nicht, aber irgendjemand hat versucht, mich zu töten, und ich glaube, mein Vater könnte in Schwierigkeiten sein, und dann gibt’s da noch diese Fabrik, die kleine Katzen in Leim ersäuft, und wenn ich ein paar Sachen stehlen muss, damit das alles aufhört, dann werde ich das tun. Vor allem, wenn Mr Fogarty dafür sorgen kann, dass sie wieder zurückgelegt werden.«
Henry machte den Mund ein paar Mal auf und zu, aber es kam nichts raus. Fogarty sagte: »Klappt so nicht, Pyrgus.«
»Warum nicht?«
»Du weißt nicht, wonach du suchen musst.«
Pyrgus runzelte die Stirn. »Sie können mir eine Liste geben.«
»Klar, kann ich«, sagte Fogarty. »Aber die wird dir nichts sagen. Oder weißt du etwa, wie ein Transistor aussieht?«
Nach einem Moment sagte Pyrgus: »Sie könnten ihn mir ja zeichnen.«
»So gut kann ich nicht zeichnen. Außerdem brauchen wir doch ganz schön viel Zeug. Ich kann Henry eine Liste geben. Henry geht auf diese Schule. Henry hat dort im Labor Unterricht. Henry weiß, wo alles ist und wie es aussieht. Henry muss das machen.«
Pyrgus sah Henry flehend an. »Würdest du dann wenigstens mitkommen und mir die Sachen zeigen, Henry? Ich übernehm das Stehlen. Und wenn wir geschnappt werden, sage ich, ich hätte dich gezwungen mitzukommen.«
Henry seufzte. »Schon gut – ich tu’s. Ich hol Ihnen, was Sie brauchen. Machen Sie eine Liste.«
»So ist’s recht!«, sagte Fogarty begeistert.
»Du brauchst nicht mitzukommen, Pyrgus«, sagte Henry. »Wär Quatsch, wenn sie uns beide schnappten.«
»Ich komme mit«, sagte Pyrgus nachdrücklich.
Henry wandte sich an Mr Fogarty. »Wann soll ich los?«
»Morgen Abend«, sagte Mr Fogarty prompt. »Morgen ist Sonntag – da wird dort kein Mensch sein.«
Morgen war immer noch Sonntag, aber als Henry frustriert auf seinem Bett vor sich hin brütete, konnte er sich nicht vorstellen, es wirklich zu tun. Geplant war nun, sich am frühen Morgen bei Mr Fogarty zu treffen. Dann sollten Pyrgus und er mit der Liste zur Schule gehen und, wenn die Luft rein war, dort einbrechen wie zwei Figuren aus Oliver Twist. Anschließend würden sie die notwendigen Komponenten zu Mr Fogarty bringen, um dann zu dritt diese merkwürdige Maschine zu bauen. Die Tarngeschichte war einfach: Mr Fogarty wollte, dass Henry einen zusätzlichen Tag arbeiten kam.
Nur: die Tarngeschichte funktionierte jetzt nicht mehr. Henry hatte Fogarty-Verbot.
Schlimmer noch, für morgen war ein Familienpicknick angesetzt. Seine Mutter hatte ein Verhältnis. Sein Vater drehte fast durch vor Kummer. Seine Schwester war in ein Pferd verknallt. Also war ein Familienpicknick genau das Richtige; da konnte man so tun, als wäre alles wie immer. Na, vielen Dank auch. Henry schloss die Augen. Wegen dieser Ausfluggeschichte konnte er sich nicht einfach zu Mr Fogarty schleichen und darauf bauen, dass seine Eltern es nie rauskriegten. Fast schon kam ihm der Verdacht, dass das Picknick nur dazu da war, ihn im Auge zu behalten.
Aber was konnte er schon tun?
Nach einer Weile stand er auf und zog die Turnschuhe aus, dann schlich er zur Tür und lauschte. Das Haus lag still. Er hatte seine Eltern vor über einer Stunde auf ihre getrennten Zimmer gehen gehört, also schliefen sie mit etwas Glück schon. Aber selbst wenn nicht, runter kamen sie bestimmt nicht mehr. Aisling, die Türknallerin, hatte er schon vor einer ganzen Weile nach Hause kommen gehört. Sie war inzwischen bestimmt auch im Bett.
Henry öffnete die Tür. Der Treppenabsatz war dunkel bis auf das kleine Nachtlicht in der Steckdose, damit man nachts auf Klo gehen konnte, ohne die Treppe runterzufallen. Auf Strümpfen schlich er zum Treppenabsatz und sah über das Geländer. Unten war auch alles aus, aber dank des Mondlichts, das durch die Vorhänge fiel, konnte er immer noch genug sehen. Sein Vater las wahrscheinlich noch, aber der kam eigentlich nie noch mal raus, wenn er erst mal im Bett lag. Auch bei Aisling und seiner Mutter schien das Licht aus zu sein. Henry schlich auf Zehenspitzen die Treppe hinab.
Das Telefon befand sich im Wohnzimmer und ein Nebenapparat in der Küche. Henry ging ins Wohnzimmer, weil es weiter von der Treppe weg lag. Er hatte zwei Nummern von Mr Fogarty – Festnetz und Handy. Die Festnetznummer konnte man tagsüber vergessen, weil Mr Fogarty sowieso nie ranging, aber da Henry sich nicht vorstellen konnte, dass er sein Handy über Nacht eingeschaltet ließ,
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