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Das Elfenportal

Titel: Das Elfenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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geerbt und für eine erhebliche Summe verkauft. Gerade war er dabei, sein Erbe durchzubringen, als er Brimstone kennen gelernt hat.«
    »Und was hat Brimstone für einen Hintergrund?«, fragte Blue.
    »Hexerei«, sagte Madame Cardui prompt. »Nekromantie und Dämonologie der übelsten Sorte. Er macht sogar seine Mitnächtlinge nervös.« Sie zog die Karte aus Kittericks Kopf und er geleitete sie zu ihren Kissen zurück, wo sie sich wieder hinlegte. »Es besteht kein Zweifel, Eure Hoheit – allen beiden ist ein Anschlag auf das Leben Eures Bruders durchaus zuzutrauen.«
    Blue sah sie an. »Dann sagen Sie mir besser, wo ich sie finde«, sagte sie grimmig.
     

Einundzwanzig
     
    » H at es wehgetan?«, fragte Blue neugierig. »Die Karte in den Kopf gesteckt zu kriegen?«
    »Eigentlich nicht«, sagte Kitterick. Madame Cardui hatte darauf bestanden, dass er Blue zum Schutz begleitete. »Aber man kommt sich seltsam damit vor.«
    »Wie macht sie das? Mit irgendeinem Zauberspruch?«
    »Aber nein, durchlauchtigste Hoheit – ich habe einen Schlitz.« Er teilte die Haare und beugte sich vor, damit Holly Blue ihn sehen konnte. Ein Metallschlitz führte in seinen Schädel. »Die verschlüsselten Daten befinden sich auf den Karten – sie sehen aus wie ein ganz gewöhnlicher Satz Spielkarten, damit niemand Verdacht schöpft. Ich muss sie bloß einlesen. Es braucht ein wenig Übung, aber eigentlich nur, damit man nicht umfällt.«
    »Du liebe Zeit«, sagte Holly Blue.
    Sie waren in Cheapside unterwegs, einer Gegend der Stadt, in der Blue noch nie gewesen war und vielleicht auch kein zweites Mal sein wollte. Sie gaben ein merkwürdiges Paar ab. Blue war immer noch als Junge verkleidet, und Kitterick mit seiner hellorangefarbenen Haut und Kleidung reichte ihr kaum bis an die Schulter. Obwohl er stämmig war, schien er für einen anständigen Leibwächter doch um einiges zu klein zu sein, aber Madame Cardui hatte ihr versichert, dass er hochgiftig war. Ein Biss von Kitterick reichte normalerweise aus, um ein Brauereipferd niederzustrecken.
    Trotz der vorgerückten Stunde war Cheapside genauso überfüllt wie Northgate. Allerdings hatte Blue den Verdacht, dass die Passanten hier nach wesentlich weniger harmlosen Zerstreuungen suchten als dem Besuch eines Theaters oder einer Chaoshorn-Stube. Das hier schien ein raues Pflaster zu sein, das reinste Paradies für Straßenräuber. Zum Glück war Blue nicht auf sich allein gestellt. Allerdings zog Kitterick mehr Aufmerksamkeit auf sich, als ihr lieb sein konnte.
    »Sind gleich da«, sagte er. Er zeigte nach vorn. »Die dort ist’s.«
    Er sprach offenbar von der Seething Lane, in der Madame Cardui zufolge die Leimfabrik Chalkhill & Brimstone lag. Um diese Uhrzeit würde sie natürlich geschlossen sein, aber die Bemalte Dame hatte Blue die Privatadressen von Jasper Chalkhill und Silas Brimstone gegeben. Chalkhill besaß einen Landsitz in den Wildmoor Broads irgendwo hinter der Fabrik. Brimstone wohnte sogar noch weniger weit weg. Er besaß eine Wohnung in der Seething Lane. Kitterick zeigte auf einen engen, düsteren Durchgang zwischen einem Tattoo-Shop und einem Friseur, die beide geschlossen waren. Die Seething Lane sah aus wie die letzte Ecke des Reiches, in die man sich freiwillig begeben würde. Mit was für Leuten gab Pyrgus sich eigentlich ab?
    Bei näherer Betrachtung erwies sich die Seething Lane als geradezu abstoßend. Sie dünstete einen Geruch aus, der Holly Blue den Magen umdrehte. Die Gasse war schmal, nur teilweise gepflastert und so dürftig mit Straßenlaternen ausgestattet, dass sie über weite Strecken in tiefer Dunkelheit lag. Eine gute Gegend für Verbrecher.
    Als hätte er ihre Gedanken gelesen, zog Kitterick eine brennende Fackel aus der Tasche und hielt sie hoch. »Ich gehe wohl besser vor, Durchlaucht«, sagte er leise. Blue hatte nichts dagegen. Sie tastete nervös nach ihrem Dolch, während sie Kitterick folgte.
    Die Gasse war menschenleer, und die beiden waren kaum ein Stück von der großen Straße entfernt, da hallten ihre Schritte unheimlich auf den Pflastersteinen. Der Gestank war hier noch um einiges stärker, aber Blue kämpfte den Würgreiz nieder. Einen Moment später sagte Kitterick: »Hier ist es.« Er hielt die Fackel so, dass ihr Lichtschein über die Nummer tanzte, die in die schmale Tür gebrannt war. »Siebenundachtzig. Hier wohnt Mr Brimstone.«
    Die Gasse führte zwischen uralten Häuserreihen hindurch, manche mit überhängenden Baikonen. Es

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