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Das elfte Gebot

Das elfte Gebot

Titel: Das elfte Gebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lester del Rey
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Marsianer, Vater Epstein“, protestierte Boyd.
    „Aber das ist schon fünfzig Jahre her. Und in der Zwischenzeit hatte ich eine Priesterausbildung, hier auf der Erde.“ Der alte Mann hob eine überraschend kräftige Hand und legte sie kurz auf Boyds Arm. „Mit der Zeit verschwindet die Tätowierung – wenn Sie Glück haben und genug Zeit. Sehen Sie, ich habe Ihnen Sorgen gemacht mit Dingen, die ich eigentlich gar nicht sagen wollte. Machen Sie das abendliche Sich-Gehenlassen eines müden, alten Mannes dafür verantwortlich, der endlich einen willigen Zuhörer gefunden hat – oder zumindest einen freundlichen. Prost.“
    Boyd hob das Glas an die Lippen. Der Raum schien irgendwie nicht mehr so stabil zu sein, er bemerkte, daß er leicht angetrunken war, wenn er auch an dem gegenübersitzenden Priester keinen solchen Effekt ausmachen konnte. Vielleicht fehlte ihm nur die Erfahrung. Er nahm einen größeren Schluck, während er darüber nachdachte. Vielleicht hätte er, damals, am letzten Abend mit Ellen, auch Wein trinken sollen. Vielleicht hätte er sie dann bitten können, ihn zu heiraten. Oder, wenn sie getrunken hätte … Er spekulierte nachdenklich mit diesen Gedanken; nur mit halbem Ohr hörte er zu, was Vater Epstein zu sagen hatte, doch einige Brocken davon blieben trotzdem hängen.
    Irgendwie ging es um das Gleichgewicht zwischen Population und dem technologischen Stand; ein Amerikaner vor der Katastrophe hatte mehr Energie und mehr Materialien verbraucht als dies vielleicht hundert vor der Domestikation der Tiere taten.
    Er führte aus, daß die gegenwärtige Population irgendwie wesentlich weniger gefährlich sei als die vor dem Holocaust, denn die Abfallproduktion sei wesentlich geringer.
    In diesem Augenblick tauchte er kurz aus dem Nebel auf. „Aber das wird nicht auf diesem Niveau bleiben. Nicht mit dem elften Gebot. Sie werden nicht aufhören, selbst dann nicht, wenn es hundert Milliarden gibt.“
    Epstein schüttelte den Kopf. „So weit wird es gar nicht kommen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt lassen die Umstände die Sterberate fast ebenso hoch sein wie die Geburtenrate. Früher oder später pendelt sich alles auf einem bestimmten Niveau ein. Oh, wenn das Projekt Australien klargeht, dann werden wir vielleicht eine Population von insgesamt zwanzig Milliarden erreichen. Aber jenseits davon … Je mehr Kinder geboren werden, desto schlechter werden die äußeren Umstände werden – was die Sterberate in die Höhe treibt und die Bevölkerungszahl wieder sinken läßt.“
    „Aber die Elendsrate wird ihr Maximum erreichen.“
    „Vielleicht, Dr. Jensen, vielleicht. Doch auch das Leben der paar hundert Australopithecinen, die einst die gesamte Population gebildet haben, war ziemlich elend. Wie auch immer, Bonaforte ist ein kluger und weitsichtiger Kopf. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich meine, dieser Teil des Planeten ist in einem etwas besseren Zustand als damals, als ich das erste Mal hierherkam. Schließlich gehen unsere gesamten Abwässer auf das Land zurück und verunreinigen nicht die Flüsse; und der Alkohol, den wir verbrennen, produziert lediglich Kohlendioxid und Wasser, das die Pflanzen wieder verwerten können. Verlieren Sie nicht den ganzen Glauben, mein Junge.“
    „Sie reden wie ein Priester“, rief Boyd, und wie er sofort erkannte, war sein Ton fast so bitter wie der Ellens.
    Epstein lächelte sanft. „Kein sehr guter, fürchte ich, denn ich muß Ihre Beruhigung Ihrem Beichtvater überlassen. Sie sind ein sehr junger Mann – die Zeit und ein paar eigene Kinder werden auch Ihren Standpunkt verändern.“
    „Ein großartiger Ratschlag – von einem Mann, der niemals ein eigenes Kind hatte“, sagte Boyd scharf.
    „Es ist trotzdem ein guter Rat“, antwortete der alte Mann. Er kippte die Flasche und beobachtete, wie der Wein in sein Glas floß. „Zudem habe ich einen Sohn – einen Jungen, den ich adoptiert habe, als ein Freund starb und ihn im Alter von vier Jahren meiner Obhut überließ. Das wurde mir erlaubt. Tatsächlich bin ich vor allen Dingen deswegen mit meinem Fläschchen Wein gekommen. Ich habe noch immer meine Quellen, und die sagen mir, daß er ein offenes Ohr für Sie hat, ganz egal, wie beschäftigt er auch sein mag. Ich wollte Sie bitten, ihm diese Nachricht zu überbringen: Vater Epstein spendet seinen Segen und wünscht ihm viel Glück!“
    Ein seltsamer Unterton schwang in der Stimme des alten Priesters mit, stark genug, um die geistige Lethargie Boyds zu

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