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Das Elfenportal

Titel: Das Elfenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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reichte Madame Cardui nicht. Sie war der Meinung, schon Eindruck machen zu müssen, bevor man sie überhaupt zu sehen bekam. Der ganze Gaukelwächter war eine Spezialanfertigung. Während es den meisten Leuten genügte, einen Standard-Türsteher zu kaufen, handelte es sich hier um einen acht Fuß großen Dschinn mit schwarzem Bart, Pluderhosen und Turban. Seine Augen glühten wie brennende Kohlenstücke.
    »Der junge Blue«, sagte Blue leise, und das Wesen verschwand in einer Wolke grünlichen Theaterrauchs. Blue ging zum nächsten Absatz hinauf und klopfte höflich an eine Tür mit zugezogenem Vorhang.
    »Immer herein, mein Schatz, immer herrrein mit dir!«, befahl eine durchdringende Stimme.
    Madame Carduis Salon war in jeder Hinsicht außergewöhnlich. Üppige, kräftige Farbwirbel kringelten sich über jede Wand und gingen hier und dort in kurze, den Geist verwirrende Landschaften voller Mantikoren und Einhörner über. Die Einrichtung schien fast vollständig aus Wogen von Seide und Samtkissen zu bestehen, zwischen denen hier und dort ein flacher Tisch stand, der Wasserpfeifen mit Purpuropium und flache Kristallschalen mit türkischem Honig bereithielt. Weihrauch hing schwer in der Luft. Seine Duftnote veränderte sich ständig, schien aber immer einen Hauch von Jasmin zu enthalten. Sinnliche Simbalamusik klagte und schnurrte, ganz leise nur, aber ihre schmeichelnden Klänge schlichen sich heimlich ein in Körper und Geist.
    Am außergewöhnlichsten jedoch war Madame Cardui selbst. Die Bemalte Dame war in ein Neglige aus schwarzer Spitze gehüllt und räkelte sich auf einem Kissenberg. Ein orangefarbener Zwerg und eine durchsichtige Persianerkatze leisteten ihr Gesellschaft. Neben ihr auf dem Tisch ratterten eifrig Miniaturmaschinen, die verrückte Bonbons und seltsame Briefchen mit Puder ausspuckten. Bis auf ihren Busen, den sie in ihrer Theaterzeit um einiges hatte vergrößern lassen, war Madame Cardui gertenschlank. Die Haut unter ihrem schweren Make-up war von Adern und einem Netz feiner Falten durchzogen, aber ihre Augen waren so dunkel, schimmernd und klar wie eh und je.
    Sie entblößte ihre scharlachroten Zähne zu einem Lächeln. »Lieber Blue«, begrüßte sie Holly Blue warm, »was für eine Freude, dich so rasch wiederzusehen.« Sie klopfte neben sich auf die Kissen. »Komm. Setz dich zu mir.« Ihr Zwerg arrangierte eifrig die Kissen, während Holly Blue sich setzte.
    »Sind wir allein, Madame?«, fragte sie beiläufig.
    Die Bemalte Dame atmete tief ein, als wolle sie den schweren Weihrauchduft inhalieren. »Allein, aber vielleicht nicht gänzlich ungestört«, sagte sie bedeutungsvoll und winkte träge. »Kümmern Sie sich darum, Kitterick.«
    Mit einem breiten Grinsen eilte der orangefarbene Zwerg zu einem Tisch an der Tür. Er nahm einen kleinen braunen Kegel aus einem Zedernkästchen und hielt ihn an eine Glühkugel, bis die Spitze zu schwelen begann, dann setzte er ihn auf eine flache Räucherschale aus Metall. Während er zu seiner Herrin zurückhuschte, stieß der Kegel einen prächtigen Funkenregen aus, mit dem sich ein Stillezauber über den Raum legte.
    »So!«, sagte die Bemalte Dame und seufzte. Sie setzte sich auf und reckte sich. »Nun denn, Hoheit«, sagte sie munter, »es geht um den Kronprinzen, nehme ich an.«
    Blue nickte. »Ja, Madame Cynthia.«
    »Ich dachte, er wäre wieder in Sicherheit.«
    »Das war er auch«, sagte Blue. »Mein Vater hat ihn in die Gegenwelt übertragen lassen.«
    Madame Cardui spitzte die Lippen. »Dürfte dort am sichersten sein, bis sich die Lage wieder beruhigt hat.«
    »Unglücklicherweise«, sagte Holly Blue, »hat jemand das Portal manipuliert.«
    »Ah«, sagte Madame Cardui. Sie sah Holly Blue nachdenklich an. »Gehen wir von einem Mordanschlag aus oder ist es nur ein dummer Streich gewesen?«
    »Eher ein Mordanschlag«, sagte Blue. Das Gift erwähnte sie lieber nicht. Sie vertraute der Bemalten Dame mindestens ebenso sehr wie ihren anderen Informanten, aber die Erfahrung hatte sie gelehrt, niemandem mehr zu sagen, als er wissen musste. »Die Sache ist die: Ich glaube, dass ihn schon vor seiner Rückkehr in den Palast jemand töten wollte.«
    »Aber wir reden nicht von Hairstreak?«
    »Nein, jemand anders.«
    »Und Ihr glaubt, es könnte dieselbe Person gewesen sein, die auch für die Sabotage des Portals verantwortlich ist?«
    »Ich halte es für möglich«, sagte Blue.
    »Wissen wir, wer ihn während seines kleinen Abenteuers in der Welt draußen

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