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Das elfte Gebot

Das elfte Gebot

Titel: Das elfte Gebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lester del Rey
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Schwätzen. Das ist eine Untugend des Alters.“
    Boyd schüttelte rasch den Kopf. „Bitte fahren Sie fort. Sie meinen, der atomare Holocaust hat das alles verursacht?“
    Er war sich dessen bewußt gewesen, daß gewisse Veränderungen stattgefunden und die Mutterwelt ruiniert hatten, doch das Wissen darum hatte er sich in kleinen, seltsamen Stückchen aus Büchern sowie aus seinen flüchtigen Eindrücken während des Fluges zusammengetragen. Er hatte auf dem Mars niemals einen Ökologen getroffen; dort war die Aufgabe, eine stabile Balance herzustellen, gelungen, man brauchte keine unnötigen Gedanken mehr daran zu verschwenden.
    „Der atomare Unfall?“ Epstein schüttelte den Kopf, die Bitterkeit in seinen Augen machte sich in seinem gesamten Gesicht breit. „Nein, Dr. Jensen. Jener segensreiche Unfall könnte das einzige Ereignis sein, das der Erde diese winzige Chance gab, die sie nun noch hat. Zuvor gab es mehr als sechs Milliarden Menschen, die das Recht des Hungers nach Technologie für sich in Anspruch nahmen, sie konsumierten Energie und Materialien auf einer Welt, die vielleicht – vielleicht, nicht sicher – die Ansprüche einer halben Milliarde technologisch geprägter Menschen hätte erfüllen können. Doch das Atom, die Katastrophe, beendete diesen Zustand. Eine Generation nach dem Unfall lebten weniger als einhundert Millionen hier – mit einer Technologie, die weit unter dem Maximum lag. Das genügte natürlich nicht, um die Erde wiederaufzubauen, dazu vermehren die Menschen sich zu schnell; doch es gab wenigstens eine Verschnaufpause und eine gewisse Erholung.“
    „Aber, was hat dann …?“
    Epstein hielt seinen Wein gegen das Licht und betrachtete das Farbenspiel. Dann nippte er ihn langsam leer und füllte die Gläser erneut. Seine Augen begegneten denen Boyds, er zuckte die Achseln.
    „Dummheit, Habgier, fehlgeleitete Aggression – summieren Sie all das und nennen Sie es Mensch. Hauptsächlich aber war es Mangel an Zeit. Vierzig Jahre vor der Katastrophe schien es keine Gefahren zu geben. Als das Desaster erkannt wurde, hatte man bereits zwanzig wertvolle Jahre verloren. Da war es schon an der Zeit für ein sofortiges Handeln, doch die Menschen mußten wieder weitere Jahrzehnte warten, bis eine vollkommen neue Generation herangewachsen war, die sich der Gefahren bewußt wurde. Da aber wäre es, ohne den Unfall, zu spät gewesen. Selbst das Wetter und die Ozeanströmungen veränderten sich.“
    Erneut zuckte er die Achseln, seine Augen wanderten zum Fenster. „Die Wölfe und die großen Katzen wurden von Männern getötet, die sich selbst Sportler nannten – Männer, die mit schweren Waffen aus großer Entfernung feuerten, aus keinem anderen Grund als dem Willen zu töten, obwohl manche sich für wahre Naturbewahrer hielten und glaubten, sie würden die Schwachen vor ihren übermächtigen Feinden beschützen. Ich habe ihre Propaganda gelesen – oder das, was davon geblieben ist. Das Land wurde von Farmern angebaut, die leben wollten und die die hungrigen Massen fütterten, auch jenseits dieser Ufer. Es gab mindestens tausend Spezies winziger Geschöpfe, die nicht mit den chemischen Düngern leben konnten, die die Menschen zur Fruchtbarmachung ihres Bodens verwendeten – und kein Boden kann gesund bleiben ohne diese Geschöpfe, die ihn bearbeiten. Das alles steht in Büchern, die Sie in den Bibliotheken der Kathedralen lesen können. Lesen Sie unter dem Stichwort Umweltverschmutzung nach.“
    Boyd konnte fühlen, wie der Wein langsam Wirkung zeigte. Bisher war es ein durchaus erfreuliches Gefühl, ungeachtet der unheilschwangeren Worte, die er hatte hören müssen. Er nippte erneut, wobei er das Gefühl genoß, bei jedem Schluck neue Geschmacksrichtungen feststellen zu können. Auf dem Mars gab es keinen Wein, und er kannte bislang lediglich die süßen Liköre, die es in New City gab.
    „Aber, Vater Epstein, das alles müßte doch der Kirche sicherlich bekannt sein.“
    „Es ist bekannt, mein Sohn. Ich selbst habe den gegenwärtigen Erzbischof in einer meiner Klassen unterrichtet, und er war ein guter Schüler – einer der besten.“
    „Doch Sie sagten, sechs Milliarden Menschen hätten diesen Planeten ruiniert. Nun leben hier etwa fünfzehn Milliarden – und noch immer propagieren sie ihr geheiligtes elftes Gebot!“
    Epstein schüttelte kichernd den Kopf. „Sie sind noch immer ein Marsianer, mein Junge. Auf dem Mars ist alles so einfach.“
    „Aber auch Sie waren einst ein

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