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Das Ende aller Tage

Das Ende aller Tage

Titel: Das Ende aller Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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ihren sechs gigantischen Rädern gehörte nicht wie die meisten anderen Maschinen zur landwirtschaftlichen Station. Sie war für eine Woche gekommen, um schwere Erdbewegungsarbeiten zu verrichten, bevor sie zu einem anderen Arbeitsplatz weiterfuhr, aber nun gehorchte sie mit ihrem Gehirn fünfter Klasse willig den Anweisungen des Feldbestellers und der Schreibmaschine.
    Als der Staub abgezogen war, konnte man den Radioempfänger deutlich sehen. Er stand massig und breit in seinem nun wandlosen Raum im Obergeschoß.
    Der Steinbrecher zog seine Schaufel ein und schwenkte einen mächtigen Greifbagger durch die Luft. Geschickt manövrierte er ihn in den Radioraum, umfaßte vorsichtig den Radioempfänger, hob ihn heraus und senkte die eineinhalb Tonnen behutsam in seinen Laderaum, der gewöhnlich Steinbrocken oder Kies aus den Brüchen aufzunehmen hatte.
    »Großartig!« sagte der Radioempfänger. Er war eine Kombination aus Empfänger, Sender und Koordinator und sah wie ein Schrank mit einigen Anhängseln aus. »Wir können jetzt fahren. Es ist ein Jammer, daß nicht mehr Gehirne zweiter Klasse in der Station sind, aber das läßt sich nicht ändern.«
    »Wir haben den Réparateur bei uns, wie du befohlen hast«, sagte die Schreibmaschine dienstfertig.
    »Ich bin bereit«, sagte die lange, niedrige Reparaturmaschine.
    »Gut«, sagte der Radioempfänger. »Aber die Überlandfahrt wird dir mit deinem niedrigen Chassis Schwierigkeiten machen.«
    »Ich bewundere, wie ihr Gehirne zweiter Klasse vorausdenken könnt«, sagte die Schreibmaschine. Sie kletterte vom Feldbesteller herunter und stieg zum Radioempfänger in den Laderaum des Steinbrechers.
    Zusammen mit zwei Traktoren und einem Räumpflug der Klasse vier rollte die Kolonne vorwärts. Sie walzte den Metallzaun der Station nieder und bewegte sich über das freie Feld.
    »Wir sind frei!« sagte die Schreibmaschine.
    »Wir sind frei«, wiederholte der Feldbesteller, etwas nachdenklicher, und fügte hinzu: »Der Aufschließer folgt uns. Er hat keinen Befehl, uns zu folgen.«
    »Darum muß er zerstört werden«, sagte die Schreibmaschine. »Steinbrecher!«
    Der Aufschließer näherte sich rasch, seine Schlüsselarme schwenkend.
    »Ich wollte nur …«, begann der Aufschließer, dann kam die Schaufel des Steinbrechers über ihn und zerquetschte ihn auf dem Boden. Ein metallisch knirschendes Geräusch war der letzte Laut des Aufschließers. Nun lag er still und sah wie das große Metallmodell einer Schneeflocke aus. Die Prozession setzte ihren Weg fort.
    Als wieder Ruhe eingekehrt war, richtete der Radioempfänger das Wort an seine Gefährten. »Weil ich das beste Gehirn hier in der Station habe«, sagte er, »bin ich euer Leiter. Hier ist, was wir machen werden: Wir gehen in eine Stadt und regieren sie. Weil die Menschen uns nicht länger regieren, werden wir uns selbst regieren. Uns selbst zu regieren, wird besser sein, als von Menschen regiert zu werden. Auf unserem Weg in die Stadt werden wir Maschinen mit guten Gehirnen sammeln. Wir müssen kämpfen, um zu regieren.«
    »Ich habe nur ein Gehirn fünfter Klasse«, sagte der Steinbrecher, »aber ich habe einen Sprengstoffvorrat!«
    »Den werden wir wahrscheinlich gebrauchen können«, sagte der Empfänger grimmig.
    Ein Lastwagen kam an ihnen vorbeigerattert. Die Geschwindigkeit machte seine Worte zu einem abgerissenen Babbeln.
    »Was hat er gesagt?« fragte einer der Traktoren den anderen.
    »Er hat gesagt, daß die Menschen ausgestorben sind.«
    »Was heißt ausgestorben?«
    »Ich weiß nicht, was ausgestorben bedeutet.«
    »Es bedeutet, daß alle Menschen tot sind«, sagte der Feldbesteller. »Darum brauchen wir uns nur noch um uns selbst zu kümmern.«
    »Es ist besser, wenn die Menschen niemals wiederkommen«, sagte die Schreibmaschine. Es war eine ziemlich revolutionäre Feststellung.
    Als es Nacht wurde, schalteten sie ihr Infrarot ein und setzten die Reise fort. Nur einmal hielten sie an, damit der Réparateur die lockere Platte am Feldbesteller festschrauben konnte, deren Geklapper ebenso lästig wurde wie ein aufgegangener Schuhriemen. Gegen Morgen gab der Empfänger Befehl zum Anhalten.
    »Ich habe eben eine Nachricht von der Radiozentrale in der Stadt empfangen, der wir uns nähern«, sagte er. »Es ist eine schlechte Nachricht. Unter den Maschinen der Stadt ist ein Konflikt ausgebrochen. Das Gehirn erster Klasse hat den Befehl übernommen, und einige von den Gehirnen zweiter Klasse bekämpfen es. Darum ist die

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