Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Ende aller Tage

Das Ende aller Tage

Titel: Das Ende aller Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
Vom Netzwerk:
milden Sonnenlicht.
    Auf dem Weg zur Maschinenstation begegneten ihm keine anderen Maschinen. Der Feldbesteller registrierte die Tatsache ohne Kommentar. Aber auf dem Stationshof sah er mehrere andere Maschinen, die er kannte. Die meisten von ihnen hätten um diese Zeit ihrer Arbeit nachgehen sollen. Statt dessen standen einige untätig herum, während andere hupend und in seltsamer Verwirrung auf dem Platz herumkurvten.
    Der Feldbesteller steuerte vorsichtig an ihnen vorbei, rollte vor das Lagerhaus 3 und sprach mit dem Saatgutverteiler, der müßig draußen stand.
    »Ich habe Bedarf an Saatkartoffeln«, sagte er zu dem Verteiler und stieß eine Anforderungskarte aus, die er mit Angaben über Menge, Qualität, Saatfläche, Feldnummer und andere Einzelheiten gelocht hatte. Er reichte sie dem Verteiler.
    Dieser hielt die Karte dicht vor sein Auge und sagte: »Die Anforderung ist in Ordnung. Die benötigten Saatkartoffeln sind vorrätig. Aber das Lagerhaus ist noch nicht geöffnet. Darum kann ich die Anforderung nicht erfüllen.«
    In letzter Zeit war es häufiger zu Pannen im komplizierten System der maschinellen Arbeit gekommen, aber dieses Hindernis war noch nie aufgetaucht. Der Feldbesteller dachte nach, dann sagte er: »Warum ist das Lager noch nicht geöffnet?«
    »Weil der Lageroperateur Typ P heute morgen nicht gekommen ist. Lageroperateur Typ P ist der Aufschließer.«
    Der Feldbesteller sah den Saatgutverteiler an, dessen Greifer, Fülltrichter und Meßskalen so verschieden von den Gliedern des Feldbestellers selbst waren.
    »Was für ein Gehirn hast du, Saatgutverteiler?« fragte er.
    »Klasse fünf.«
    »Ich habe ein Gehirn Klasse drei. Darum bin ich dir überlegen. Darum werde ich gehen und nachsehen, warum der Aufschließer heute morgen noch nicht gekommen ist.«
    Er ließ den Verteiler stehen und steuerte langsam über den weitläufigen Hof. Mehr Maschinen als zuvor schienen jetzt in sinnloser Bewegung zu sein; zwei waren zusammengestoßen und argumentierten jetzt mit kalter Logik. Der Feldbesteller kümmerte sich nicht um sie und rollte durch automatische Schiebetüren in die Stationshalle.
    Hier waren die meisten Maschinen mit Verwaltungs- und anderen Gruppen beieinander, beäugten sich und schwiegen. Unter den ziemlich gleichartigen Typen war der Aufschließer leicht zu finden. Er hatte fünfzig Arme, die meisten davon mit mehr als einem Finger, und jeder Finger endete in einem Schlüssel. Er sah wie ein riesiges Nadelkissen voller Hutnadeln aus.
    Der Feldbesteller näherte sich ihm.
    »Ich kann nicht mehr arbeiten, solange Warenhaus 3 nicht geöffnet ist«, sagte er. »Es ist deine Pflicht, jeden Morgen das Lagerhaus aufzuschließen. Warum hast du heute morgen das Lagerhaus nicht aufgeschlossen?«
    »Ich habe heute morgen keinen Befehl bekommen«, erwiderte der Aufschließer. »Ich muß jeden Morgen einen Befehl bekommen. Wenn ich den Befehl habe, schließe ich das Lagerhaus auf.«
    »Keiner von uns hat heute morgen Befehle bekommen«, sagte eine Schreibmaschine.
    »Warum habt ihr heute morgen keine Befehle bekommen?« fragte der Feldbesteller.
    »Weil das Radio keine ausgegeben hat«, sagte der Aufschließer und ließ ein Dutzend seiner Arme langsam rotieren.
    »Weil die Radiostation in der Stadt heute morgen keine Befehle erhalten hat«, sagte die Schreibmaschine.
    Da sah man den Unterschied zwischen einem Gehirn sechster und einem Gehirn dritter Klasse, womit die Schreibmaschine beziehungsweise der Aufschließer ausgestattet waren. Alle Maschinengehirne arbeiteten mit Logik, aber je niedriger die Klasse des Gehirns war – Klasse zehn stellte die niedrigste dar – desto simpler und weniger ergiebig fielen die Antworten aus.
    »Du hast ein Gehirn dritter Klasse; ich habe ein Gehirn dritter Klasse«, sagte der Feldbesteller zur Schreibmaschine. »Wir werden miteinander sprechen. Dieses Ausbleiben von Befehlen ist noch nie vorgekommen. Habt ihr nähere Informationen darüber?«
    »Gestern kamen Befehle aus der Stadt. Heute sind keine Befehle gekommen«, sagte die kleine Schreibmaschine. »Aber das Radio ist nicht ausgefallen. Darum müssen sie ausgefallen sein.«
    »Die Menschen sind ausgefallen?«
    »Alle Menschen sind ausgefallen.«
    »Das ist eine logische Folgerung«, sagte der Feldbesteller.
    »Das ist die logische Folgerung«, sagte die Schreibmaschine. »Denn wenn eine Maschine ausgefallen wäre, hätte man sie schnell ersetzt. Aber wer kann einen Menschen ersetzen?«
    Während sie sprachen,

Weitere Kostenlose Bücher