Das Ende aller Tage
nackt und ohne jeglichen Besitz angekommen ist.«
»Das ist es ja eben, wovon ich spreche«, sagte Schansfor. »Ishrail hat für alles eine Erklärung. Die Interpenetratoren, die ihn hierher brachten, kamen und gingen unbemerkt, und sie waren unsichtbar. So versucht er dem Argument zu begegnen, daß keine Anhaltspunkte vorliegen. Wir haben nichts. Es sind keine Raumschiffe gesichtet worden, auf den Feldern sind keine Spuren eines Landeplatzes zu finden, keine Stoffetzen fremdartiger Webart, keine weggeworfenen Reste, nichts. Er hat nicht einmal ein Hühneraugenpflaster vom Aldebaran. Nichts, absolut nichts. Nur seine wilde, durch nichts belegte Geschichte.«
»Und wenn Sie etwas hätten, würden Sie es wegdiskutieren«, sagte Davi.
»Sehen wir uns den nächsten Punkt an«, sagte Schansfor mit einem kummervollen Seitenblick zu seinem Vorgesetzten, der mitfühlend nickte. »Beachten Sie, daß Ishrail in die Flotte der Interpenetratoren eingetreten ist und sich dort bis zum Admiral hinaufgearbeitet hat.«
»Und?«
»Größenwahn. Wir werden sehen, daß dieses Motiv immer wieder anklingt. Hier wird es in den goldenen Sonnen der Admiralsinsignien offenbar. Ja, er hat sie uns sogar aufgezeichnet. Ein gewöhnlicher Dienstgrad oder eine niedrigere Offizierscharge oder was sie dort haben, tat es für ihn nicht. Er mußte Admiral sein, Admiral einer mächtigen Raumflotte. Solche Selbsterhöhungen sind bei Geisteskranken eine häufige Erscheinung.«
Davi schwieg. Er fühlte seine Selbstsicherheit schwinden und sehnte sich nach einem Gespräch mit Ishrail, um sich an dieser unverwüstlichen Natur aufzurichten. Wenn diese Teufel es nur sehen könnten! Ein Mann wie Ishrail konnte nichts Geringeres als ein Admiral sein.
»Der nächste Punkt«, fuhr Schansfor fort, »macht die Sache noch deutlicher. Sie werden sich erinnern, daß Ishrail behauptet, im Laufe dieses unwahrscheinlichen Krieges in die Gefangenschaft des Feindes geraten zu sein. Der Gegner besiegte ihn. Hat Ishrail Ihnen zufällig den Namen der Rasse mitgeteilt, die ihn gefangennahm? Sie hieß Ishrail! Ishrail wurde von Ishrail besiegt!«
»Was soll daran Besonderes sein?« fragte Davi einfältig.
Das war zuviel für Inald Uott. Er neigte sich nach vorn, wobei er fast seinen Wein verschüttet hätte.
»Das wagen Sie zu fragen?« rief er aus. »Wenn Sie uns mit gespielter Dummheit zu beleidigen versuchen, können wir dieses Gespräch gleich jetzt als beendet betrachten. Ishrail leidet – um die Sache in Begriffen auszudrücken, die Sie verstehen können – an Bewußtseinsspaltung. Er ist er selbst; zugleich aber ist er sein schlimmster Feind. Ishrail gegen Ishrail. Was das bedeutet, muß selbst einem Laien offenkundig sein.«
»Ganz und gar nicht«, sagte Davi, seine Erbitterung unterdrückend.
»Nun, jedenfalls sollte es so sein!«
»Durchaus nicht!« entgegnete Davi zornig. »Lieber Himmel, im letzten Krieg hat Bergharra gegen die Goraggs gekämpft. Einer unserer tapfersten Leute war Feldhauptmann Goragg, aber wir haben ihn wegen seines unglücklichen Namens nicht gleich in die nächste Klapsmühle gesperrt!«
Eisige Stille trat ein.
»Ich glaube«, sagte Uott schneidend, »daß diese abstoßende Umschreibung für Heilanstalt, die Sie soeben gebraucht haben, selbst in den billigsten Komödienhäusern als geschmacklos gilt.«
»Sie können nicht alles als Zufall abtun, Dael«, sagte Schansfor eilig und wedelte mit den Händen, als ob er seinen Vorgesetzten beschwichtigen wollte. »Sie müssen versuchen, diese Sache vom wissenschaftlichen Gesichtspunkt her zu sehen. Wir glauben nicht an Zufälle. Und nun lassen Sie mich kurz auf den nächsten und letzten Punkt eingehen.
Die Etikette dieses galaktischen Krieges erfordert, so behauptet der Patient, daß Admiräle und andere hohe Chargen, geraten sie in feindliche Gefangenschaft, auf Lebenszeit ins Exil geschickt werden. Wie in diesem Fall nicht anders zu erwarten, ist auch dieser Vorgang eine höchst komplizierte Angelegenheit, eine Mischung aus Nachsicht und Härte. Der Exilierte wird nackt und ohne alle Hilfsmittel auf einem fremden Planeten abgesetzt. Bevor das geschieht, wird ihm durch hypnotische Methoden die Sprache des Planeten oder Landes seiner Verbannung gelehrt. Was Ishrail auf bequeme Weise von der Schwierigkeit befreit, so zu tun, als spräche er eine fremde Sprache.«
»Sie stellen ihn als Lügner hin!« sagte Davi bitter.
»Nein«, widersprach Schansfor. »Das ist ein Mißverständnis
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